Liebe Hundefreunde,

in diesem Jahr veranstalten wir zum 22. Mal das Internationale Hundesymposium, zu dem wir Sie herzlich einladen. Wie auch in den vergangenen 21 Jahren tragen zahlreiche Experten aus dem In- und Ausland wieder interessante Themen rund um den Hund vor und wir haben uns wie immer bemüht, ein spannendes und abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen, das für jeden interessant ist, der mit Hunden lebt und/ oder arbeitet.

Das Symposium findet dieses Jahr wieder als Webinar statt, so dass Sie es bequem online von zu Hause aus besuchen können. Das Symposium wird aufgezeichnet – die Aufzeichnung können Sie bis zum 10.12.2023 online ansehen. Es ist von folgenden Instituten als Fortbildung anerkannt:

Über 30.000 Jahre lang hatten Hunde Aufgaben und mussten für diese geistig fit, gesund und langlebig sein. Seit 150 Jahren, manche erst seit wenigen Jahrzehnten, züchten wir „Rassen“, die es vorher so nicht gab. Unser traditionelles Rassekonzept mit vielen fragwürdigen Zuchtzielen (Schönheit, Extravaganz, Baby-Ähnlichkeit, Riesen- und Zwergenwuchs u.v.m.) und mit teilweise massiver genetischer Verarmung hat nicht wenige Rassen in enorme gesundheitliche Schwierigkeiten gebracht. Prof. Dr. Achim Gruber, Deutschland ist Tierpathologe und klärt die Fragen: Wie war das möglich und was waren die Kardinalfehler? Was können wir davon lernen und wie müssen wir unser Rassekonzept überdenken? Wie können genetische, molekulare und gentechnische Innovationen dabei helfen? Für ihn ist es höchste Zeit für eine fundamentale Wende!

Die Emotionen, die entstehen, wenn soziale Bindungen zu einem anderen Menschen beeinträchtigt werden oder verloren gehen – wie Gefühle der Isolation, Einsamkeit oder Ablehnung – umfassen eine Art von emotionalem Schmerz, der als „sozialer Schmerz” bezeichnet wird. Neuere Forschungen haben ergeben, dass der Begriff „Schmerz” nicht nur eine Metapher ist, sondern auf der Erkenntnis beruht, dass sozialer Schmerz in denselben Hirnregionen verarbeitet wird, in denen auch körperlicher Schmerz verarbeitet wird. Bei sozialen Lebewesen wie Elefanten, Pferden, Schafen, Ratten, Meerschweinchen, Hunden und Menschen spielt sozialer Schmerz eine große Rolle für das Wohlbefinden und die Lebensqualität. Dr. Franklin McMillan, USA erklärt in seinem Vortrag, dass dieses Thema für den heutigen Haushund möglicherweise von größerer Bedeutung ist als für jede andere Tierart auf der Erde. Es gibt Hinweise darauf, dass durch die Domestizierung die emotionale Bindungsbereitschaft von Hunden gegenüber Menschen stark verstärkt wurde, was zu größerer Freude bei Hunden in Gesellschaft von Menschen führt, aber auch zu größerem Leid, wenn ihnen menschliche Gesellschaft verweigert wird.

Richtlinien von Organisationen für Hundetraining wie LIMA (Least Invasive Minimally Aversive – „am wenigsten invasiv, minimal aversiv“) und die “Humane Hierarchy of Dog Training” (ein Modell, in dem Trainingsmethoden von minimal zu maximal invasiv eingestuft werden) bewerten derzeit negative Bestrafung und negative Verstärkung als gleichermaßen invasiv. In diesem Vortrag untersucht Jean Donaldson, USA, ob es ethisch vertretbar ist, wenn bei Problemen, mit denen sich Hundetrainer konfrontiert sehen, danach gearbeitet wird. Die Richtlinien werden auf ihre praktische Anwendbarkeit überprüft und Jean geht auf Situationen ein, in denen vorangegangene Maßnahmen (Antezedenzien, die von diesen Modellen als minimal invasiv eingestuft werden) aus Tierschutzsicht kontraindiziert sind.

Einige Hunde haben keinen guten Start ins Leben und wachsen unter Reizmangel auf. Dieser Umstand hat je nach Ausprägung Einfluss auf die weitere Entwicklung und wird bei Hunden als „Deprivation“ bezeichnet. Wibke Hagemann befasst sich seit vielen Jahren intensiv mit Angst- und Deprivationshunden. In ihrem Vortrag erklärt Wibke Hagemann, Deutschland, durch welche Umstände Deprivation bei Hunden entstehen kann und welche Folgen der Reizmangel langfristig für die Hunde hat. Sie geht des Weiteren darauf ein, warum diese Hunde im Training besonders sind und welche Aspekte im Umgang mit ihnen wichtig sind.

In der Regel sind Hundehalter mit dem Territorialverhalten ihres Hundes überfordert und wollen es einfach nur weghaben. Der Hund soll sich über Besuch freuen und jeden lieb und artig hereinlassen. Andere haben völlig unrealistische Erwartungen: Der Hund soll aufpassen, aber nur ein bisschen, nicht zu sehr und nur gegenüber Fremden. Einbrecher und andere unerwünschte Personen soll er vom Gründstück jagen, aber Freunde und den Postboten soll er natürlich reinlassen. In dem Vortrag von Clarissa v. Reinhardt, Deutschland geht es um Hunde mit ausgeprägter Territoriumsdistanz und Halter, die genau das wünschen. Trotzdem möchte niemand sozial verarmen, weil der Hund jeden attackiert, der sich dem Grundstück nähert und niemand will schuld daran sein, dass Menschen durch Beißvorfälle zu Schaden kommen. Wie schafft man also den Spagat zwischen erwünschtem Aufpassen auf „Haus und Hof“ und einem Hund, der zwar seiner Passion nachkommt, aber dennoch in seinem Verhalten in gewünschte Bahnen zu lenken ist?! Und vor allem – wie schafft man das ohne rüde Ausbildungsmethoden? Was muss schon bei der Anschaffung und Ausbildung bedacht werden und welche Persönlichkeitsmerkmale sollte der Halter mitbringen?

Wir Menschen neigen zu der Annahme, wir wüssten alles besser als ein Hund. Basierend auf dieser Annahme bewerten wir Hundeverhalten und versuchen es dann nach unseren Vorstellungen zu formen. Das nennen wir „Erziehung“. Aber ist es vielleicht möglich, dass wir vieles gar nicht besser wissen? Ist „Erziehung“ in manchen Fällen sogar kontraproduktiv? Haben wir im Umgang mit Hunden den Respekt vor ihrem Können verloren? Diese und ähnliche Fragen werden im Vortrag von Ulli Reichmann, Österreich zur Diskussion gestellt.

Hunde sollen immer nett sein, Kinder immer lieb. Böse Mädchen mag keiner, weinende Jungs sind schwach und ein Hund, der knurrt, ist unerwünscht. Unangenehme Gefühle, zum Beispiel Wut, zuzulassen ist für viele Menschen schwierig. Fast noch schwieriger ist es, mit den negativ empfundenen Gefühlen von Frustration, Ungeduld und Ablehnung des eigenen Hundes umzugehen. Bedeutet es nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben? Mensch und Hund lernen zu Beginn ihres Lebens, wie sie sich verhalten müssen, um geliebt zu werden und erfolgreich zu sein. Die unangenehmen Gefühle werden verdrängt, dämonisiert und vermieden, bis sie sich irgendwann Bahn brechen oder Mensch und Hund krankmachen. Wut, Trauer und Frustration gehören ebenso in unser Leben und das unserer Hunde wie Freude. In diesem Vortrag beschäftigt sich Karin Jansen, Deutschland mit den Gefühlen von Mensch und Hund und den Anforderungen, die unsere menschliche Gesellschaft an uns stellt. Sie zeigt Wege auf, mit diesen Gefühlen umzugehen, sie zu zeigen und zu bewältigen.

Obwohl emotionale Einflüsse auf das Verhalten seit einigen Jahren bekannt sind, wird normalerweise mehr Wert auf Angst als auf Frustration gelegt, wenn emotionale Unterschiede für problematisches Verhalten diskutiert werden. Frustration wurde erst in jüngerer Zeit wirklich thematisiert. Frustration ist eine wichtige Emotion für das Überleben, aber bei Haushunden kann sie viele problematische Verhaltensweisen verursachen und die Lebensqualität von Hunden und Menschen stark beeinträchtigen. In diesem Vortrag definiert Helen Zulch, England den Begriff „Frustration” im Bereich des klinischen Verhaltens, betrachtet die Rolle, die Frustration bei der Entwicklung von Verhaltensproblemen spielen kann und erörtert, was wir über den Umgang mit und die Vermeidung von problematischer Frustration bei Hunden wissen.

„Alte Hunde können nichts mehr lernen. Da braucht man gar nicht mehr versuchen, denen etwas beizubringen. Die sind, wie sie sind, da muss man mit leben …“ Diese und ähnliche Einschätzungen sind oftmals zu hören, wenn es um Hundesenioren geht. Nicht nur von Hundehaltern, sondern auch von Trainern oder Hundevermittlern im Tierschutz. Sabine Neumann, Österreich betreibt seit 15 Jahren das Hundeseniorenheim und -hospiz Tier-reich. Ihre Erfahrungen sind ganz andere. Mit mehr als 100 alten Hunden hat sie in dieser Zeit zusammengelebt. Ein erheblicher Teil davon ist nach einem Jahrzehnt Leben in Sozial- und Umweltdeprivation zu ihr gezogen. Sie erzählt von wahren Wundern, unglaublichen Veränderungen und Entwicklungen sowie Lernfähigkeit im hohen Alter. Gleichzeitig hält sie ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, gerade diesen Hunden eine Chance zu geben.

Emotionale Selbstregulation beim Hund, was ist das? Der Hund braucht eine gewisse Selbstkontrolle und sollte in der Lage sein, seine Emotionen und Handlungen zu kontrollieren, damit ein entspanntes Zusammenleben möglich ist. Michele Minunno, Italien spricht über die soziale Entwicklung und Erfahrung, die hinter einem ausbalancierten Hund steht und über die Fähigkeit, die eigenen Impulse, Emotionen und das eigene Verhalten unter Kontrolle zu halten. Und er spricht auch über die Wichtigkeit von Autonomie.

Freitag, den 17. November 2023
12.45 UhrBegrüßung und Eröffnung des XXII. Internationalen Hundesymposiums
13.00 – 14.30 UhrClarissa v. Reinhardt: „Erwünschtes Territorialverhalten“
Kurze Pause
15.00– 16.30 UhrWibke Hagemann: „Angst und Deprivation“
Kurze Pause
17.00 – 18.30 UhrProf. Dr. Achim Gruber: „Geschundene Gefährten: Über Irrwege in der Rassezucht und mögliche Auswege“
Samstag, den 18. November 2023
9.00 – 10.30 Uhr Helen Zulch: „Frustration bei Haushunden verstehen”
Kurze Pause
11.00 – 12.30 UhrMichele Minunno: „Emotionale Selbstregulation bei Hunden“
Mittagspause
14.00 – 15.30 UhrDr. Franklin McMillan: „Sozialer Schmerz beim Hund“
Kurze Pause
16.00 – 17.30 UhrJean Donaldson: „Negative Bestrafung, negative Verstärkung und tiergerechte Hierarchie“
Sonntag, den 19. November 2023
9.00 – 10.30 Uhr Karin Jansen: „Braver Hund, braver Mensch – Gefühle sind nicht brav!”
Kurze Pause
11.00 – 12.30 UhrUlli Reichmann: „Perfekt unerzogen – unerzogen perfekt?”
Mittagspause
14.00 – 15.30 UhrSabine Neumann: „Was Hänschen nicht lernt ... oder doch?”
gegen 16.00 UhrEnde des Symposiums

Wenn Sie am Symposium teilnehmen möchten, können Sie dieses direkt online buchen. Nach Eingang Ihrer Buchung erhalten Sie eine Buchungsbestätigung und Rechnung. Die Zugangsdaten zum Webinar schicken wir Ihnen per Email in der Woche vor dem Symposium. Das Symposium wird aufgezeichnet – die Aufzeichnung können Sie bis zum 10.12.2023 online ansehen.

Wir würden uns freuen, Sie im November bei diesem spannenden Programm dabei zu haben!

Mit hunde-freundlichen Grüßen
Clarissa v. Reinhardt + Team

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