Distanzen

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Grundsätzlich gibt es vier Distanzen, die von einem Hund je nach Rasse bzw. Mischung, Erziehung und Erfahrung mehr oder weniger stark eingefordert werden:

Die Territoriumsdistanz

Hierzu zählen Haus/ Wohnung, der Garten, häufig frequentierte Wege, die der Hund als sein Revier empfindet und das Auto. Das es Hunde gibt, die all das bereit sind zu verteidigen, ist bekannt, häufig gibt es beim Auto aber Missverständnisse darüber, ob der Hund wirklich das Auto verteidigt – oder sich selbst im Auto, was bedeutet, dass er sich in einem sehr begrenztem Raum befindet, in dem er kaum ausweichen kann. Nähert sich jetzt ein als Bedrohung empfundener Artgenosse oder Mensch, kann es zu distanzfordernden Verhaltensweisen kommen, die fälschlicher Weise als Verteidigung des Autos interpretiert werden.

Die Sozialverbandsdistanz (früher: Rudeldistanz)

Der Hund möchte einen gewissen Abstand zu Menschen und/ oder Tieren gewahrt wissen, die er zur Familie oder zum Freundeskreis zählt. Oftmals werden Kinder und alte bzw. behinderte Familienmitglieder besonders gut beschützt. Ebenso Halter, die einen schwächlichen, also beschützenswerten Eindruck auf den Hund machen. Der früher verwendete Begriff Rudeldistanz ist nicht wirklich treffend, da Hunde in der Regel nicht mehr in Rudeln leben und mit uns Menschen zwar eine enge soziale Beziehung eingehen, aber eben kein Rudel bilden (Rudel: Sozialverband miteinander Blutsverwandter Tiere).

Die Beutedistanz

Hierzu zählen jede Art von Futter, incl. Kauartikel, Leckerchen usw., oder bei einer stark ausgeprägten Beutedistanz sogar die Wasserschüssel(n). Ebenso Spielzeug, insbesondere, wenn der Hund durch viele Beute(wurf)spiele sehr auf dieses Spielzeug fixiert wurde und es somit für ihn eine große Wertigkeit gewonnen hat. Tückisch sind deshalb Trainingssysteme, die mit Hilfe von sog. MO`s (Motivationsobjekten) den Hund so stark auf diese vermeintliche Beute fixieren, dass er bereit ist, vieles/ alles dafür zu tun – und somit eben auch, sie vehement zu verteidigen. Es kann aber auch Distanz zu Gegenständen gefordert werden, die dem Hund gerade jetzt wichtig erscheinen. Hierzu zählt zum Beispiel Frauchen`s Socke, die der Hund sich während ihrer Abwesenheit nicht nehmen lässt, weil sie ihn in dieser Zeit durch den intensiven Geruch tröstet. Auch das antrainierte Bewachen der Beute/ des Rucksacks des Jagdgebrauchhundes, während sein Halter zum Beispiel das Auto holt, zählt dazu oder das Bewachen von Gegenständen im Rahmen anderer Trainingsformen.

Die Individualdistanz

Sie beschreibt die Distanz, die ein Hund zu einem Gegenüber gewahrt wissen möchte und ist die variabelste von allen. Sie kann sich innerhalb kurzer Zeit ändern und ist abhängig von vielen Faktoren, wie zum Beispiel:

Ist das Gegenüber vertraut oder fremd? Wie verhält es sich?

Bestehen Sympathien oder Antipathien?

Welche Erfahrungen wurden vom Hund mit diesem Gegenüber oder im Allgemeinen mit dieser Art von Gegenüber gemacht?

Hat der Hund Schmerzen oder ist er gesund?

Ist er gestresst oder entspannt? Übermüdet oder ausgeruht? Voller Angst oder nicht?

Wie verhält sich der Halter oder eine andere Bezugsperson oder ein Artgenosse beim Näherkommen dieses Gegenübers?

Und viele weitere…

Es ist ähnlich wie bei uns Menschen: Sind wir gestresst, werden wir lieber in Ruhe gelassen statt herzlich umarmt. Haben wir Schmerzen, wollen wir nicht geknuddelt und gedrückt werden – von Fremden schon gar nicht usw.

Die Ausprägung der Distanzforderung

Sie beschreibt die Distanz, die ein Hund zu einem Gegenüber gewahrt wissen möchte und ist die variabelste von allen. Sie kann sich innerhalb kurzer Zeit ändern und ist abhängig von vielen Faktoren, wie zum Beispiel:

Ist das Gegenüber vertraut oder fremd? Wie verhält es sich?

Bestehen Sympathien oder Antipathien?

Welche Erfahrungen wurden vom Hund mit diesem Gegenüber oder im Allgemeinen mit dieser Art von Gegenüber gemacht?

Hat der Hund Schmerzen oder ist er gesund?

Ist er gestresst oder entspannt? Übermüdet oder ausgeruht? Voller Angst oder nicht?

Wie verhält sich der Halter oder eine andere Bezugsperson oder ein Artgenosse beim Näherkommen dieses Gegenübers?

Und viele weitere…

Es ist ähnlich wie bei uns Menschen: Sind wir gestresst, werden wir lieber in Ruhe gelassen statt herzlich umarmt. Haben wir Schmerzen, wollen wir nicht geknuddelt und gedrückt werden – von Fremden schon gar nicht usw.

Wie wird Distanz gefordert?

Meist fällt dem Halter bzw. einer sich annähernden Person die Distanzforderung erst auf, wenn sie wirklich nachhaltig vom Hund gefordert wird. Das Drohverhalten in Form von Knurren, Zähnefletschen, nach vorne springen, Abschnappen in Richtung des Näherkommenden wird als gefährlich empfunden. Zeigt der Hund dies gegenüber Artgenossen, gilt er oft fälschlicherweise als unverträglich, zeigt er es gegenüber Menschen, gilt er als aggressiv, unberechenbar, bissig. Obwohl er eigentlich nur mitgeteilt hat, dass er jetzt wirklich Distanz zum Gegenüber haben möchte. Und meist ist es so, dass vorherige Signale wie Beschwichtigung oder versuchtes Ausweichverhalten nicht erkannt wurden und der Hund so, aus seiner Sicht völlig logisch, deutlicher werden muss, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Im schlimmsten Fall hat der Hund im Laufe seines Lebens gelernt, dass er wirklich nur durch starkes Abwehrverhalten wie beißen die Distanzforderung durchsetzen kann und dann kann es wirklich gefährlich werden. Fundiertes Fachwissen, ein gutes Einfühlungsvermögen und ein (manchmal lang) angelegtes Training können helfen. Im besten Falle lässt man es aber so weit gar nicht kommen, sondern beachtet die folgenden Regeln:

  • Kenntnis über die Rasse, bzw. Rassemischung des Hundes
  • Frage der Passung zwischen diesen Anlagen und den Lebensumständen des Halters
  • gute Beobachtungsgabe bei gleichzeitigem Wissen über das Ausdrucksverhalten des Hundes
  • gutes Einfühlungsvermögen in die Erlebniswelt des Hundes
  • Begegnung bzw. Training mit De-eskalationsstrategien


Gefahren der Kastration per Mikrochip beim Hund

Clarissa v. Reinhardt

von Dr. Michael Lehner und Clarissa v. Reinhardt

Im Jahr 2007 kam ein Mikrochip auf den Markt, der Hunderüden hormonell auf den Level eines kastrierten Hundes stellt. Der Vorteil soll sein, dass dieser Zustand reversibel und der Hund (je nach Wirkdauer des Chips) nach ca. sechs bis zwölf Monaten wieder ganz der alte ist.

Seitdem hat der sog. „Kastrationschip“ einen wahren Siegeszug in den Tierarztpraxen eingehalten und wird beinahe wahllos bei jedem Rüden eingesetzt, dessen Halter das wünscht, was allerdings längst nicht so ungefährlich ist, wie in der Regel vermutet. Eine eingehende Beratung durch die Tierärzte, die dem Halter einen klaren Überblick über die Risiken gibt, bleibt in der Regel aus. Ein Blick auf den Beipackzettel der Herstellerfirma beschreibt aber recht genau, wo die Probleme liegen. Bevor dieser näher erläutert wird, hier eine kurze Zusammenfassung zur besseren Übersicht:

  1. Der Chip wird ausdrücklich nur zur vorübergehenden Unfruchtbarmachung gesunder, geschlechtsreifer und nicht kastrierter Rüden empfohlen!
  2. Vor einer Verabreichung an aggressiven oder sonst verhaltensauffälligen Hunden wird vom Hersteller ausdrücklich gewarnt!
  3. Der Hersteller gibt an, dass der Wirkstoff in seiner Verabreichungsform bei jedem Hund gleich hoch sein kann. Es bleibt also ernsthaft zu hinterfragen, ob ein Mini-Yorkshire-Terrier tatsächlich die gleiche Dosis erhalten sollte wie ein 90 kg schwerer Bergkaukase?! Das empfiehlt nämlich tatsächlich die Herstellerfirma.
  4. Die potentiellen Folgewirkungen einer Langzeitbehandlung auf die Prostata, das Fell und die Muskelmasse wurden nicht gezielt untersucht. In den klinischen Untersuchungen wurde das Verhalten der Rüden nicht beurteilt. … Unmittelbar nach Implantation kann es lt. Hersteller zu einem kurzen vorübergehenden Anstieg des Plasmatestosteronspiegels kommen. Untersuchungen zur klinischen Relevanz dieses Testosteronpeaks liegen nicht vor! Bedingt durch den Wirkmechanismus kann eine vorübergehende Zunahme der testosteronabhängigen Einflüsse nicht ausgeschlossen werden.
  5. Da der Chip als Darreichungsform im Arzneimittelgesetz nicht vorgesehen ist, unterliegt er diesem auch nicht!!! Das bedeutet im Klartext, dass nicht die gleichen Zulassungsverfahren durchlaufen werden müssen wie bei Tabletten, Zäpfchen oder anderen Darreichungsformen!
  6. Der Hersteller gibt an, dass Langzeitdaten fehlen, die belegen, dass die klinische Wirkung (verringerte Hodengröße, verringertes Ejakulatvolumen, verminderte Spermienzahl und herabgesetzte Libido einschließlich Fertilität) nach zwölf Monaten oder wiederholter Implantation vollständig reversibel ist. Bei kleinen Hunden ist eine Wirkdauer bis zu 48 Monaten und länger berichtet worden. Ebenso ist nicht bekannt, was genau im Körper passiert, wenn man durch Mehrfachsetzung des Chips die Wirkung aufdoppelt. Vor der Verwendung des Implantats bei Hunden mit einem Körpergewicht unter 10 kg oder über 40 kg sollte vom Tierarzt lt. Hersteller eine Nutzen-/Risikobeurteilung durchgeführt werden, da dazu begrenzt Daten vorliegen.
  7. Schon wenige Wochen nach der Implantation hilft auch eine chirurgische Entfernung des Kastrationschips nichts, da die Hypophysen-Gonaden-Achse bereits reagiert hat! Kommt es also zu unerwünschten Veränderungen im Verhalten (siehe weiter unten), muss man mit dem Rüden leben, so wie er ist.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die meisten Hundehalter nach einer eingehenden Beratung durch ihren Tierarzt anhand des Beipackzettels von einer Setzung des Chips absehen! Und das ist angesichts der vielen ungeklärten Fragen und Risiken auch gut so, denn als Kastration „auf Probe“ ist der Chip eher ungeeignet! Sollte eine solche gewünscht sein, dann ist eher zum Mittel Tardastrex zu raten, das ein bis drei Tage nach Injektion ohne Erstverschlechterung wirkt, maximal sechs Wochen anhält und weitestgehend nebenwirkungsfrei ist.

Bitte lesen Sie im Detail, welche Gefahren/Probleme der Mikrochip zur Kastration beinhaltet bzw. welche ungeklärten Fragen er aufwirft:

Der Wirkstoff Deslorelin

Eigenschaften/Wirkungen laut Hersteller und Info Tierarzneimittel Kompendium der Schweiz: “Der GnRH Agonist Deslorelin, kontinuierlich in niedriger Dosis verabreicht, wirkt durch Suppression der Funktion der Hypophysen-Gonaden-Achse. Diese Suppression führt bei den behandelten Tieren dazu, dass das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH), die für die Aufrechterhaltung der Fruchtbarkeit verantwortlich sind, weder gebildet noch ausgeschüttet werden. Vier bis sechs Wochen nach Implantation senkt die kontinuierliche Abgabe einer niedrigen Dosis Deslorelin den Plasmatestosteronspiegel und die Funktion der männlichen Fortpflanzungsorgane, die Libido sowie die Spermatogenese werden herabgesetzt. Während der Behandlungsdauer verringert sich die Hodengröße. Die potentiellen Folgewirkungen einer Langzeitbehandlung auf die Prostata, das Fell und die Muskelmasse wurden nicht gezielt untersucht! In den klinischen Untersuchungen wurde das Verhalten der Rüden nicht beurteilt. Bedingt durch den Wirkmechanismus kann jedoch ein Einfluss auf das geschlechtshormonabhängige Verhalten vermutet werden. Unmittelbar nach Implantation kann es zu einem kurzen vorübergehenden Anstieg des Plasmatestosteronspiegels kommen. Untersuchungen zur klinischen Relevanz dieses Testosteronpeaks liegen keine vor. Bedingt durch den Wirkmechanismus kann eine vorübergehende Zunahme der testosteronabhängigen Einflüsse nicht ausgeschlossen werden.”

Genau das wird von Haltern immer wieder berichtet, nämlich dass der Rüde nach Setzen des Chips noch schwieriger im Verhalten wurde, als er sowieso schon war. Aggressionsprobleme steigern sich, statt zu verschwinden, evtl. so sehr, dass der Hund kaum noch zu halten ist. Eine chirurgische Entfernung des Chips in solchen Fällen ist nicht nur teuer, sondern nach kurzer Zeit schon sinnlos, weil die HypophysenGonaden-Achse bereits reagiert hat!

Was genau ist eigentlich drin im Chip?!

Zusammensetzung: Deslorelinum 4.7 oder 9,4 mg ut deslorelini acetas, Palmae oleum hydrogenatum, Lecithinum, Natrii acetas anhydricus, ad praeparationem pro 50 mg, mit Implantationsaufsatz und wiederverwendbarem Applikator!

Die Darreichungsform als Chip ist so eine Art Lücke im Arzneimittelgesetz der EU und der deutschsprachigen Länder und somit nicht gleichermaßen zulassungspflichtig wie normale Arzneimittel (Tabletten, Injektionen, Salben etc.) – das hatte man irgendwie nicht vorgesehen und bis jetzt auch noch nicht korrigiert.

Deslorin ist ein GnRH-Agonist und somit ein Stoff, der so wirkt wie ein gonadotrophes Releasing-Hormon – auf Deutsch: ein Hormon aus der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse), das die Ausschüttung von Hormonen aus den Ovarien (Eierstöcken) oder Testes (Hoden) stimuliert. Diese Hormone, das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH), die für die Aufrechterhaltung der Fruchtbarkeit verantwortlich sind, bewirken beim Rüden, dass wiederum Testosteron hauptsächlich in den Leydigschen Zwischenzellen im Hoden, aber auch in geringen Mengen in der Nebennierenrinde ausgeschüttet wird.

Der Kastrationschip, der kontinuierlich Deslorin in niedrigen Dosierungen in den Körper abgibt, wirkt damit zunächst wie eine dauerhafte Testosteronüberdosierung! Erst vier bis sechs Wochen nach der ChipImplantation senkt die kontinuierliche Abgabe einer niedrigen Dosis Deslorin den Plasmatestosteronspiegel, da der Rückkopplungskontrollmechanismus der Hypophysen-Gonaden-Achse dann langsam auf das Zuviel an Testosteron reagiert und dies runter regelt. Diese anfängliche Überdosierung ist auch der Grund dafür, dass sich das Verhalten der Rüden anfangs noch verschlimmert, statt verbessert!

Was sagt der Hersteller noch über den Chip?!

„Die potentiellen Folgewirkungen einer Langzeitbehandlung auf die Prostata, das Fell und die Muskelmasse wurden nicht gezielt untersucht. In den klinischen Untersuchungen wurde das Verhalten der Rüden nicht beurteilt. Bedingt durch den Wirkmechanismus kann jedoch ein Einfluss auf das geschlechtshormonabhängige Verhalten vermutet werden. Unmittelbar nach Implantation kann es zu einem kurzen vorübergehenden Anstieg des Plasmatestosteronspiegels kommen. Untersuchungen zur klinischen Relevanz dieses Testosteronpeaks liegen keine vor. Bedingt durch den Wirkmechanismus kann eine vorübergehende Zunahme der testosteronabhängigen Einflüsse nicht ausgeschlossen werden. Messungen der Plasmatestosteronspiegel haben die anhaltende pharmakologische Wirkung einer kontinuierlichen Abgabe von Deslorelin in den Blutkreislauf während mindestens sechs Monaten bei den Implantaten mit 4,7 mg und mindestens zwölf Monaten bei den Implantaten mit 9,4 mg nach Implantation bestätigt.“

Was sonst noch so passieren kann, scheint nicht recht untersucht zu sein. Würden Sie das bei einem normalen Medikament akzeptieren?! Wohl eher nicht! Da aber keine volle Zulassungspflicht besteht, muss der Hersteller auch nicht mehr Informationen liefern. Als anwendender Tierarzt, aber auch als Tierhalter wüsste man aber schon gerne mehr!

Weiter schreibt der Hersteller:

„Pharmakokinetik: Es wurde gezeigt, dass bei Hunden die maximale Plasmakonzentration 7 – 35 Tage nach Einsetzen eines Implantates von 5 mg Deslorelin erreicht wird. Der Wirkstoff kann bis ca. 2,5 Monate nach der Implantation direkt im Plasma nachgewiesen werden. Deslorelin wird rasch metabolisiert.“

„Indikationen: Zur Erzielung einer vorübergehenden Unfruchtbarkeit bei gesunden, nicht kastrierten, geschlechtsreifen Rüden.“

Würde man sich an diese Indikation halten, wäre Folgendes klar: Jeder Hund müsste einer gründlichen medizinischen Untersuchung unterzogen werden, um sicher zu gehen, dass er tatsächlich gesund ist zum Zeitpunkt der Verabreichung. Dies geschieht aber in der Regel nicht. Außerdem ist der Chip ausdrücklich (!) nur zur Unfruchtbarmachung gedacht, nicht zur Korrektur von unerwünschten Verhaltensweisen oder Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression, unerwünschtem Streunern usw.! Genau dies ist aber meist Wunsch der Halter.

„Dosierung/Anwendung: Subkutane Applikation. Die empfohlene Dosierung beträgt ein Implantat pro Hund, unabhängig von der Größe des Hundes.“

Nun sei die Frage erlaubt, ob es wirklich der Ernst der Herstellerfirma ist, dass ein Mini-Yorkshire-Terrier mit 1 kg Körpergewicht ebensoviel Wirkstoff verabreicht bekommen soll wie ein 90 kg schwerer Bergkaukase?!

„Um die Wirkung aufrechtzuerhalten, muss alle 6 Monate (Suprelorin 4,7 mg) bzw. alle 12 Monate (Suprelorin 9,4 mg) ein neues Implantat eingesetzt werden.“

O.k., das wird auf Dauer sicher nicht billiger als eine echte Kastration, aber die entscheidende Frage ist: Wie lange wirkt der Chip eigentlich wirklich? Ist das wissenschaftlich untersucht? Nein, leider nicht! Es wurde vor allem bei kleinen Hunden von Wirkdauern bis zu 48 Monaten und länger berichtet! Und was passiert, wenn man da quasi noch mal aufdoppelt, weiß auch niemand!

Anwendungseinschränkungen, Kontraindikationen

„Keine bekannt.“, sagt der Hersteller. Um gleich an anderer Stelle des Beipackzettels folgende Vorsichtsmaßnahmen zu empfehlen: „Die Anwendung des Implantats bei noch nicht geschlechtsreifen Hunden wurde nicht untersucht. Daher wird empfohlen, vor dem Einleiten einer Behandlung das Eintreten der Geschlechtsreife abzuwarten.“

Eine Unfruchtbarkeit wird im Zeitraum von 6 Wochen bis mindestens 6 Monaten nach Erstbehandlung erreicht. Behandelte Hunde sollen deshalb in den ersten 6 Wochen nach Erstbehandlung von läufigen Hündinnen ferngehalten werden.

Bei einem der 75 Rüden, die im Rahmen von klinischen Studien mit Suprelorin 4,7 mg behandelt wurden, kam es innerhalb von sechs Monaten nach der Implantation zur Paarung und Kopulation mit einer läufigen Hündin, was jedoch nicht zur Trächtigkeit der Hündin führte. Sollte sich ein behandelter Rüde zwischen sechs Wochen und sechs Monaten nach der Behandlung mit einer Hündin paaren, sind angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um ein Trächtigkeitsrisiko bei der Hündin auszuschließen.

In seltenen Fällen (4,7 mg: > 0,01 % bis < 0,1 %, 9,4 mg: (> 0,1 % bis < 1 %) wurde Verdacht auf mangelnde Wirksamkeit gemeldet (in der Mehrzahl der Fälle wurde über ungenügende Verringerung der Hodengröße berichtet und/oder eine Hündin gedeckt). Mangelnde Wirksamkeit kann nur durch Bestimmung der Testosteronwerte (Surrogat-Marker für die Fruchtbarkeit) nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf mangelnde Wirksamkeit sollte das Implantat des Hundes überprüft werden (z. B. Vorhandensein).

Jede Paarung, die später als sechs (Suprelorin 4,7 mg) bzw. zwölf (Suprelorin 9,4 mg) Monate nach der Implantation erfolgt, kann zu einer Trächtigkeit führen. Es ist jedoch nach dem anfänglichen Zeitraum von 6 (Suprelorin 4,7 mg) bzw. 8 (Suprelorin 9,4 mg) Wochen nicht notwendig, läufige Hündinnen von kontinuierlich behandelten Rüden fernzuhalten, sofern das Implantat alle 6 (Suprelorin 4,7 mg) bzw. 12 (Suprelorin 9,4 mg) Monate erneuert wird.

In bestimmten Fällen kann das Implantat bei einem behandelten Hund verloren gehen. Für den Verlust eines erstmalig gesetzten Implantats spricht, dass der Hodenumfang oder der Plasma-Testosteronspiegel innerhalb von 6 (Suprelorin 4,7 mg) bzw. 8 (Suprelorin 9,4 mg) Wochen nach der Implantation nicht sinkt; beides sollte nach korrekter Implantation abnehmen. Falls ein Implantat nach Re-Implantation verloren geht, kann eine kontinuierliche Zunahme des Hodenumfangs und/oder des Testosteronspiegels beobachtet werden. In beiden Situationen sollte ein Implantat nachgesetzt werden.

Es wurde nicht untersucht, wie sich die Zeugungsfähigkeit von Rüden nach der Applikation von Suprelorin verhält, nachdem sich der Plasmatestosteronspiegel wieder normalisiert hat. Hinsichtlich des Plasmatestosteronspiegels, der einen anerkannten Marker zum indirekten Nachweis der Fruchtbarkeit darstellt, zeigte sich bei Suprelorin 4,7 mg innerhalb von 12 Monaten nach Implantation bei mehr als 80 % der Hunde bzw. bei Suprelorin 9,4 mg innerhalb von 2 Jahren nach Implantation bei 68 % der Hunde, die ein oder mehrere Implantate erhalten hatten, eine Normalisierung der Werte (≥ 0,4 ng/ml). Innerhalb von 18 Monaten nach Implantation normalisierten sich die Plasmatestosteronspiegel bei 98 % der Hunde bei Suprelorin 4,7 mg. In sehr seltenen Fällen (< 0,01 %) kann die temporäre Infertilität über 18 Monate dauern. Bei Suprelorin 9,4 mg normalisierten sich die Plasmatestosteronspiegel bei 95 % der Hunde innerhalb von 2,5 Jahren. Es fehlen Langzeitdaten, die belegen, dass die klinische Wirkung (verringerte Hodengröße, verringertes Ejakulatvolumen, verminderte Spermienzahl und herabgesetzte Libido einschließlich Fertilität) nach zwölf Monaten oder wiederholter Implantation vollständig reversibel ist.“

Wissen das wirklich alle Rüdenhalter vorher; vor allem auch Züchter?!

„Vor der Verwendung des Implantats bei Hunden mit einem Körpergewicht unter 10 kg oder über 40 kg sollte vom Tierarzt eine Nutzen-/Risikobeurteilung durchgeführt werden, da dazu begrenzt Daten vorliegen. Bei den klinischen Versuchen mit Suprelorin 4,7 mg war die durchschnittliche Dauer der Testosteronsuppression bei kleineren Hunden (< 10 kg) verglichen mit der größerer Hunde 1,5 mal länger.“

„Die chirurgische oder medikamentöse Kastration kann unerwartete Folgen für das Aggressionsverhalten (Besserung oder Verschlechterung) haben. Hunde mit soziopathischen Störungen und mit Episoden intraspezifischer (Hund zu Hund) und/oder interspezifischer (Hund zu anderer Spezies) Aggression sollten daher weder chirurgisch noch mittels Implantat kastriert werden.“

Und bei genau denen wird der Chip oft gesetzt!!!

Folgende Nebenwirkungen beschreibt der Hersteller: „Während 14 Tagen nach Implantation kann an der Implantationsstelle eine mittel- gradige Schwellung beobachtet werden. Histologische Unter-suchungen 3 Monate nach der Implantation haben leichte lokale Reaktionen mit chronischer Bindegewebsentzündung und einer gewissen Verkapselung sowie Kollagenablagerungen ergeben. In sehr seltenen Fällen (< 0,01 %) kam es unmittelbar nach Implantation zu einem vorübergehenden gesteigerten sexuellen Interesse, einer Größen-zunahme des Hodens und Hodenschmerzen. Diese Reaktionen gingen ohne Behandlung zurück.

Während des Behandlungszeitraums wurden klinische Effekte selten (> 0,01 % bis < 0,1 %) berichtet: Haarkleidstörungen (z. B. Haarausfall, Alopezie, Haarveränderungen), Harninkontinenz, Reaktionen im Zusammenhang mit der Downregulation (z. B. Abnahme der Hodengröße, reduzierte Aktivität). In sehr seltenen Fällen kann der Hoden in den Inguinalring aufsteigen.

In sehr seltenen Fällen (< 0,01 %) wurde über vorübergehende Verhaltensänderungen mit Aggression (siehe “Vorsichtsmaßnahmen”) berichtet.“

Haben wir nicht vom gleichen Autor/Hersteller gehört, es gäbe keine Anwendungsbeschränkungen oder Kontraindikationen?!

Weitere Vorsichtsmaßnahmen für den Anwender: „Das Implantat sollte nicht durch schwangere Frauen verabreicht werden. Andere GnRHAnaloga haben sich bei Versuchstieren als fetotoxisch erwiesen. Spezifische Studien zur Beurteilung der Wirkung von Deslorelin auf die Schwangerschaft wurden keine durchgeführt.

Ein Hautkontakt mit dem Tierarzneimittel ist zwar unwahrscheinlich, aber wenn es dazu kommt, sollte der exponierte Bereich sofort gewaschen werden, da GnRH-Analoga über die Haut aufgenommen werden können! Um eine versehentliche Selbstinjektion während der Applikation zu vermeiden, ist für eine angemessene Fixierung des Tieres zu sorgen und die Kanüle sollte bis zum Zeitpunkt der Implantation mit der Schutzkappe versehen bleiben. Im Fall einer versehentlichen Selbstinjektion sofort einen Arzt konsultieren und das Implantat entfernen lassen. Dem Arzt die Packungsbeilage oder das Etikett vorweisen. Während 14 Tagen nach Implantation kann an der Implantationsstelle eine mittelgradige Schwellung beobachtet werden. Histologische Untersuchungen drei Monate nach der Implantation haben leichte lokale Reaktionen mit chronischer Bindegewebsentzündung und einer gewissen Verkapselung sowie Kollagenablagerungen ergeben.“

Abschließende Gedanken

Nach Durchsicht des Beipackzettels der Herstellerfirma sollte gründlich überlegt werden, ob man seinem Hund den sog. Kastrationschip wirklich setzen lassen will – oder lieber nicht.

Ohne Zweifel hat es schon viele Hunde gegeben, bei denen er ohne nennenswerte Nebenwirkungen und auf gewünschte Weise funktioniert hat, aber sicher gab es auch Fälle, bei denen anschließende Verhaltensprobleme auf Grund mangelnden Fachwissens nicht mit dem Chip in Verbindung gebracht wurden.

Und unbestritten gab es schon viele Fälle, bei denen diese Verhaltensprobleme zu gravierenden Belastungen der Mensch-Hund-Beziehung geführt haben.

Dr. Michael Lehner

Tierklinik Teisendorf

Clarissa v. Reinhardt

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Weiterführendes:


Auf die richtige Motivation kommt es an!

Auf die richtige Motivation
kommt es an!

Ohne Frage – Motivation ist ein sehr wichtiges Thema bei der Hundeerziehung, sie bildet die Grundlage für ein erfolgreiches Training. Häufig wird bei diesem Thema an Belohnungen gedacht, daran, was man seinem Hund anbieten kann, damit er bereit ist, mit einem zusammenzuarbeiten. Hier stehen grundsätzlich mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

  1.  Die Futterbelohnung. Bei ihr ist es wichtig, Leckerchen zu wählen, die der Hund auch wirklich mag! Klingt logisch, wird aber häufig nicht praktiziert. Oft bekommt unser Vierbeiner für gute Leistung die gleichen Trockenfutterkörner angeboten, die er morgens schon gelangweilt im Napf vorgefunden hat. Viel besser hingegen wären Wurst (möglichst wenig gewürzt), gekochte Fleisch-stücke oder Käse (Butterkäse, junger Gouda). Wer nun glaubt, das seien aber schon sehr besondere Schmankerl und der Hund könne sich ja nun wirklich auch mit einer weniger guten Futterbelohnung zufrieden geben, der denke über folgendes Beispiel nach: Wir fragen Sie, ob Sie uns helfen würden, unseren Keller aufzuräumen. Falls ja, werden Sie nach der Entrümpelungs-arbeit als Dankeschön ein trockenes Knäckebrot bekommen. Sind Sie motiviert? So richtig motiviert, so dass Sie mit Begeisterung an diese Aufgabe herangehen? Etwa nicht? Okay, dann versuchen wir es anders. Wenn Sie uns helfen, den Keller aufzuräumen, kochen wir hinterher Spaghetti mit Trüffel-Weißwein-Soße und frischem Parmesan. Jetzt doch motiviert? Na sehen Sie, genauso geht es Ihrem Hund!
    Natürlich darf es in der Futterbelohnung Varianten von „gutem Futter“ und „sehr gutem Futter“ geben. Für ein Kommando, das der Hund bereits gut kann und das ihm keinerlei Mühe bereitet, muss die Futterbelohnung nicht so herausragend sein wie für ein Kommando, das dem Hund offensichtlich deutlich schwerer fällt. Probieren Sie es doch einmal aus: Geben Sie Ihrem Hund eine Woche lang für das Kommando, das ihm am schwersten fällt (und nur für dieses!) etwas ganz Besonderes, z.B. Leberwurst aus der Tube. Sie werden sehen, seine Motivation, dieses Kommando gut auszuführen, wird deutlich steigen.Die Futterbelohnung ist außerdem die, die dem natürlichen Verhaltens-repertoire eines Caniden am ehesten entspricht, denn auch in der freien Natur ist die Motivation, Handlungen zu zeigen, um an Nahrung zu kommen, hoch.Einige Hundehalter – und auch Trainer – glauben übrigens, der Hund solle nicht für Leckerchen, sondern für sie arbeiten. Unsere simple Antwort: Warum sollte er? Nur weil der Mensch in seiner ganzen Selbstherrlichkeit glaubt, seine Anwesenheit allein genüge schon, den Hund ausreichend zu motivieren? Diese Einstellung hat sehr viel mit Humanpsychologie und gar nichts mit Tierpsychologie zu tun, denn sie entspringt dem Wunsch des Menschen, wenigstens von einem Lebewesen nur um seiner selbst willen geliebt zu werden, ohne etwas Besonderes dafür tun zu müssen. Wir können zwar gut verstehen, dass man sich wünscht, der Hund möge die Kommandos „wie selbstverständlich“ und aus Freude am gemeinsamen Arbeiten ausführen, aber aus biologischer Sicht muss das Lernen für den Hund eine Verhaltensanpassung sein, die ihm in irgendeiner Form Vorteile bringt, er hat keinen Grund „für uns“ zu arbeiten und sieht darin auch keinen Liebesbeweis. Ja, es gibt einige Hunde, die mehr oder weniger ohne Belohnungen unermüdlich und mit Spaß Kommandos ausführen. Für diese Hunde ist die Beschäftigung, das Arbeiten mit ihnen selbstbelohnend. Das können zum Beispiel Vertreter bestimmter Hütehundrassen sein, die züchterisch auf diese Art von Tatendrang selektiert wurden, also eine bestimmte Arbeitsfreude in ihren Genen tragen, was aber auch nicht bei allen Hütehunden der Fall ist. Die meisten Hunde aber brauchen handfestere Vorteile bzw. Belohnungen, um ihr Verhalten den Wünschen des Menschen anzupassen. Wenn man dazu nicht bereit ist, besteht die Alternative, den Gehorsam zuverlässig zu halten, nur in Zwang, anders gesagt im Androhen oder Anwenden von Strafe. Das Vermeiden der Strafe ist für den Hund auch ein Vorteil, daher ist es möglich, über das Androhen von Strafe gewünschte Reaktionen zu erhalten. Aber da ist die Wahl für uns wirklich einfach: Wir geben unseren Hunden lieber bis an ihr Lebensende Belohnungen, als immer wieder Zwang und Gewalt ausüben zu müssen, um sie zum zuverlässigen Arbeiten zu kriegen. Abgesehen davon glauben wir schon, dass unsere Hunde uns wirklich mögen… bestimmt auch wegen der leckeren Futterbelohnungen, die wir für sie bereit halten.
  2. Die zweite Motivationsmöglichkeit besteht darin, mit dem Hund zu spielen, wenn er eine Übung gut ausgeführt hat. Spiel kann eine sehr gute Motivation sein, wenn man einen aktiven, immer zu Abenteuern aufgelegten und spielbegeisterten Hund hat, für den Leckerchen zwar toll sind, aber eben nicht so toll wie spannende Interaktionen. Gerade das Abrufen von anderen Hunden kann durch Spielmotivation (z.B. ein Rennspiel mit dem Halter als Belohnung für das Zurückkommen) oft sehr zuverlässig beigebracht werden. Zwei Dinge sind dabei aber sehr wichtig zu beachten: Erstens muss das Spiel als Belohnung zu dem Kommando passen, das man gerade üben möchte. Wird dem Hund ein Ruhekommando wie beispielsweise „Platz“ beigebracht, und nach jedem Durchgang wird er mit einem wilden Spiel belohnt, so macht man es dem Hund unnötig schwer, da er beim Kommando „Platz“ lernen soll, ruhig und entspannt zu liegen. Die Belohnung „wildes Spiel“ bringt ihn aber jedes Mal in eine ganz andere, aufgeregte Erwartungshaltung, die er beim nächsten „Platz“ innerhalb von einer Sekunde wieder abstreifen soll. Daher eignet sich für Ruhekommandos wie „sitz“, „Platz“, „bleib“ oder „steh“ die Futterbelohnung deutlich besser.Zweitens ist wichtig, dass die Spielmotivation eben MOTIVATION sein soll, kein Aufpushen des Hundes und erst recht keine Erzeugung von Abhängig-keit. Das Spiel mit Gegenständen, insbesondere das ständige Werfen von Bällen oder Stöckchen, hat oft zur Folge, dass der Hund sich sehr aufregt oder sogar derart auf sein Spielzeug fixiert wird, dass er zum Spieljunkie mutiert, der wie ein Süchtiger dem „Motivationsobjekt“ in Herrchens oder Frauchens Hand nachjagt. Oft entsteht beim Hund dadurch ein sehr hoher Stresslevel. Hinzu kommt, dass dieses Spielzeug als Beute so viel Wichtigkeit im Leben unseres Hundes erhält, dass er schnell bereit ist, es gegen Artgenossen zu verteidigen, denn da, wo eine so wertvolle Beute ist, ist die Beuteaggression nicht weit. Last not least stellt sich für uns die Frage, wer wirklich einen Hund haben möchte, dessen Persönlichkeit so weit manipuliert wurde, dass ihn Sozialkontakte zu Artgenossen, das Schwimmen im Wasser oder das Toben über die Wiese nicht mehr interessieren, wenn das Objekt der Begierde in des Meisters Hand vorgeführt wird?! Wir finden es eher erschreckend und traurig, wenn uns Hundehalter mit zufriedener Miene erklären, nach langem Training könnten sie ihren Hund nun endlich an jedem Reiz vorbei führen, solange sie sein Bällchen hoch halten. Dies ist für uns keine Motivation mehr, sondern die Erzeugung von Abhängigkeit. Ebenso, wie der Drogensüchtige sich auf seine Droge nicht wirklich freut, sondern von ihr abhängig ist und ohne sie nicht leben kann. Wir wünschen uns motivierte Hunde, keine süchtigen.
  3. Als weitere Motivationsform gilt die positive Zuwendung in Form von Lob und Streicheln. Wir freuen uns über die gute Leistung unseres Hundes und teilen diese Freude mit ihm über freundliche Worte und zum Beispiel ein wohliges Kraulen über den Kopf. Manche Hunde sind davon sehr angetan, andere finden das o.k. und warten mit fragendem Blick auf die eigentliche Belohnung (z.B. leckeres Futter) und wieder andere finden diese Art der Zuwendung eher aufdringlich und könnten darauf gut verzichten. Dies hängt einerseits vom Charakter des Hundes ab, andererseits aber auch davon, wie Herrchen oder Frauchen loben und streicheln. Denken Sie immer daran, dass Hunde die menschliche Körpersprache oft ganz anders verstehen, als sie von uns gedacht war: Theatralisch anmutende Lobeshymnen mit weit ausladenden Armbewegungen, aufgeregtem Hüpfen und Quietschstimme werden unter Umständen eher als Warnsignal, Unsicherheit oder ungute Aufregung verstanden. Mit tiefer Bassstimme und resolut ausgesprochene Sätze wie „So ist es recht!“, während der Hund mit Klopfbewegungen auf dem Kopf „gestreichelt“ wird, nimmt er eher als Einschüchterung oder evtl. sogar als Aggression wahr. Die Engländer nennen diese Form des Lobes „Give him a headache!“, was so viel bedeutet wie „Mach ihm Kopfschmerzen!“ Eine freundliche, ruhige Stimme und ein sanftes Streicheln wären so mancher Hundeseele lieber. Wir empfehlen: Achten Sie auf die Reaktionen Ihres Hundes! Zeigt er durch Anschmiegen, dass ihm die Streicheleinheit gefällt, oder duckt er sich eher ab und versucht, sich den Berührungen zu entziehen? Wichtig bei der Motivation über positive Zuwendung ist, dass der Hund sie auch als angenehm und motivierend empfindet. Ansonsten ist es nämlich gar keine Motivation, sondern unter Umständen nur freudiger Überschwang unsererseits, weil der Hund gut mitgearbeitet hat.
  4. Zuletzt sei noch eine Motivationsart genannt, die Gott sei Dank von immer mehr Hundehaltern abgelehnt wird und nur noch bei sehr veralteten Trainingskonzepten zur Anwendung kommt: die Meidemotivation. Sie heißt deshalb so, weil der Hund motiviert ist, zu gehorchen, um die Reaktion des Halters zu vermeiden. Gearbeitet wird über einschüchternde Stimme, Schläge, Ziehen an den Ohren, Treten auf die Pfoten und andere Schmerz-einwirkungen, über Vereinsamung, Einschüchterung und psychisches Kaputtmachen, um den Hund dann wieder nach den Wünschen des Halters oder Trainers „aufzubauen“. Der Hund führt alle geforderten Handlungen so schnell wie möglich aus, soweit seine Angst dies zulässt, um einer solchen Strafe zu entgehen. Macht er seine Arbeit wirklich gut, werden von manchen Trainern sogar so genannte „Verleitungen“ aufgebaut, womit gemeint ist, dass der Hund absichtlich dazu gebracht wird, Fehler zu machen, damit man ihn dann wieder strafen kann. In einem Erziehungsvideo über Jagdhunde fällt zum Beispiel der Satz: „Nun müssen wir den Hund zum Ungehorsam zwingen, damit wir das Teletakt (Reizstromgerät) einsetzen können.“ Dieses vollkommen unlogische Vorgehen (Denn der Hund gehorcht ja bereits, und genau das war doch das Ziel, oder?!) lässt leider nur zwei Schlüsse zu: Absolutes fachliches Unvermögen oder eine perverse Lust, den Hund zu strafen, egal, ob er nun hört oder nicht. In dem gleichen Video ist übrigens ein Hund zu sehen, der vor lauter Angst so stark zittert, dass er sein Apportel kaum in den Fang nehmen kann, obwohl er weiß, was er tun soll. Der Ausbilder macht gut gelaunt weiter mit der „Ausbildung“ und bemerkt offensichtlich gar nicht, wie es dem armen Tier geht. So wenig Fachwissen macht wütend und so wenig Empathie macht Angst.

Wir sind froh, dass viele Hundehalter diese Methoden ablehnen und bewusst auf positive Motivation über Futterbelohnung, Spiel oder positive Zuwendung setzen. Aber auch die hat ihre Grenzen, und so hören wir immer mal wieder verzweifelte Sätze wie: „Da kann ich mit einer ganzen Fleischwurst vor seiner Nase herum-wedeln, er macht das trotzdem nicht. Obwohl er Fleischwurst liebt.“ Woran kann das liegen? Wir glauben, dass eine in Aussicht gestellte, attraktive Belohnung eben nur ein Teil der Motivation ist. Zwei weitere wichtige Aspekte dürfen nicht außer Acht gelassen werden:

1. Der Hund muss sich der Aufgabe gewachsen fühlen

Selbst wenn man uns als Belohnung ein wunderschönes Haus mit riesigem Garten und Swimmingpool anbieten würde, wären wir nicht motiviert, an eine Aufgabe heranzugehen, bei der wir davon ausgehen müssten, dass wir scheitern werden. Wir sind beide nicht sehr sportlich, und deshalb würden wir zum Beispiel die Aufgabe „Lauf morgen den 42-Kilometer-Marathon, dann kriegst Du das Anwesen“ gar nicht erst angehen, ganz egal, wie attraktiv die in Aussicht gestellte Belohnung ist. Im Gegenteil, unser Unvermögen, diese Aufgabe zu bewältigen, und der daraus resultierende Frust würden uns dem ganzen Thema Sport oder auch der Person, die uns dieses Angebot gemacht hat, genervt gegenüber stehen lassen.
Genau das gleiche Phänomen beobachten wir auch bei den Hunden. Sie trauen sich die gestellte Aufgabe nicht zu, weil sie zum Beispiel nicht schrittweise an sie herangeführt wurden, weil sie einfach zu schwierig für sie ist oder weil sie keine ausreichende Hilfestellung bekamen. Für den Außenstehenden sieht es so aus, als interessiere der Hund sich gar nicht für die Belohnung. In Wirklichkeit hat er aufgegeben, weil er sich hoffnungslos überfordert fühlt.
Auch wenn ein Irish Setter mit Leichtigkeit über eine Hürde springt, muss ein gleich großer, aber doppelt so schwerer Berner Sennenhund das nicht auch schaffen. Der über Monate ausgebildete Rettungshund läuft ohne Zögern über eine wackelnde Hängebrücke, nun soll der halbjährige Schäferhund des Vereinskollegen das auch
mal probieren – und scheitert natürlich, weil Herrchen oder Frauchen mit ihren Anforderungen geradezu größenwahnsinnig anmuten. Der Hund fühlt sich über-fordert und frustriert, er verliert an Selbstvertrauen und traut sich immer weniger an neue Aufgaben heran – oder zumindest an solche, die von dem Menschen gestellt werden, der ihn immer wieder überfordert hat.
Es ist also wichtig zu bedenken, dass die Motivation des Hundes auch ganz entscheidend von seiner Einschätzung abhängt, ob er sich der Aufgabe gewachsen fühlt und gute Chancen sieht, sie zu lösen.

2. Die Rahmenbedingungen müssen passen

Auch wenn die in Aussicht gestellte Belohnung stimmig ist und der Hund sich einer Aufgabe grundsätzlich gewachsen fühlt, kann die Motivation unzureichend sein. Dies ist dann der Fall, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Nehmen wir an, Sie könnten sehr gut kopfrechnen und man böte Ihnen 500,– Euro dafür an, dass Sie drei Stunden lang einfache Rechenaufgaben im Kopf lösen. Klingt gut, oder?! Aber wie wäre es um Ihre Motivation bestellt, wenn diese drei Stunden mitten in der Nacht auf freiem Feld bei Schneeregen stattfinden sollten und Sie nur mit leichter Jeans und T-Shirt bekleidet wären? Oder auf einer seit Wochen nicht gereinigten Bahnhofstoilette? Dieses Szenario mutet auf den ersten Blick unrealistisch an, aber schauen wir mal näher hin: Auf vielen Hundeplätzen werden auch heute noch im Winter bei Eiseskälte lange Übungseinheiten mit „sitz“, „Platz“ und „bleib“ auf kaltem, matschigem Boden verlangt. Die Trainer und Hundehalter achten bei diesen Übungen nicht darauf, ob die Hunde frieren, es ihnen unangenehm ist, sich in den Dreck zu legen oder andere Rahmenbedingungen nicht stimmen. Die Hunde sollen einfach tun, was ihnen gesagt wird und damit fertig. Schließlich kennen sie das Kommando ja! Aber Rahmenbedingungen gehören eben auch dazu, und auf sie zu achten und damit die Bedürfnisse des Hundes zu würdigen, dazu möchten wir anregen, denn die meisten Menschen möchten ihrem Hund ja eigentlich Gutes tun.
Wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, sind unsere Hunde wenig bis gar nicht motiviert, angesagte Übungen auszuführen, obwohl sie diese eigentlich beherrschen und Leckerchen zur Belohnung in Aussicht gestellt werden. Passende Rahmenbedingungen können übrigens für jeden Hund anders aussehen. Die Herdenschutzhündin Emma, die vor einigen Jahren ins Training kam, legte sich ohne zu zögern beim schlechtesten Wetter für Stunden nach draußen, ihr dickes Fell schützte sie genug, mit ihr konnte man bei jedem Wetter arbeiten – außer bei Hitze, da konnte sie sich auf rein gar nichts konzentrieren. Zwei kurzhaarige Hunde, die zur Zeit trainiert werden, blühen dagegen bei Wärme auf und lernen die tollsten Sachen – sobald aber Regen vom Himmel fällt, muss das Training abgesagt oder in einen Innenraum verlegt werden, denn sie fangen sofort an zu zittern und zu frieren und ihre Motivation sinkt auf Null. Beide bekamen deshalb inzwischen einen Mantel.

Um den Hund zu guter Arbeit zu motivieren, sind also mindestens drei Dinge erforderlich:
– eine erstrebenswerte Belohnung,
– dass sich der Hund der Aufgabe gewachsen fühlt und
– passende Rahmenbedingungen.Betrachten Sie unter diesen Gesichtspunkten doch einmal, wie Sie in der letzten Zeit mit Ihrem Hund trainiert haben. Vielleicht können Sie das ein oder andere ändern, damit er in Zukunft (noch) besser motiviert ist? Wir wünschen viel Spaß und Erfolg bei der gemeinsamen Arbeit!

Clarissa v. Reinhardt, www.animal-learn.de
Marion Elstrodt

P.S.: Hiermit laden wir alle Hundefreunde ein, bei der Verbreitung dieses Textes zu helfen. Wir erlauben als Autorinnen ausdrücklich, ihn (vollständig, unverändert und unter Nennung der Quelle) auf anderen Homepages zu veröffentlichen, auszudrucken und zu verteilen oder auf ihn hinzuweisen.


Beschwichtigungssignale - die häufigsten Fehlinterpretationen

Beschwichtigungssignale
-
die häufigsten Fehlinterpretationen

Artikel aus "Wuff"

In Presse|1. Oktober 2019

Unter dem Titel ,,Beschwichtigungssignale unter Beschuss” erschienen im vergangenen Heft zwei Artikel aus unterschiedlichen Perspektiven zum Thema. In dieser Ausgabe geht es u.a. um die häufigsten Fehl Interpretationen der Beschwichtigungssignale und um die Frage, wie wir Ihren Einsatz im Alltag mit unserem Hund sinnvoll nutzen können.


Ich habe heute einen Menschen gerettet

Unsere Blicke haben sich getroffen, als sie meinen Korridor entlangging und in die Zwinger schaute. Ich spürte ihre Not sofort und wusste, dass ich ihr helfen musste. Ich wedelte mit dem Schwanz. Nicht zu stark, damit sie sich nicht fürchten würde.

Als sie an meinem Zwinger stehen blieb, habe ich ihr den Blick nach hinten versperrt, damit sie das kleine Missgeschick, das mir passiert war, nicht sehen würde. Ich wollte nicht, dass sie erfährt, dass ich heute nicht ausgeführt worden bin. Manchmal haben die Leute hier so viel zu tun, und ich wollte nicht, dass sie einen schlechten Eindruck von ihnen bekäme.

Als sie die Karte mit meiner Beschreibung las, habe ich gehofft, dass meine Vergangenheit sie nicht traurig machen würde. Ich kann nur nach vorne schauen und möchte jemandem etwas bedeuten. Sie beugte sich zu mir herunter und machte leise Kussgeräusche. Ich drückte meine Schulter und meinen Kopf gegen die Gitterstäbe, um sie zu beruhigen.
Sanfte Fingerspitzen streichelten meinen Nacken, sie hat die Gesellschaft dringend gebraucht.
Eine Träne lief ihr über die Wange und ich hob meine Pfote, um ihr zu versichern, dass alles gut werden würde.
Kurz darauf öffnete sich meine Zwingertür und ihr Lächeln strahlte mich so an, dass ich sofort in ihre Arme gesprungen bin.

Ich versprach ihr, dass sie bei mir in Sicherheit wäre.
Ich versprach ihr, sie immer zu begleiten.
Ich versprach, alles dafür zu tun, dass ich ihr strahlendes Lächeln und das Glitzern in ihren Augen sehen würde. Ich hatte solches Glück, dass sie ausgerechnet meinen Korridor entlanggegangen ist.

So viele andere sind da draußen, die noch nicht diese Korridore entlanggegangen sind.
So viele, die noch gerettet werden müssen.

Wenigstens konnte ich einen von ihnen retten.
Ich habe heute einen Menschen gerettet.

Autor unbekannt


Brief aus einer ausländischen Tötungsstation

Dieser Brief stammt aus einer ausländischen Tötungsstation. Bitte leitet ihn weiter. Er sollte um die Welt gehen, und überall ausgehängt werden! Ich bedanke mich bei dem mir unbekannten Schreiber.

Brief von einem Arbeitnehmer aus einer Perrera:

"Ich glaube, unsere Gesellschaft braucht einen Weckruf. Als Leiter einer Perrera werde ich was mit Euch teilen ... einen Blick von innen, wenn Ihr mir erlaubt.
Zunächst an alle Züchter und Verkäufer von Hunden: Ihr solltet zumindest einen Tag in einer Perrera arbeiten. Wenn Ihr vielleicht den traurigen, verlorenen Blick in den Augen der Hunde seht, würdet Ihr Eure Meinung ändern und nicht an Menschen verkaufen, die ihr gar nicht kennt. Gerade diese Welpen könnten am Ende in meiner Perrera landen, wenn sie nicht mehr süße Hundebabys sind. Wie würdet Ihr Euch fühlen, wenn Ihr wüßtet, dass eine 90%ige Chance besteht, dass dieser Hund nie mehr aus dem Zwinger kommt, wenn er erstmal hier landet? 50% der Hunde, die hier abgegeben werden oder
verirrt rum laufen sind reinrassige Tiere. Hier die häufigsten Ausreden die ich höre, sind:

"Wir sind umgezogen und ich kann unseren Hund/ unsere Katze nicht mitnehmen."
Wirklich? Wohin ziehen Sie denn und warum suchen Sie sich nicht eine Wohnung oder ein Haus, in dem Sie mit Ihrem Tier leben können?

"Der Hund wurde größer, als wir dachten."
Und was dachten Sie denn, wie groß ein deutscher Schäferhund wird???

"Ich habe keine Zeit mehr für das Tier".
Wirklich? Ich arbeite 10 oder 12 Stunden am Tag und ich habe immer noch Zeit für meine 6 Hunde.

"Er zerstört meinen ganzen Garten "
Also, warum haben Sie ihn nicht im Haus mit der Familie?

Dann sagen sie immer: "Wir wollen nicht nerven und darauf beharren, dass Sie ihm ein gutes Zuhause suchen, denn wir wissen, dass er adoptiert werden wird, er ist nämlich ein guter Hund."

Das Traurige daran ist, dass Dein Haustier nicht adoptiert wird und weißt Du, wie stressig es in einem Zwinger ist? Nun, lass es mich Dir mal erklären: Dein Tier hat 72 Stunden Zeit eine neue Familie zu finden. Manchmal ein wenig länger, wenn die Zwinger nicht so voll sind und er völlig gesund bleibt.
Wenn Dein Tier sich erkältet, stirbt es. Die Katzen sehen ihrem sicheren Tod entgegen.
Dein Haustier wird in einen kleinen Käfig eingesperrt, umgeben vom lauten Bellen und Schreien von 25 anderen Tieren. Dein Haustier wird weinen und deprimiert sein und auf seine Familie warten, die es verlassen hat. Wenn Dein Tier Glück hat und es genügend Freiwillige gibt, könnte es sein, dass es mal ausgeführt wird. Wenn nicht, wird Dein Haustier keinerlei Aufmerksamkeit erhalten, abgesehen von einem Teller mit Essen, der unter die Zwingertür geschoben wird und einer Dusche mit Wasser, um die Exkremente raus zu spülen.
Wenn Dein Hund groß und/ oder schwarz ist oder einer Kampfhundrasse (Pit Bull, Dogge...) angehört, hast Du ihn in den sicheren Tod geführt in dem Augenblick, in dem Du mit ihm durch die Tür gekommen bist. Ein solcher Hund wird in der Regel nicht angenommen, egal wie "süß" oder wie "trainiert" er ist.
Wenn Dein Hund nicht in den 72 Stunden adoptiert wird und die Perrera voll ist, wird er sterben. Wenn die Perrera nicht voll ist und Dein Hund attraktiv und süß ist, kann man möglicherweise seine Hinrichtung verzögern, aber nicht für lange. Die meisten Hunde werden sofort umgebracht, wenn sie sich aggressiv zeigen, aber selbst der ruhigste Hund kann solch ein Verhalten zeigen, wenn er eingesperrt wird und die Veränderungen seines Umfeldes nicht erträgt.
Wenn Dein Hund sich mit Zwingerhusten infiziert (Canine infektiöse Tracheobronchitis) oder einer anderen Infektionen der Atemwege, wird er unverzüglich getötet, einfach weil wir keine Ressourcen haben, um Therapien in Höhe von 150,-- € zu bezahlen.
Und nun möchte ich Euch was über die Euthanasie schreiben für all die, die noch nie erlebt haben, wie ein vollkommen gesundes Tier umgebracht wird:

Als erstes werden die Hunde mit einer Leine aus ihrem Zwinger geholt. Sie denken, dass sie spazieren gehen werden und wedeln mit dem Schwanz. Bis wir in "den Raum" kommen, dort bremst jeder Hund ab. Ich bin davon überzeugt, dass sie den Tod und alle verlorenen Seelen riechen, die dort sterben mussten. Es ist seltsam, aber es passiert mit jedem von ihnen. Dein Hund oder Deine Katze wird von 1-2 Menschen gehalten, je nachdem wie nervös oder groß das Tier ist. Dann wird jemand von der Verwaltung oder ein Tierarzt den Tötungsprozess einleiten. Es wird eine Ader in seinem Vorderbein gesucht eine Dosis einer "pinken Substanz" injiziert. Hoffentlich ist Dein Haustier nicht scheu, wenn es von mehreren gehalten wird. Ich habe Hunde gesehen, die sich die Kanüle raus gerissen haben und in ihrem Blut gebadet haben, begleitet von lautem Weinen und Schreien. Viele schlafen nicht einfach ein, sie krampfen und ringen nach Luft und koten sich ein. Wenn alles fertig ist, wird Dein Tier wie ein Stück Holz gestapelt auf die anderen Hunde, die schon in der Gefriertruhe liegen, um darauf zu warten, wie Abfall abgeholt zu werden. Was passiert als nächstes? Wird es eingeäschert oder begraben? Wird es als Tierfutter verarbeitet? Du wirst es nicht erfahren, aber es war ja nur ein Tier und Du kannst Dir ja jederzeit ein Neues holen, richtig?

Ich hoffe, wenn Du bis hierher gelesen hast, dass sich Deine Augen getrübt haben und Dir die Bilder nicht aus dem Kopf gehen, denn ich sehe sie jeden Tag, wenn ich nach Hause komme von der Arbeit. Ich hasse meinen Job, ich hasse es, dass es ihn überhaupt gibt und ich hasse es zu wissen, dass es ihn weiterhin geben wird, wenn ihr Euch nicht ändert. Zwischen 9 und 11 Millionen Tiere sterben weltweit jeden Tag in den Perreras und nur Du kannst das stoppen.

Ich mache alles mögliche, um jedes Leben zu retten, aber die Tierheime sind immer voll und jeden Tag gibt es mehr Tiere, die rein kommen als die, die raus dürfen. Bitte züchte oder kaufe nicht, solange Hunde in den Perreras sterben. Hasse mich, wenn Du möchtest. Die Wahrheit tut immer weh und das ist nun mal die Realität. Ich hoffe nur, dass ich mit diesem Brief die Menschen erreichen kann, die züchten, ihre Tiere aussetzen oder wahllos kaufen.

Ich wünschte, jemand würde zu mir auf die Arbeit kommen und sagen: "Ich habe Deinen Brief gelesen und möchte ein Tier adoptieren." Dann hätte sich alles gelohnt.

Bitte, wenn Du möchtest, dass sich etwas ändert, verteile meinen Brief großzügig.


Tierschutz

Tierschutz, als unbequem bekannt,
wird lächelnd Spinnerei genannt.
Wen kümmert denn ein Hund der friert,
... an kurzer Kette vegetiert?
Wen Katzen, die kaum produziert
Verkehr und Jäger dezimiert?

Was regt man sich unnötig auf
weil angeboten zum Verkauf
und Lockmittel für manches Kind
Tiermassen auf dem Markte sind,
die, wenn der Neuheit Reiz vorbei
man weitergibt, von Skrupel frei.

Wen störts, wenn dann auf Inserate
ein Händler wieder Zugriff hatte
sich tarnt, er hätte den besten Platz
für diesen süßen Katzenschatz
das Tier, nach qualvollem Transport,
ausliefert dem Versuchstiermord?

Was tut`s, wenn für das Wohl der Menschen
Millionen Tiere schmerzvoll enden?
Warum nicht erst an Tieren testen
was wir nicht selbst erdulden möchten?
Wenn Menschenmord als Schwerverbrechen
geahndet wird, warum nicht rächen
an Wesen, die nur wehrlos zucken,
noch besser: Frei von Schuld begucken
wie man im Film ersticht, zertritt,
vom Tier zum Mensch - ein winziger Schritt!

Was macht es schon, wenn alles Vieh
jetzt produziert in Batterie
auf engstem Raum, wo`s hingestellt,
nur für Profit und Nutzen zählt,
sich einmal frei bewegen kann
auf seinem letzten Schlachthofgang?
Man weiß zudem, das Glück der Erde
liegt auf dem Rücken unserer Pferde.
Da Gnadenbrot sich nicht rentiert,
zum Schlachten man sie exportiert.

Ihr Jammer ist bestimmt vergessen
wenn wir Importsalami essen.
Auch weiß ein jeder ganz genau
bei uns zählt nur mit Pelz die Frau.
Was fragt man nach der Tiere Zahl
bei einem Nerz der ersten Wahl?

Was intressiert man sich so sehr
für Robbenmord im fernen Meer,
für Hunde auf den Phillipinen,
die totgequält zum Mahle dienen?
Für Stierkampf, dieses Volksvergnügen,
wo chancenlos die Tiere unterliegen?

Wer selbstlos für ein Tier tritt ein
muss irgendwo suspekt doch sein.
Sorgt erst für Menschen, hört man sagen.
Man ist versucht, zurück zu fragen,
was denn der Vorwurfsvolle tat,
wieviel er schon geholfen hat?

Man ist erfreut, dann zu erfahren
er spendet schon seit ein paar Jahren
zum guten Zweck ein Jahreslos.
Die Preise, die es gibt, sind groß.
Darauf wird kläglich er verstummen,
denn aktiv helfen nur die "Dummen".

Was da als Spinnerei verlacht
der Menschheit alle Ehre macht,
denn Tierschutz macht im kleinen gut,
was menschliche Zerstörungswut
an der Natur im großen schändet,
weil Menschheit, vom Verstand geblendet,
meint alles liegt nur ihr zu Füßen.
Vergisst, dass sie es selbst wird büßen!

(Sigrid Mayr-Gruber)


Giraffen reisen nach Hamburg

In Mombasa wohnte ich im Hause des Scheichs Ali bin Salim, des Liwali der Küste, eines gastfreundlichen, höflichen alten, arabischen Edelmannes.

Mombasa sieht nicht anders aus, als wie ein Kind das Paradies zeichnen würde. Der tiefe Meeresarm, der die Insel umspült, bietet einen idealen Hafen, das Land besteht aus weißlichem Korallenfels, der von breiten, grünen Mangobäumen und phantastischen, verwegenen grauen Affenbrotbäumen bestanden ist. Das Meer bei Mombasa ist blau wie eine Kornblume, und draußen vor der Hafeneinfahrt zeichnen die langen Brecher des Indischen Ozeans einen feinen, welligen, weißen Strich; sie grollen leise auch beim ruhigsten Wetter ...

Die flammende, rote Akazie blüht in den Gärten von Mombasa; unwahrscheinlich ist die Leuchtkraft der Farbe und die Zartheit des Laubes. Die Sonne dörrt und sengt Mombasa, die Luft ist salzgesättigt, täglich trägt der Wind vom Osten frische Vorräte salziger Lake herzu, die Erde selbst ist salzig und bringt nur wenig Gras hervor, der Boden ist kahl wie ein Tanzplatz. Aber die uralten Mangobäume haben ein dichtes, dunkelgrünes Laub und spenden den Segen des Schattens, sie umgeben ein Becken dunkler Kühle mit ihrem Gezweig ...

Im Hafen von Mombasa lag ein schäbiger deutscher Frachtdampfer zur Heimfahrt bereit. Ich kam an ihm vorüber, wenn ich auf Ali bin Salims Boot mit seinen Suaheliruderern zur Insel und zurück übersetzte. Auf Deck stand ein hoher hölzerner Verschlag, und über den Rand des Verschlags lugten die Köpfe zweier Giraffen. Sie kamen, wie mir Farah, der an Bord gewesen war, erzählte, von Portugiesisch-Ostafrika und gingen nach Hamburg an eine reisende Tierschau.

Die Giraffen wandten ihre zarten Köpfe hierhin und dorthin, als seien sie höchlich überrascht, wozu sie auch allen Grund hatten. Sie hatten das Meer noch nie gesehen. Der enge Verschlag bot ihnen nur Raum genug zum Stehen. Die Welt war plötzlich geschrumpft, hatte sich ringsum verändert und verengt.

Sie kannten und ahnten die Demütigung noch nicht, der sie entgegenfuhren. Denn sie waren stolze und arglose Geschöpfe, edle Wanderer der großen Steppen, sie wußten nichts von Gefangenschaft, Kälte, Gestank, Rauch und Räude, nichts von der Langeweile einer Welt, in der sich nichts ereignet. Menschenscharen in dunklen, übelriechenden Kleidern werden von den windigen, eisigen Straßen hereinkommen und die Giraffen anstarren und die Überlegenheit des Menschen über die stumme Kreatur fühlen. Sie werden lachend mit den Fingern auf die langen, dünnen Hälse zeigen, wenn sich die anmutigen, geduldigen, rauchgrauäugigen Köpfe über das Gitter der Menagerie strecken, in der sie so unmäßig hoch wirken. Die Kinder werden sich bei ihrem Anblick fürchten und schreien, oder sie werden sie liebgewinnen und ihnen Brot geben. Dann werden auch die Väter und Mütter finden, daß die Giraffen liebe Tiere sind, und werden meinen, Wunder wie gut sie zu ihnen seien. Werden die Giraffen in den vielen Jahren, die vor ihnen liegen, wohl je von ihrer verlorenen Heimat träumen? Wo mag sie sein, wohin sind sie verschwunden, die Weiden und die Dornbäume, die Flüsse und die Wassertümpel und die blauen Berge? Die hohe sanfte Luft über den Steppen ist fort und verflogen. Wo sind die anderen Giraffen hingekommen, die bei ihnen waren, als sie aufbrachen und dahingaloppierten über die wellige Ebene? Fort sind sie alle, geflohen und kommen wohl nie zurück.

Und in der Nacht - wo ist wohl der Mond? Die Giraffen kommen zu sich und erwachen in der Karawane der Wanderschau, in ihrem engen Stall, in dem es nach modrigem Bier und Stroh riecht.

Lebt wohl, lebt wohl, ich wünsche euch, ihr möchtet auf der Reise sterben, alle beide, damit keiner von den zwei zierlichen, edlen Köpfen, die sich jetzt staunend über den Rand des Verschlags in den Himmel von Mombasa recken, dazu verurteilt werde, einsam hin und her und hin und her zu schauen im fremden Hamburg, wo kein Mensch von Afrika weiß.

Und wir Menschen - wir müssen schon jemand finden, der sich ganz arg gegen uns versündigt hat, ehe wir die Giraffen reinen Herzens bitten können, uns unsere Sünde zu vergeben.

Tania Blixen


Schwarze Katze

Ein Gespenst ist noch wie eine Stelle,
dran dein Blick mit einem Klange stößt;
aber da, an diesem schwarzen Felle,
wird dein stärkstes Schauen aufgelöst:

wie ein Tobender, wenn er in vollster
Raserei ins Schwarze stampft,
jählings am benehmenden Gepolster
einer Zelle aufhört und verdampft.

Alle Blicke, die sie jemals trafen,
scheint sie also an sich zu verhehlen,
um darüber drohend und verdrossen
zuzuschauen und damit zu schlafen.
Doch auf einmal kehrt sie, wie geweckt,
ihr Gesicht und mitten in das deine
und da triffst du deinen Blick im geelen
Amber ihrer runden Augensteine
unerwartet wieder: eingeschlossen
wie ein ausgestorbenes Insekt.

Rainer Maria Rilke


Was es ist

Es ist Unsinn
Sagt die Vernunft
Es ist, was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist, was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist, was es ist
sagt die Liebe

            Erich Fried


GOD – DOG

When God had made the earth and sky, the flowers and trees,
He then made all the animals and all the birds and bees.
And when His work was finished not one was quite the same
He said, I`ll walk this earth of mine and give each one a name.
And so He travelled land and sea and everywhere He went,
A little creature follwed Him, until his strength was spent.
When all were named upon the earth and in the sky and sea,
The little creature said, Dear Lord, there`s not one left for me.
The Father smiled and softly said, I`ve left you to the end.
I`ve turned my own name back to front and
called you DOG, my friend.


Papageien Park (Jardin des Plantes, Paris)

Unter türkischen Linden, die blühen, an Rasenrändern,
in leise von Heimweh geschaukelten Ständern,
atmen die Ara und wissen von ihren Ländern,
die sich, auch wenn sie nicht hinsehn, nicht verändern.

Fremd im beschäftigten Grünen wie eine Parade,
zieren sie sich und fühlen sich selber zu schade,
und mit kostbaren Schnäbeln aus Jaspis und Jade
kauen sie Graues, verschleudern es, finden es fade.

Unten klauben die duffen Tauben, was sie nicht mögen,
während sich oben die höhnischen Vögel verbeugen
zwischen den beiden fast leeren vergeudeten Trögen.

Aber dann wiegen sie wieder und schäfern und äugen,
spielen mit dunklen Zungen, die gerne lögen,
zerstreut an Fußfesselringen. Warten auf Zeugen.

Rainer Maria Rilke


Sei das Beste, was immer du bist

Wenn Du nicht Kiefer sein kannst auf dem Hügel,
Sei ein Busch im Tal - aber sei
Der schönste kleine Busch am Ufer des Bachs.
Sei ein Busch, wenn du kein Baum sein kannst.

Wenn du kein Busch sein kannst,
Sei ein Büschel Gras
Und steh heiter am Straßenrand.
Wenn du kein Hecht sein kannst,
Sei einfach ein Barsch.
Aber der munterste Barsch im See.

Nicht nur Kapitän, auch Manschaft muss sein.
Für alle von uns ist Platz.
Viel Arbeit ist zu tun und wenig.
Doch die Pflichten, die wir haben, sind gleich.

Wenn du keine Straße sein kannst,
Sei nur ein Pfad.
Wenn du die Sonne nicht sein kannst, sei ein Stern.
Es ist nicht die Größe, nach der du siegst oder fällst.
Sei das Beste, was immer du bist.

Douglas Malloch


Der Bär hat eine Liste

Im Wald geht das Gerücht um, der Bär habe eine schwarze Liste aufgestellt, und alle, die draufstünden, müssten sterben.
Der Fuchs läuft zufällig dem Bären über den Weg und fragt ihn:.

“Du, Bär, stimmt es, dass Du eine schwarze Liste aufgestellt hast?”
“Ja”, sagt der Bär.
“Stehe ich drauf?”
Der Bär überfliegt die Liste. “Ja, Du bist auch auf der Liste.”
Verzweifelt und traurig sagt der Fuchs: “Gewährst Du mir einen letzten Wunsch? Darf ich noch mal nach Hause und mich von meinen Freunden und meiner Familie verabschieden?”
“Ja”, sagt der Bär.
Zwei Tage später ist der Fuchs tot.

Das Wildschwein trifft den Bären im Wald und fragt:
“Du, Bär, stimmt es, dass Du eine schwarze Liste aufgestellt hast?”
“Ja”, sagt der Bär.
“Stehe ich auch drauf?”
“Ja.”
Traurig fragt das Wildschwein: “Erlaubst Du mir einen letzten Wunsch?
Darf ich noch ein letztes Mal mit meinen Kumpels ausgehen?”
“Ja”, sagt der Bär.
Das Wildschwein macht ein letztes Mal richtig Party, zwei Tage später ist es tot.

Der Hase geht fröhlich pfeifend durch den Wald. Da läuft ihm der Bär über den Weg.
“Du, Bär, ich hab gehört, Du hast eine schwarze Liste aufgestellt. Steh ich auch drauf?”
“Ja.”
“Könntest du mich nicht streichen?”
“Doch, natürlich.”


If you can start the day

If you can start the day without coffeine or pep pills,

If you can be cheerful, ignoring aches and pains,

If you can resist complaining and boring people with your troubles,

If you can eat the same food every day and be grateful for it,

If you can understand when loved ones are too busy to give you time,

If you can overlook when people take things out on you, when through no
fault of your own something goes wrong,

If you can take criticism and blame without resentment,

If you can face the world without lies and decelt,

If you can conquer tension without medical help,

If you can relax without liquor,

If you can sleep without the aid of drugs,

If you can truly say that you wake each morning with undying loyalty to
everyone you know,

If you can find great happiness in the simplest things in life,

If you can forgive any action in the blink of an eye,

THEN, YOU ARE ALMOST AS GOOD AS YOUR DOG.

Übersetzung:

Wenn Du den Tag ohne Koffein oder Aufputschmittel beginnen kannst

Wenn Du fröhlich sein kannst, während Du Schmerzen ignorierst

Wenn Du es schaffst, Dich nicht zu beklagen und Leute mit Deinen Sorgen zu langweilen

Wenn Du jeden Tag dasselbe essen kannst und trotzdem dankbar dafür bist

Wenn Du Verständnis dafür hast, dass die, die Du liebst, keine Zeit für Dich haben

Wenn Du darüber hinwegsehen kannst, dass Dinge auf Deinem Rücken ausgetragen werden, für die Du nichts kannst

Wenn Du Kritik und Schuldzuweisungen hinnehmen kannst, ohne sauer zu werden

Wenn Du dieser Welt ohne Lügen und Betrug begegnest

Wenn Du Spannungen ohne medizinische Hilfe abbauen kannst

Wenn Du Dich auch ohne Alkohol entspannen kannst

Wenn Du ohne die Hilfe von Drogen einschlafen kannst

Wenn Du wirklich von Dir sagen kannst, dass Du jeden Morgen aufwachst mit nicht endend wollender Loyalität gegenüber jedem, den Du kennst

Wenn Du die größte Freude in den einfachsten und kleinsten Dingen des Lebens finden kannst

Wenn Du jede Tat im Moment eines Augenzwinkerns vergeben kannst

DANN BIST DU FAST SO GUT WIE DEIN HUND


Wenn es nur einmal so ganz still wäre

Wenn es nur einmal so ganz still wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen - :

Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken
und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.

Rainer Maria Rilke


Paradise and Hell

A man and his dog were walking along a road. The man was enjoying the scenery, when it suddenly occurred to him that he was dead. He remembered dying, and that the dog had been died for years. He wondered where the road was leading them. After a while they came to a high, white stone-wall along one side of the road. It looked like fine marble. At the top of a long hill it was broken by a tall arch that glowed in the sunlight. When he was standing before it he saw a magnificent gate in the arch that looked like mother of pearl, and the street that led to the gate looked like pure gold.

He and the dog walked towards the gate, and as he got closer he saw a man at a desk to one side. When he was close enough he called out: "Excuse me, where are we?"

"This is heaven, Sir" the man answered.

"Wow! Would you happen to have some water?" the man asked.

"Of course, Sir. Come right in and I'll have some ice water brought right up."

The man gestured, and the gate began to open.

"Can my dog come in, too?" the traveler asked.

"I'm sorry, Sir, but we don't accept pets."

The man thought a moment and then turned back toward the road and continued the way he had been going. After another long walk, and at the top of another long hill, he came to a dirt road which led through a farm gate that looked as if it had never been closed. There was no fence. As he approached the gate he saw a man inside, leaning against a tree and reading a book.

"Excuse me" he called to the reader, "Do you have any water?"

"Yeah, sure, there's a pump over there." The man pointed to a place that couldn't be seen from outside the gate. "Come on in."

"How about my friend here?" the traveler gestured to the dog.

"There should be a bowl by the pump."

They went through the gate and, sure enough, there was an old fashioned hand pump with a bowl beside it. The traveler filled the bowl and took a long drink himself. Then he gave some water to the dog. When they were full, he and the dog walked back toward the man, who was standing by then, waiting for them.

"What do you call this place?" the traveler asked.

"This is heaven," was the answer.

"Well, that's confusing, " the traveler said. "The man down the road said that was heaven too."

"Oh, you mean the place with the golden street and pearly gates? Nope. That's hell."

"Doesn't it make you mad for them to use your name like that?"

"No, I can see how you might think so, but we're just happy that they screen out the folks who'll leave their dogs behind."


Der große Wurf

Hin und wieder verzichtet meine Frau auf jegliche weibliche Diplomatie und wird ohne Umschweife direkt, so auch damals, kurz bevor ich mir am Kaffee die Lippe verbrühte:

"Ich möchte wieder ein Tier haben", sagte die stolze Besitzerin dreier Schildkröten, einer Gelbstirnamazone, einer weißen Maus und eines pflegebedürftigen Igels.

Durch die Suche nach einer brandlindernden Salbe gelang es mir, etwas Zeit zu gewinnen, ich wusste jedoch, dass ich den drohenden Schaden nur noch begrenzen, nicht aber vermeiden konnte.

Und die Unentbehrliche ließ nicht locker: "Ich will eine Katze, am besten aus dem Tierheim, die Farbe ist mir egal." "Einen Moment", protestierte ich und erinnerte sie an das einzige Verbot, das ich je verhängt hatte, nämlich das Verbot, ein Tierheim zu besuchen. Nur einmal hatte sie sich dem Verbot widersetzt und war mit reicher Beute heimgekehrt: drei Deutsche Doggen, vier kleine Terrier-Mischlinge und 25 süße, niedliche Kuschelkätzchen. Es dauerte ein halbes Jahr, bis wir die Tiere in der weitläufig begeisterten Verwandtschaft verteilt hatten, es war die größte Bewährungsprobe unserer Ehe seit ihrem vorletzten Tierheimbesuch.

Instinktiv nahm ich meine gewohnte Position ein: "Nein, nein und nochmals nein", sagte ich streng und hoffte, dass sich auf diese Art mit zwei Katzen davonkommen würde. Und tatsächlich, das weitere Gespräch verlief wie abgesprochen.

"Eigentlich brauchen wir zwei Kätzchen", sinnierte sie, "wir sind ja schließlich auch zu zweit." In dieser Phase der Diskussion griff ich auf eine bewährte rethorische Taktik zurück und signalisierte Bereitschaft - allerdings unter erschwerten Bedingungen.

"Also gut", seufzte ich laut, um ihr zu demonstrieren, wie schwer mir das Opfer fiel. "Ich bin mit zwei Katzen einverstanden. Aber meine muss ganz schwarz sein und weiße Tennissocken tragen."

"Prima", frohlockte die Unentbehrliche, "da habe ich genau das Richtige für Dich. Lunas Katze hat nämlich vor kurzem geworfen, lass uns am besten gleich hinfahren."

"Jetzt ist es aber genug", schrie ich auf, als meine Frau wie aus dem Nichts in Straßenkleidung dastand.

"Komm schon!" ermahnte sie mich trocken, "Luna erwartet uns in 10 Minuten."

Schnell rechnete ich durch: Luna wohnte gerade um die Ecke, die Fahrt dorthin, sozusagen ein Katzensprung, würde also höchstens zwei Minuten in Anspruch nehmen; demnach hatte die Unentbehrliche von vornherein acht Minuten für meinen Protest einkalkuliert. Diesen Erfolg durfte ich ihr nicht gönnen: Ich ging widerstandlos mit.

In Lunas Badezimmer begrüßte uns ein vierfaches, klägliches Miauen. Wie auf Eiern laufend, tapste uns ein Quartett wuscheliger Angorabällchen entgegen, zwei bunte, eine graue und eine undefinierbare, die wie die Farbpalette eines abstrakten Malers aussah. Aber keine schwarze, und schon gar keine mit weißen Söckchen. Doch dann geschah etwas Überraschendes.

Zielstrebig und unter Ausrufung infantilster Kosenamen ging meine Frau auf die Kätzchen zu, legte, guttural gurrend, drei der Tiere in einen Korb, nahm diesen auf und wandte sich zu mir: "Wir können gehen!"

Augenblicklich erkannte ich die einmalige Chance, mit nur drei Katzen nach Hause zu kommen. Schnell griff ich meiner Frau unter den Arm, um sie einerseits hinauszubegleiten, andererseits um sofort einen Würgegriff anbringen zu können, falls sie sich doch noch nach der vierten Katze bücken sollte. Mein Triumph ließ mich sogar vergessen, dass meine Farbwünsche rücksichtslos übergangen worden waren.

Den Abend verbrachten wir gemeinsam meist unter dem Sofa, das sich die Neuankömmlinge als erstes Versteck auserkoren hatten und das sie auch unter größtem Einsatz lockender Wollknäuel und aufregender Stricknadeln nicht verlassen mochten. Jeden schmerzhaften und lebensgefährlichen Versuch meinerseits, die Tierchen hervorzuholen, quittierte meine Frau mit Aussprüchen wie "Sind sie nicht süß?" oder "Sind sie nicht süß?" oder auch "Sind sie nicht süß?" - ihr Einfallsreichtum kannte angesichts des überwältigenden Erlebnisses keine Grenzen. Erst als uns das Hansaplast ausging, begaben wir uns glücklich und zufrieden zu Bett.

"Weißt Du", flüsterte ich der Unentbehrlichen schlaftrunken zu. "Ich bin stolz auf Dich, dass Du der vierten Katze widerstanden hast."

"Danke", säuselte sie mir ins Ohr und strich dabei zärtlich über meine Wundverbände. "Aber die vierte hole ich morgen ab. Die Katzenmutter soll sich doch langsam daran gewöhnen können, dass ihre Kinder nicht mehr da sind. Eine Katze kann das doch gar nicht begreifen, verstehst Du?"

Ich verstand sehr wohl und drückte unter Schmerzen ihre Hand. "Ich liebe Dich", sagte ich leise und freute mich auf die vierte. Irgendwo würde sich an diesem Tier doch ein kleines schwarzes Fellstück finden lassen. Und die Füßchen konnte man zur Not auch in Mehl tauchen, oder nicht?

Gregory Heath


Der Mensch hat nicht das Recht

Der Mensch hat nicht das Recht,
über die Tiere zu urteilen.
Sie stammen aus einer anderen Welt,
die älter und vollständiger war als unsere jetzt,
ihre Erscheinung ist besser und vollständiger,
sie haben Eigenschaften,
die wir verloren oder nie erreicht haben...
Sie sind keine Untertanen:
sie gehören einer anderen Nation an
und sind nur durch Zufall mit uns zugleich
ins Netz der Zeit gefallen, die wir Glanz
und Plage zugleich für die Erde sind.

Henry Beston


Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf. - Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke


"Der Retter der Tiere"

Ich betrachtete all die in Käfigen sitzenden Tiere im Tierheim ...
... die Wegwerf-Produkte der menschlichen Gesellschaft.
Ich sah in ihren Augen Liebe und Hoffnung,

Angst und Schrecken, Trauer und Verrat.
Und ich war voller Zorn.
"Gott," sagte ich, "das ist schrecklich! Warum tust Du nicht etwas?"
Gott war einen Moment lang still, und dann sprach er sanft.
"Ich habe etwas getan," antwortete er.
"Ich habe Dich geschaffen."

(Jim Willis 1999)


Der Tod bedeutet nichts

Der Tod bedeutet nichts. Er zählt nicht. Ich bin nur nach nebenan gegangen. Nichts ist geschehen. Alles bleibt genau, wie es war. Ich bin ich, und Ihr seid Ihr, und das alte Leben, das wir in so herzlicher Gemeinsamkeit geführt haben, ist davon unberührt und bleibt unverändert. Wir sind füreinander nach wie vor, was wir immer waren. Nennt mich mit dem alten vertrauten Namen. Sprecht von mir ebenso unbeschwert wie sonst auch. Ändert Euren Ton nicht. Tragt keine feierliche oder traurige Miene zur Schau. Lacht, wie wir immer über die kleinen Späße gelacht haben, über die wir uns gemeinsam gefreut haben. Spielt, lächelt, denkt an mich, betet für mich. Laßt Euch meinen Namen stets so vertraut sein, wie er Euch früher war. Er soll leichthin ausgesprochen werden, ohne die kleinste Spur eines Schattens darauf. Alles geht weiter, wie es war, ohne Unterbrechung. Was ist denn dieser Tod anderes als ein kaum wahrnehmbarer Zwischenfall? Warum sollte ich Euch aus dem Gedächtnis schwinden, weil ich Euch nicht mehr sichtbar bin? Ich warte nur auf Euch, irgendwo ganz in der Nähe, gleich um die Ecke, für eine kleine Weile. Alles steht zum besten.


Die Hummel

wiegt 4,8 Gramm.

Sie hat eine

Flügelfläche

von 1,45 qcm

bei einem Flächenwinkel von 6°.

Nach dem Gesetz

der Aerodynamik

kann die Hummel nicht fliegen.

Aber die Hummel

weiß das nicht.


Ein kleiner alter Rüde...

Einer nach dem Anderen geht an meinem Käfig vorbei.
Zu alt, zu verbraucht, zu abgenutzt, auf keinen Fall.
Hat die Zeit hinter sich, taugt nicht mehr für Lauf und Spiel mit dem Ball.
Dann schütteln sie langsam den Kopf und gehen vorbei.

Ein kleiner alter Rüde, krank von Arthrose und Schmerz.
Es scheint, für mich gibt es keinen mehr mit Herz.
Ich hatte mal ein Zuhause und auch ein Bett.
Einen Platz warm und Futter - so nett.

Nun wird mein Fang grau und mein Augenlicht schwach.
Wer möchte einen Hund, so alt und schwach.
Meine Familie entschied, ich sollte weg.
Ich war im Weg und meine Haltung, kein Zweck.

Ganz gleich welcher Grund in den Sinn ihnen kam.
Es war nicht Recht, dass man mein Leben mir nahm.
Nun sitz ich im Käfig. Tagaus und tagein
finden jüngere Hunde ein neues Daheim.

Als ich, fast am Ende, schon den Glauben verlor,
sahst Du mein Gesicht und Hoffnung kam empor.
Du sahst durch das Grau und die vom Alter gebeugten Beine
und sagtest mir, dass jenseits des Käfigs die Sonne noch scheine.

Du nahmst mich nach Hause, gabst mir Futter und einen Platz zum leben,
teiltest dein Kissen mit meinem armen müden Kopf daneben.
Wir schmusen und spielen und Du sprichst lieb mit mir.
Du liebst mich so innig und zeigst es auch hier.

Auch wenn ich viele Stunden mit andren verbracht habe,
so ist deine Liebe zu mir eine besondere Gabe.
Ich verspreche die Liebe zurück zu geben,
während meines gesamten restlichen Leben.

Wir werden Wochen oder Jahre miteinander überstehen.
Wir teilen ein Lächeln und ich werde dich weinen sehen.
Und wenn der Abschied kommt für mich und dich,
weiß ich, dass Du weinst und dein Herz trauert um mich.

Wenn ich dann die Brücke erreiche, ganz frisch
Sind meine Gedanken bei dir an deinem Tisch.
Und ich werde prahlen vor allen und jedem
von der Person, die meine letzten Tage erfüllte - mein Leben.

(Anonym)


Hundelend

Der Betrug

„Man hat mich gesehen und kaufte mich prompt,
denn ich bin ein Hund, der vom Züchter kommt.
Und wird es nicht allenthalben empfohlen,
man soll gute Hunde beim Züchter holen?
Und alle Erwartungen trafen ein:
Ich bin hübsch, lieb und kann auch folgsam sein."

„Mich hat man am Strand draußen aufgelesen,
da bin ich seit Monaten schon gewesen.
Man hat mich getreten, es gab nichts zu fressen,
dann stieß man mich weg und hat mich vergessen.
Bin alt nun und krank, mein Herz tut mir weh.
Hab nur gelernt, dass ich gar nichts versteh'."

„Ich wurde in einer Tonne geboren,
meine Finder gaben mich schon verloren.
Mein rechtes Ohr hängt, das Linke blieb stehen,
und auf einem Auge kann ich nicht sehen.
Ich liebe die Menschen und weiß nicht warum.
Sie finden mich hässlich, mickrig und dumm."

„Ihr seht, ich bin hübsch und mein Fell ist glatt.
Man pflegte mich gut in der großen Stadt.
Sie haben mich sogar angezogen,
operiert und die Ohren hochgebogen.
Dann wurde ich an einen Baum gebunden,
dort hat mich nach Tagen jemand gefunden."

„Und Du? Wer bist Du? Hast noch nicht gesprochen.
hast bis jetzt nur mit der Nase am Gitter gerochen.
Wenn sie kommen, um einen auszusuchen,
verschmähst Du all ihre Hundekuchen.
Siehst niemanden an und willst Dich nicht binden.
Möchtest Du keine neue Familie finden?"

Eine Pause tritt ein. Niemand sagt ein Wort.
Der Blick des Gefragten driftet weit fort.
Sein Kopf ist erhoben, die Schultern gestrafft,
der Körper ist mager und doch voller Kraft.
Dann dreht er sich um, sein Schwanz fächelt leicht
den Wind, der von Norden herüberstreicht.


How could you?

Wie konntest Du nur? Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich Dein Kind und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchem abgeschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund. Immer wenn ich "böse" war, erhobst Du Deinen Finger und fragtest mich "Wie konntest Du nur?" - aber dann gabst Du nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu kraulen. Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen bekamen wir das in den Griff.

Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte, das Leben könnte nicht schöner sein. Gemeinsam machten wir lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto, holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn Eiskrem sei schlecht für Hunde sagtest Du), und ich döste stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete.

Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit der Arbeit und Deiner Karriere zu verbringen - und auch damit, Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter Entscheidungen und überschlug mich vor Freude, wenn Du heimkamst und als Du Dich verliebtest. Sie, jetzt Deine Frau, ist kein "Hundemensch" - trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen, versuchte ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr. Ich war glücklich, weil Du glücklich warst. Dann kamen die Menschenbabies, und ich teilte Deine Aufregung darüber. Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern. Nur dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem anderen Zimmer oder in meiner Hütte. Oh, wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem "Gefangenen der Liebe". Als sie aber grösser waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase. Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührung - denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden - und ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt, wenn es nötig gewesen wäre.

Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines Wagens in der Auffahrt. Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich. In den letzten Jahren hast Du nur noch mit "Ja" geantwortet und das Thema gewechselt. Ich hatte mich von "Deinem Hund" in "nur einen Hund" verwandelt, und jede Ausgabe für mich wurde Dir zum Dorn im Auge. Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen Stadt und Du und sie werdet in eine Wohnung ziehen, in der Haustiere nicht gestattet sind. Du hast die richtige Wahl für "Deine" Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da war ich Deine einzige Familie.

Ich freute mich über die Autofahrt - bis wir am Tierheim ankamen. Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die Formulare aus und sagtest "Ich weiss, Sie werden ein gutes Zuhause für sie finden". Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu. Sie wissen, was einen Hund oder eine Katze in "mittleren" Jahren erwartet - auch mit "Stammbaum". Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom Halsband lösen, als er schrie "Nein, Papa, bitte! Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen!" Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht hattest: Über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung und über Respekt vor allem Leben. Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt, den Blickkontakt mit mir vermieden und höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet.

Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen. Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen,um ein gutes Zuhause für mich zu finden. Sie schüttelten den Kopf und fragten "Wie konntest Du nur?". Sie kümmern sich um uns hier im Tierheim so gut es eben geht. Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon vor Tagen verloren. Anfangs rannte ich immer vor ans Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du - dass Du Deine Meinung geändert hättest - dass all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei... oder ich hoffte, dass es zumindest jemand wäre, der Interesse an mir hätte und mich retten könnte.

Als ich einsah, dass ich nichts aufzubieten hatte gegen das vergnügte Um-Aufmerksamkeit-Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in meine ferne Ecke zurück und wartete. Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam, um mich zu holen und trottete hinter ihr her den Gang entlang zu einem abgelegenen Raum. Ein angenehm ruhiger Raum. Sie hob mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es sei alles in Ordnung. Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung. Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen. Meiner Natur gemäss war ich aber eher um sie besorgt. Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr und das fühlte ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte.

Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss. Ich leckte ihre Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte. Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte, wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte "Wie konntest Du nur?" Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb "Es tut mir ja so leid." Sie umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald an einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich alleine gestellt wäre - einem Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser irdische Ort.

Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen zu geben, dass mein "Wie konntest Du nur?" nicht ihr galt. Du warst es, mein geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an Dich denken und auf Dich warten. Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen.

Copyright Jim Willis 2001,
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Elvira Rösch & Nicole Valentin-Willis


"Der Blumentopf und das Bier"

Ein Professor stand vor seiner Philosophieklasse und hatte einige Gegenstände vor sich. Als der Unterricht begann, nahm er wortlos einen sehr großen Blumentopf und begann diesen mit Golfbällen zu füllen. Er fragte die Studenten, ob der Topf nun voll sei. Sie bejahten es.

Dann nahm der Professor ein Behältnis mit Kieselsteinen und schüttete diese in den Topf. Er bewegte den Topf sachte und die Kieselsteine rollten in die Leerräume zwischen den Golfbällen. Dann fragte er die Studenten wiederum, ob der Topf nun voll sei. Sie stimmten zu.

Der Professor nahm als nächstes eine Dose mit Sand und schüttete diesen in den Topf. Natürlich füllte der Sand den kleinsten verbliebenen Freiraum. Er fragte wiederum, ob der Topf nun voll sei. Die Studenten antworteten einstimmig "ja". Der Professor holte zwei Dosen Bier unter dem Tisch hervor und schüttete den ganzen Inhalt in den Topf und füllte somit den letzten Raum zwischen den Sandkörnern aus. Die Studenten lachten.

"Nun", sagte der Professor, als das Lachen langsam nachließ, "Ich möchte, dass Sie diesen Topf als die Repräsentation Ihres Lebens ansehen. Die Golfbälle sind die wichtigen Dinge in Ihrem Leben: Ihre Familie, Ihre Kinder, Ihre Gesundheit, Ihre Freunde, die bevorzugten, ja leidenschaftlichen Aspekte Ihres Lebens, welche, falls in Ihrem Leben alles verloren ginge und nur noch diese verbleiben würden, Ihr Leben trotzdem noch erfüllen würden. Die Kieselsteine symbolisieren die anderen Dinge im Leben wie Ihre Arbeit, Ihr Haus, Ihr Auto. Der Sand ist alles andere, die Kleinigkeiten. Falls Sie Den Sand zuerst in den Topf geben", fuhr der Professor fort, "hat es weder Platz für die Kieselsteine noch für die Golfbälle. Dasselbe gilt für Ihr Leben. Wenn Sie all Ihre Zeit und Energie in Kleinigkeiten investieren, werden Sie nie Platz haben für die wichtigen Dinge. Achten Sie auf die Dinge, die Ihr Glück gefährden und tun Sie diese nicht in den Topf. Spielen Sie mit den Kindern. Nehmen Sie sich Zeit für eine medizinische Untersuchung. Führen Sie Ihren Partner zum Essen aus. Es wird immer noch Zeit bleiben um das Haus zu reinigen oder Pflichten zu erledigen. Achten Sie zuerst auf die Golfbälle, die Dinge, die wirklich wichtig sind. Setzen Sie Ihre Prioritäten. Der Rest ist nur Sand."

Einer der Studenten erhob die Hand und wollte wissen, was denn das Bier repräsentieren soll. Der Professor schmunzelte: "Ich bin froh, dass Sie das fragen. Es ist dafür da, Ihnen zu zeigen, dass, egal wie schwierig Ihr Leben auch sein mag, es immer noch Platz hat für ein oder zwei Bierchen."


Schulsysteme

Es geht darum, wie das Schulsystem in unserem Land funktioniert. Schauen wir uns mal eine Aufgabe in den verschiedenen Schulen an...

Hauptschule: Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50,-- Euro. Die Erzeugerkosten betragen 40,-- Euro. Berechne den Gewinn.

Realschule: Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50,-- Euro. Die Erzeugerkosten betragen 4/5 des Erlöses. Wie hoch ist der Gewinn?

Gymnasium: Ein Agrarökonom verkauft eine Menge subterraner Feldfrüchte für eine Menge Geld (G). G hat die Mächtigkeit 50. Für die Elemente aus G gilt: G ist 1. Die Menge hat die Herstellungskosten (H). H ist um 10 Elemente weniger mächtig als Menge G. Zeichnen Sie das Bild der Menge H als die Tilfungsmenge der Menge G und geben Sie die Lösung (L) für die Frage an: Wie mächtig ist die Gewinnsumme?

Waldorfschule: Ein Bauer verkauft einen Sack Kartoffeln für 50,-- Euro. Die Erzeugerkosten betragen 40,-- Euro und der Gewinn 10,-- Euro. Aufgabe: Unterstreiche das Wort Kartoffeln und singe ein Lied dazu.


Das Leben

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist -
von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich: Das nennt man 'VERTRAUEN'.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
daß emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich, das nennt man 'AUTENTHISCH-SEIN'.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen, daß alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man 'REIFE'.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man 'EHRLICHKEIT'.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit,
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das 'GESUNDEN EGOISMUS',
aber heute weiß ich, das ist 'SELBSTLIEBE'.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt,
das nennt man 'DEMUT'.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert,
weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick,
wo ALLES stattfindet.
So lebe ich heute jeden Tag und nenne es 'BEWUSSTHEIT'.

Als ich mich selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
daß mich mein Denken armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner.
Diese Verbindung nenne ich heute 'HERZENSWEISHEIT'.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen zu fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich, DAS IST DAS LEBEN!

(Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959)


Der alte Dichter

Der alte Dichter sagt:
Frau! Siehst Du die zwei Fliegen
dort auf dem Fensterbrett
mit Fliegengift getötet.
Im Weltall gelten sie so viel,
wie unsere lieben toten Hunde
hier unterm Stein.

Erinnerst Du Dich noch an Schnüffels Ausdruck,
wenn man ihm etwas sagte
und er es nicht verstand?
Die Stirn runzelte, sich mühte
und nicht verstand,
weil er ein Tier war.

Auch wir verstehen nicht.

Schau, zu uns sprechen Wolken,
das Morgenrot, die Sterne,
der Wind
und wir verstehen nicht.

Schau, zu uns sprechen Weiten
von Himmelblau
und Bäume, die in Saft stehen.
Es sprechen Blumen,
wachsen
und sprechen
und wir verstehen nicht.

Und so wird es schon bleiben.
Auch wir werden im Weltall
wie die zwei toten Fliegen
wie die zwei toten Hunde
wie zweimal Nichts sein.
Und haben auch geliebt
und wollten auch verstehen.

Jarolaw Jwaszkiewicz


Testament eines Hundes

Wenn Menschen sterben, machen sie ein Testament,
um ihr Heim und alles, was sie haben, denen zu hinterlassen,
die sie lieben.

Ich würde auch solch ein Testament machen, wenn ich schreiben könnte.
Einem armen, sehnsuchtsvollen, einsamen Streuner würde ich
mein glückliches Zuhause hinterlassen, meinen Napf, mein kuscheliges Bett,
mein weiches Kissen, mein Spielzeug und den so geliebten Schoß,
die sanft streichelnden Hand, die liebevolle Stimme,
den Platz, den ich in jemandes Herzen hatte,
die Liebe, die mir zu guter Letzt zu einem friedlichen und schmerzfreien Ende
helfen wird, gehalten im tröstenden Arm.

Und wenn ich einmal sterbe, dann sag bitte nicht:
„Nie wieder werde ich einen Hund haben, der Verlust tut viel zu weh!"
Such Dir einen einsamen, ungeliebten Hund aus und gib ihm meinen Platz.
Das ist mein Erbe.
Die Liebe, die ich zurück lasse, ist alles, was ich geben kann.


Huldigung aller Fliegen, Spinnen, Fischen, Mäusen und Hunden

Warte auf Regen
dann kaufe

einen Fliegenfänger
einen Besen
eine Angel
eine Mausefalle
und ein Halsband

Auf dem Heimweg rede kein unnötiges Wort

Zu Hause zünde drei Kerzen an
alle verschieden groß
lege davor einen Gedichtband
ein Buch über den Kosmos
und ein Buch mit philosophischen Abhandlungen

Dann

zertrete den Fliegenfänger
zerbreche den Besen
zerreiße die Angel
zerschlage die Falle
zerschneide das Halsband

und verbrenne alles
oder wirf es in die Mülltonne

Jiri Kolár


Eine aufgerollte Zeitung

Eine aufgerollte Zeitung eignet sich gut zum Trainieren von Hunden, wenn man sie richtig benutzt.
Nehmen Sie zum Beispiel eine aufgerollte Zeitung, wenn Ihr Hund etwas zerbeißt oder kaputt macht oder ins Zimmer pinkelt...
Hauen Sie sich selbst damit auf den Kopf und wiederholen Sie den Satz: “Ich habe vergessen, auf meinen Hund aufzupassen. Ich habe vergessen...”
Nur für diesen Zweck allein sollte eine aufgerollte Zeitung beim Ausbilden benutzt werden.
Wenn Ihr Hund Sie dabei auslacht, loben Sie ihn!


Ein Goldfisch spricht aus seinem Grab

Zwölf Jahre lang von einer Seite
des Aquariums zur anderen schwimmen,
mit dem Maul gegen die Scheibe stoßen,
sich umdrehen, einmal die Flosse bewegen
und wieder anstoßen. Lieber Gott, wenn sie
nur wüssten, wie langweilig alles war.
Jeden Tag wurde das gleiche Futter reingeworfen
und einmal die Woche das Wasser gewechselt.
Sie konnten mich selbst im Dunkel nicht
leben lassen, so hartnäckig bestanden sie
darauf, immer zu wissen, was ich machte.
Und als es ans Sterben ging und ich auf
dem Grund des Aquariums liegen wollte,
klopften sie an die Scheibe und preßten
ihre verschwommenen Gesichter dagegen.
Das Entsetzliche ist, dass es kein Entsetzen gibt,
doch ganz bestimmt gibt es Verzweiflung,
und was das bedeutet, wusste ich.
Aber jetzt ist es endlich vorbei,
ich bin im Garten begraben worden.
Das ideale Ende für einen englischen Fisch,
nun sorge ich dafür, dass das Unkraut wächst,
damit sich die Familie sonntagsmorgens
über was anderes Sorgen machen kann.

Jim Burns, 1936


Mehrhundehaltung

ANTWORT AUF DIE FRAGE: „WARUM MACHE ICH DAS BLOSS?“

Du willst also ins Tierheim? Das ist aber gefährlich!
Es bleibt nie bei einem Hund – seien wir doch mal ehrlich …
Einer ist gar nichts – ein zweiter muss her,
ein dritter ist einfach – ein vierter nicht schwer.
Ein fünfter erfreut Dich, mit einem sechsten wird’s geh’n –
ein Haus voller Hunde macht das Leben erst schön!

Warum nicht noch einen – Du traust Dich, nicht wahr???
Sie sind wirklich bezaubernd – aber mein Gott – all das Haar …
Sabbermäuler in der Küche – das findest Du nett?
Und all Deine Klamotten sind nicht mehr adrett...
Sie hören aufs Wort und sind gar kein Problem
und wenn’s noch einer mehr ist – es wird schon noch geh’n!

Die Möbel sind staubig – die Fenster nicht klar,
der Boden ist schmutzig, das Sofa voll Haar!
Der Haushalt, er leidet und kommt viel zu kurz
Schlammpfotenspuren sind unseren Lieblingen schnurz …
Zeit wird sich schon finden für Besen und Mop…
und danach ist alles – aber nur für kurze Zeit - wieder top.

Es gibt kaum ein Limit – dem Himmel sei Dank!
Ihre Zahl zu verringern ? Der Gedanke macht krank!
Ein jeder ist anders – Du weißt, wer da bellt.
Ist das Futter auch teuer und der Tierarzt will Geld …
Die Familie bleibt weg, Freunde lassen Dir Deine Ruh’,
Du kennst nur noch Leute, die so leben wie Du!

Die Blumen sind tot – der Rasen ist hin …
Das ist der Trott – bald ist man bankrott!
Ist es das wirklich wert ? Was machst Du da bloß?
Doch da kommt Dein Liebling – legt Dir den Kopf auf den Schoß …
Sein Blick wärmt Dein Herz und um nichts in der Welt
gäbest Du einen her – was bedeutet schon Geld???

Die Winter sind nass, dass es einen oft graut,
alle Hunde sind schmutzig – die Böden versaut …
Viele Tage sind grässlich – manchmal schreist Du im Haus,
denn die Hunde auf dem Sofa – sie wollen nicht raus!

Die Hunde, die Sorgen...
die Arbeit, die Spannung, die Gedanken an Morgen….
Es muss wohl was wert sein, und es muss Dir was geben,
denn sie lieben Dich alle, die Hunde in Deinem Leben!
Alles hat sich verändert – nichts ist mehr gleich:
Doch Du liebst Deine Hunde und Deine Seele ist reich!!

(Autor unbekannt)


Brustgeschirr

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

In den letzten Jahren sieht man immer mehr Hunde, die über ein Brustgeschirr geführt werden, früher wurden beinahe ausschließlich Halsbänder verwendet. Deshalb werden wir häufig gefragt, welche Art der Halsung wir empfehlen. Unsere Antwort auf diese Frage lautet eindeutig: das Brustgeschirr! Die Gründe hierfür sind folgende:

Das Geschirr schont die Gesundheit des Hundes, denn sein gesamter Halsbereich bleibt unbelastet. Das hat zur Folge, dass die empfindliche Halswirbelsäule geschont wird, die beim Tragen eines Halsbandes extremen Belastungen ausgesetzt wird, denn nicht nur sie wird beeinflusst, sondern jeder Druck oder Ruck verursacht weiterlaufende Bewegungen im ganzen Körper, da der Hundekörper dabei verbogen wird.

Hund mit Brustgeschirr

In den letzten Jahren sieht man immer mehr Hunde, die über ein Brustgeschirr geführt werden, früher wurden beinahe ausschließlich Halsbänder verwendet. Deshalb werden wir häufig gefragt, welche Art der Halsung wir empfehlen. Unsere Antwort auf diese Frage lautet eindeutig: das Brustgeschirr! Die Gründe hierfür sind folgende:

Das Geschirr schont die Gesundheit des Hundes, denn sein gesamter Halsbereich bleibt unbelastet. Das hat zur Folge, dass die empfindliche Halswirbelsäule geschont wird, die beim Tragen eines Halsbandes extremen Belastungen ausgesetzt wird, denn nicht nur sie wird beeinflusst, sondern jeder Druck oder Ruck verursacht weiterlaufende Bewegungen im ganzen Körper, da der Hundekörper dabei verbogen wird.

Zusätzlich werden die Luftröhre und der Kehlkopf belastet, weshalb ein ziehender (oder gezogener!) Hund röchelt und hustet. Dies ist aber nicht das einzige Problem, denn wie alle Körperstrukturen hängt der Kehlkopf nicht einfach frei im Hals-Rachen-Bereich, sondern ist in ein Weichteilgewebe eingebetet. Das wichtigste Weichteilgewebe (leider häufig in seiner Funktion und Wichtigkeit verkannt) ist das Bindegewebe und bindegewebsartige Strukturen vernetzen unseren gesamten Körper. Dadurch kommt es zu einer Fernwirkung auf den gesamten Körper, wenn an einer Stelle eingewirkt wird. Es ist so, als ob man an einer Tischdecke zieht: Nicht nur der Teil, an dem wir ziehen, bewegt sich, sondern auch der Rest der Decke. Bezogen auf den Leinenruck oder das Ziehen am Halsband (bis zu einem gewissen Grad, aber deutlich abgeschwächt, auch beim Ziehen im Brustgeschirr) bedeutet dieses, dass der Hundehalter immer auch auf weiter entfernt liegende Gewebe einwirkt. Dieses Gewebe wird (meist) nicht direkt mechanisch verletzt, sondern reagiert auf Reize (Leineruck/ Zug) über eine neuroreflektorische Verkettung, da in ihm zahlreiche Rezeptoren sitzen, die für die Reaktion auf Einwirkungen verantwortlich sind. Deshalb spricht man von einem neuroreflektorischem Regelkreis. Bei unangenehmen Reizen kommt es zur Spannungserhöhung im Gewebe, die sich entlang der Bindegewebszüge weiter fortsetzen und so auch auf andere Strukturen einwirken (vergl. Tischdeckenprinzip). Da das Bindegewebe auch Nerven, Gefäße und Lymphbahnen umhüllt, führt eine Spannungserhöhung in ihm zu einer Verschlechterung der Zirkulation (Blut- und Lymphfluss) und ggf. zu einer Stimulation des Nervengewebes, was eine Entzündung nach sich ziehen kann.

Gerade im Halsbereich gibt es sehr viele empfindliche Strukturen: Neben dem Kehlkopf, der natürlich auch durch eine direkte mechanische Einwirkung wie den Leinenruck verletzt werden kann, liegt ein Stück weiter oben das Zungenbein, bei dem es sich ebenfalls um einen empfindlichen Bereich handelt, der über die Muskulatur mit dem Kehlkopf, dem Unterkiefer, der Zunge, dem Brustbein, dem Schlundkopf und über eine knorpelige Verbindung sogar direkt mit dem Schädel verbunden ist!

Spätestens hier wird deutlich, dass neben den direkten lokalen Einwirkungen auch immer mit Fernwirkungen bei Manipulationen über das Halsband gerechnet werden muss, da die erwähnten Muskeln zum Teil im Bereich des Halses verlaufen. Einwirkungen auf diese Muskeln können über so genannte Läsionsketten (über Spannungserhöhung entlang der Bindegewebsketten) auch zu Spannungserhöhungen und in Folge Strukturschädigungen in anderen Geweben führen.

Im Bereich der oberen Kopfgelenke kann es bei Störungen zu Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen und sogar Tinnitus kommen. Zu weiteren Symptomen zählen bei Störungen in der oberen Halswirbelsäule (C0-C2) Konzentrations- und Wahrnehmungsprobleme, Nervosität, Müdigkeit, Probleme mit dem Kiefer, den Augen und Ohren und Kopfschmerzen. Zu den Symptomen bei Störungen im Bereich der unteren Halswirbelsäule (C3-C7) zählen unter anderem Lahmheiten in den Vordergliedmaßen. Häufig ist eine Schonhaltung zu beobachten, bei der der Kopf tief getragen wird, um dem Schmerz auszuweichen.

Vom Menschen weiß man, dass Störungen im Bereich der Halswirbelsäule zu Schwindel und Gleichgewichtsproblemen führen. Zusätzlich bestehen über die Halsfaszien (ebenfalls Bindegewebsstrukturen) Verbindungen zur Schilddrüse und Nebenschilddrüse. Das Halsband muss also gar nicht direkt auf der Schilddrüse liegen, um auch diese zu beeinflussen. Außerdem verläuft in der Drosselrinne eine wichtige Vene. Wird dort durch ein Halsband Druck aufgebaut, kommt es zu einem venösen Rückstau in den Schädel, der zu einer Druckerhöhung und als Folge dieser zu Kopfschmerzen führt.

Schon 2006 wurde die Studie „Effects of the Application of Neck Pressure by a Collar or Harness on Intraocular Pressure in Dogs“ veröffentlicht, deren Ergebnisse eindeutig belegen, dass Hunde, die über ein Halsband geführt werden, eher zu Glaukom und grauem Star neigen. Ebenso wird in der Studie darauf hingewiesen, dass bei Erkrankungen des Auges, für die ein erhöhter IOP (intraokulärer Druck) verantwortlich ist, das Tragen eines Halsbandes fatale Folgen hat.

Es gibt viele weitere anatomische Strukturen, die durch ein Halsband negativ beeinflusst werden und Schmerzen verursachen: Arterien, Venen, Hirnnerven, Speiseröhre, Luftröhre, Lymphknoten und Schilddrüse. Das Problem liegt allerdings darin, dass die Schäden an ihnen nicht so offensichtlich zu beobachten sind wie zum Beispiel ein gebrochenes Bein. Bei Schmerzen an der Halswirbelsäule hinkt der Hund oftmals nicht, seine Schluckbeschwerden kann er uns nicht erzählen, ein leichtes Hängen des Augenlides fällt dem Laien ebenso wenig auf wie eine verengte Pupille usw. usw.

Um die oben genannten Symptome wirklich zu verstehen, schlagen wir Ihnen folgendes Experiment vor: Legen Sie sich selbst ein breites, weiches Halsband um, hängen Sie eine Leine ein und bitten Sie einen Freund, diese zu halten, während Sie Ihren Körperschwerpunkt nach vorne richten (1).

Mensch an Hundeleine mit breitem weichem Halsband
(1) Breites, weiches Halsband

Achten Sie darauf, dass Ihr Körpergewicht wirklich im Halsband hängt (wie bei einem ziehenden Hund) und probieren Sie nun aus, wie lange Sie diese Position halten können und welche körperlichen Symptome entstehen. Sie werden innerhalb weniger Sekunden spüren, wie sich das Blut im Kopfbereich staut, Sie einen starken Druck auf den Schläfen wahrnehmen und in Folge Kopfschmerzen bekommen. Wenn Sie dieser Eigenversuch noch nicht überzeugt, machen Sie die gleiche Übung noch einmal mit einem rundgenähten Halsband (2) oder einem Kettenwürger (3). Eine weitere Steigerung läge darin, den Freund am Ende der Leine zu bitten, Sie zu irgendeinem Zeitpunkt, der für Sie nicht absehbar ist, an diesem Halsband zurück zu ziehen, so wie man es als Mensch tut, wenn man den Hund schnell aus einem Gefahrenbereich nehmen muss.

Rundgenähtes Halsband an Mensch
(2) Rundgenähtes Halsband
Kettenwürger an Mensch
(3) Kettenwürger
Stachelhalsband an Mensch
Stachelhalsband

Zeigen Sie sich verantwortlich für die Gesundheit Ihres Hundes und legen Sie ihm ein Geschirr an, das ihn vor den oben genannten Schäden schützt. Es ist vergleichbar mit dem Anlegen des Sicherheitsgurtes im Auto: Selbstverständlich tut man alles, um einen Unfall zu verhindern, aber wenn es zu einem kommt – möchten Sie dann den Sicherheitsgurt um den Hals gewickelt haben?!

Auch das Argument mancher Hundehalter, ihr Hund ziehe niemals an der Leine und deshalb bestünde keine Gefahr, entpuppt sich immer als falsch, denn selbst ein sehr gut ausgebildeter Hund ist ja nicht allein für die Leinenführigkeit verantwortlich, sondern ist immer auch abhängig von seinem Menschen am anderen Ende der Leine, dem es zu keinem Zeitpunkt passieren dürfte, dass er zum Beispiel unbewusst mit der Leine herumspielt oder den Hund gedankenverloren weiter zieht, weil er gar nicht bemerkt hat, dass dieser zum Beispiel zum Urinieren stehen bleiben wollte usw.

Neben den gesundheitlichen Aspekten gibt es aber noch weitere Gründe, ein Geschirr statt eines Halsbandes zu verwenden. Wenn Ihr Hund einmal aus einer Gefahrensituation herausgezogen werden muss, können Sie das an dem stabilen Rückensteg des Geschirres problemlos tun, ohne ihn zu würgen. Am Halsband ist es zum Beispiel nicht ohne weiteres möglich, den Hund aus einem Schacht oder Fluss herauszuziehen, ohne ihm dabei gesundheitliche Schäden zuzufügen.

Bei Hundebegegnungen, die mit einer gewissen Anspannung verlaufen, können Sie ebenfalls über den Rückensteg des Geschirres viel besser eingreifen als über das Halsband, denn um in dieses greifen zu können, müssen Sie von oben kommend in den Nacken des Hundes fassen, was von ihm schnell als Angriff interpretiert werden kann. Das wiederum kann im Eifer des Gefechts zu Abwehrreaktionen führen.

Hinzu kommt, dass Hunde unter anderem über Assoziation lernen, was bedeutet, dass sie einen Reiz, den sie gerade wahrnehmen, gedanklich mit dem Gefühl verbinden, dass sie zu diesem Zeitpunkt empfinden. Wenn Sie also auf einen anderen Hund, ein Kind oder auch Ihren Nachbarn zulaufen und Ihren Hund dabei sehr kurz, ruckartig oder sonst unangenehm am Halsband führen, wird er die dabei unangenehmen Gefühle (keine Luft zu bekommen, Schmerz zu empfinden usw.) gedanklich mit diesem Tier oder dieser Person verknüpfen. Innerhalb kürzester Zeit können so Aggressionen entstehen, die sich der Halter in der Regel gar nicht erklären kann, die aber auf dieses Gedankenmuster zurückzuführen sind. Die bekannteste so entstehende Aggressionsform ist die Leinenaggression, die insbesondere bei den Hunden häufig vorkommt, die am Halsband über den Leinenruck gearbeitet werden.

Viele Kynologen betonen, dass der Hals des Hundes eine wichtige soziale Empfangsstation für positive und negative Zuwendung ist. Die Halsseiten des Hundes dienen dem Kontakt mit engen Freunden in vertrauensvollem Umgang, Nacken und Kehle dienen als Bereiche der Einordnung. Führen wir einen Hund an einem noch so komfortablen Halsband, lässt sich nicht verhindern, dass über die Leine falsche Informationen zum Hund fließen, denn ein Halsband berührt ständig alle Halsseiten und desensibilisiert diese für Berührungen. Wir können unsere Hände gar nicht so ruhig halten, dass die Leine immer locker durchhängt, weshalb viele Hundehalter ihrem Hund durch unbewusstes Herumfuchteln und Gezupfe an der Leine ein Chaos an Signalen übermitteln, die dieser bald zu ignorieren lernt. Seine „soziale Empfangsstation“ stumpft ab und er lernt, dass es schwierig ist, mit seinem Menschen zu kommunizieren!

Die Körpersprache eines Hundes, der stark an der Leine zieht oder gezogen wird, verändert sich, wenn er an einem Halsband geführt wird. Die Körperhaltung wird provokanter, da der Hals nach oben gestreckt wird. In manchen Fällen halten die Besitzer die Leine sogar so straff und kurz nach oben, dass der Hund regelrecht ausgehebelt wird und auf den Hinterfü.en steht, was bei der Führung über ein Geschirr nicht passieren kann.

Verheddert sich ein Hund mit dem Brustgeschirr, wird ihm zumindest nicht die Luft abgedrückt und die Gefahr des Strangulierens ist nicht gegeben. Viele mit Geschirr entlaufene Hunde sind ohne zurück gekommen, denn zur Not lässt sich ein Geschirr vom Hund durchbeißen, wenn er irgendwo fest hängt. Ein Halsband nicht!

Die Befürchtung mancher Hundehalter, ihren Hund kräftemäßig nicht mehr im Griff zu haben, wenn er ein Geschirr trägt, ist unbegründet und wird in der Regel von denen als Argument in die Waagschale geworfen, die es noch nicht versucht haben. Die Führung eines Hundes ist eine Frage der Erziehung und Führtechnik und nicht des Kraftaufwandes.

Zieht man alle diese Argumente in Betracht, finden wir es nach heutigem Wissensstand unabdingbar, dass unsere Hunde an einem Brustgeschirr geführt werden. Bei der Auswahl des Geschirres sollten Sie auf folgende Punkte achten:

  • Das Material, aus dem das Geschirr gefertigt ist, sollte weich und anschmiegsam sein. Am besten auch waschbar, falls sich Ihr Hund einmal in etwas übel Riechendem wälzt.
  • Das Geschirr sollte an allen Enden zu öffnen sein, damit es dem Hund bequem angelegt werden kann. Wählen Sie möglichst kein Geschirr, das so vernäht ist, dass Sie die Pfote(n) Ihres Hundes hindurchziehen müssen, denn viele Hunde empfinden das als sehr unangenehm.

  • Der Steg auf dem Rücken sollte fest vernäht sein, damit die an ihm eingehängte Leine nicht hin und her rutscht und damit es keine Scheuerstellen am Körper gibt. Außerdem sollte er nicht zu kurz sein, da sich das gesamte Geschirr sonst beim Tragen nach vorne zieht.

  • Zwischen den Bändern, die seitlich über den Rumpf des Hundes laufen, und der Achselhöhle sollte bei mittelgroßen bis großen Hunden eine Hand breit Platz sein, da sich das gesamte Geschirr sonst beim Tragen nach vorne unter die Achselhöhlen zieht und dort einschneidet und scheuert. Bei kleinen Hunden wie Dackel oder Chihuahua reicht eine Breite von ein bis zwei Fingern aus.

  • Die Bänder, aus denen das Geschirr gefertigt ist, dürfen nicht zu schmal sein. Ist die Auflagefläche der Bänder nämlich nicht breit genug, können sie einschneiden.

  • Die Verschlussschnallen sollten stabil und so abgerundet sein, dass sie sich der Körperform anpassen.

  • Wenn Sie das Geschirr angelegt haben, achten Sie darauf, dass es nicht zu eng sitzt, denn sonst drückt es schmerzhaft auf die Wirbelsäule. Sie sollten bequem mit Ihrer Hand unter das Geschirr gleiten können, dann sitzt es richtig.

  • Stellen Sie das Geschirr so ein, dass es nicht vorne auf den Brustbeinknochen drückt.

  • Über Nacht oder bei längeren Aufenthalten zu Hause sollten Sie das Geschirr abnehmen.

Copyright:

Alle Rechte liegen bei Clarissa v. Reinhardt/ animal learn. Die Vervielfältigung und Weitergabe dieses Textes ist ausdrücklich erwünscht und erlaubt, allerdings nur in ungekürzter Form und unter Nennung der Quelle.

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Verwendete Quellen:

Clarissa v. Reinhardt, www.animal-learn.de
Sabine Harrer, Physiotherapeutin, www.hundegeschirr-abc.de


Vom Tod und vom Leben

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Wenn es um den Tod unserer Angehörigen geht, sind die meisten Menschen unseres Kulturkreises mit Verdrängungsmechanismen beschäftigt – ganz gleich, ob es sich um einen Mensch oder ein Tier handelt. Manchmal scheint es, dass über den Tod eines nahe stehenden Menschen sogar noch eher gesprochen werden kann als über den eines Haustieres, so stark berührt der Abschiedsschmerz. Besonders wurde mir das nach der Herausgabe des Buches „Abschied für länger“, das ich gemeinsam mit Anders Hallgren geschrieben hatte und das liebevoll von einer Freundin illustriert worden war, bewusst. Entstanden war es, weil uns immer wieder Menschen sagten: „Hätte ich das nur vorher gewusst…“ – zum Bespiel, wie wichtig eine gut gesetzte Euthanasie ist, die darüber entscheidet, ob der Hund wirklich sanft hinüber gleitet oder seinen eigenen Herzstillstand bei vollem Bewusstsein erlebt. Oder wenn es darum geht, den Körper (laut Tibetischen Totenbuch) nach seinem Tod noch 12 – 36 Stunden aufgebahrt zu lassen, damit sich die Seele leicht von ihm lösen kann, statt ihn eilig zu verbuddeln oder in der Tiefkühltruhe der Tierarztpraxis zurück zu lassen. Diese und viele weitere Punkte wie Trauerphasen, Trauerarbeit usw. schrieben wir nieder, machten ein wunderschönes Buch daraus – und die Erfahrung, dass es sich nur mäßig verkaufte. Manche Menschen schrieben uns dankbare und berührende Briefe, wie gut ihnen das Buch gefallen würde und wie sehr es ihnen in den schweren Stunden des Abschiednehmens geholfen habe. Aber noch öfter nahmen Menschen es am Büchertisch in die Hand oder fragten uns in persönlichen Gesprächen, worüber es handelte, um es entsetzt weg zu legen, sobald sie erfuhren, dass es darin um den Tod unserer Hunde geht. „Oh, nein, daran darf ich nicht denken.“ oder „Darüber kann ich nichts lesen, sonst heule ich nur noch.“ – sei es in Erinnerung an einen bereits verstorbenen Hund oder in Erwartung des Ablebens des noch lebenden.

Ich habe diese Reaktion nie wirklich verstanden, was sicher mit meiner Einstellung und meinem Glauben zusammen hängt. Meine Einstellung sagt, dass ich Fehler bei der Einschläferung eines mir anvertrauten Tieres nur vermeiden kann, wenn ich darüber informiert bin, wie diese ablaufen sollte und dass es deshalb meine Pflicht ist, mich mit dem Thema auseinander zu setzen. Gleiches gilt für die Frage, ob überhaupt eingeschläfert werden sollte, oder ob der Körper von allein sterben darf und wie ich meinen geliebten Hund dabei bestmöglich unterstützen kann.

Mein Glauben geht davon aus, dass mit dem Tod das Dasein eines Menschen oder Tieres nicht endet, sondern dass dieses Dasein lediglich in eine andere Form des Bewusstseins über geht. In unzähligen Tierkommunikationen mit meinen eigenen oder fremden Tieren erzählten mir Hunde, Katzen, Pferde oder andere Tiere, dass sie ihren Körper jetzt gerne verlassen würden, weil es mühsam und schmerzhaft geworden war, mit ihm zu leben. Nach ihrem Tod schickten sie mir Bilder von Leichtigkeit, Freiheit und Freude – also wirklich nichts, worüber man traurig sein könnte.

Andere Tiere sagten ganz klar, dass die Zeit zu gehen für sie noch nicht gekommen sei, obgleich sie vielleicht sehr krank waren oder sich in einer verzweifelten Lebenslage befanden – und sie behielten recht, denn tatsächlich war es dann immer so, dass sich noch wichtige Dinge ereigneten, bevor es Zeit für sie war zu gehen. Oftmals wendete sich ihre Situation zum Guten, manchmal mussten einfach noch Begegnungen stattfinden oder Ereignisse eintreffen, ehe sie sich in Ruhe verabschieden konnten. Die Tiere wissen immer sehr genau, wann es an der Zeit ist zu gehen und nehmen das recht gelassen hin.

Diese Ruhe und Gelassenheit habe ich auch oft beobachtet, wenn sich die anderen Tiere der Familie von dem verabschieden, das gerade gestorben ist. Aber das ist nicht bei allen so, denn manche sind auch voller Trauer, halten Totenwache, fressen lange nicht oder liegen nicht auf dem Lieblingsplatz des verstorbenen Gefährten, obwohl sie dies vorher taten. Manche brauchen Trost, manche Ablenkung, manche lange Zeit, ehe sie den Verlust verwinden – andere nicht. Die Gefühle sind offensichtlich ebenso unterschiedlich wie beim Menschen und hängen unter anderem auch davon ab, wie das Tier zu dem verstorbenen stand. Lebten sie eher in einer Zweck-WG oder waren sie innig miteinander verbunden? Bei den ganz innig miteinander verbundenen passiert oft das, was auch bei Menschen geschieht, die lange Jahre glücklich miteinander lebten – geht der eine, folgt der andere bald nach.

Als überzeugte Mehrhunde- und Mehrkatzenhalterin habe ich natürlich häufiger mit dem Tod eines Tieres zu tun, als jemand, der nur einen Hund oder eine Katze hat. Mein Mann und ich lebten bis vor kurzem mit acht Hunden und vier Katzen zusammen. Im vergangenen Winter verließen uns innerhalb weniger Wochen zwei Katzen und ein Hund, es war eine intensive Zeit des Abschiednehmens, manchmal traurig, aber auch voller inniger Momente des Wissens, dass wir miteinander verbunden bleiben, auch wenn das irdische Dasein einiger von uns jetzt endet. Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt der Familie war ein Trost. Als Preciosa starb, eine Katze, die mich viele Jahre begleitete und zu der ich eine sehr innige Beziehung hatte, kam ihre Tochter Antonia und setzte sich schnurrend neben mich. Sie war hier, sie war für mich da. Gemeinsam beerdigten wir ihre Mutter im Garten. Viele dieser besonderen Momente durften wir schon erleben – man muss sich allerdings für sie öffnen, um sie wahrnehmen zu können.

Manche Menschen sagen, dass sie nach dem Tod ihres Tieres nie wieder eines haben wollen, weil der Verlust zu weh täte. Manche haben das Gefühl, den verstorbenen Hund zu „verraten“, wenn sie ihre Zuwendung einem anderen schenken. Ihnen gebe ich das folgende Gedicht:

Testament eines Hundes

Wenn Menschen sterben, machen sie ein Testament,
um ihr Heim und alles, was sie haben, denen zu hinterlassen,
die sie lieben.

Ich würde auch solch ein Testament machen, wenn ich schreiben könnte.
Einem armen, sehnsuchtsvollen, einsamen Streuner würde ich
mein glückliches Zuhause hinterlassen, meinen Napf, mein kuscheliges Bett,
mein weiches Kissen, mein Spielzeug und den so geliebten Schoß,
die sanft streichelnden Hand, die liebevolle Stimme,
den Platz, den ich in jemandes Herzen hatte,
die Liebe, die mir zu guter Letzt zu einem friedlichen und schmerzfreien Ende
helfen wird, gehalten im tröstenden Arm.

Und wenn ich einmal sterbe, dann sag bitte nicht:
„Nie wieder werde ich einen Hund haben, der Verlust tut viel zu weh!“
Such Dir einen einsamen, ungeliebten Hund aus und gib ihm meinen Platz.
Das ist mein Erbe.
Die Liebe, die ich zurück lasse, ist alles, was ich geben kann.

Dieses wunderschöne Gedicht hat mich daran erinnert, selbst ein Testament zu machen. Der Tod gehört zum Leben und jedem von uns ist klar, dass ein Hund in der Regel vor seinem Menschen stirbt – was in gewisser Weise ja auch gut ist, denn jeder verantwortungsvolle Hundehalter stünde sonst vor der Frage, was aus seinem Tier werden soll, wenn er vor ihm stirbt. Aber obgleich ich noch nicht sooo alt bin, habe ich für diesen Fall, der im Grunde täglich eintreten kann, vorgesorgt und ein Testament geschrieben, das unter anderem regelt, wer sich um meine menschlichen wie tierlichen Gefährten kümmert, sollte mir etwas zustoßen. Ich brauchte mehrere Tage, um alles aufzuschreiben, was mir wichtig erschien und bekam in dieser Zeit mehrfach Anrufe von Freunden, die fragten, was ich denn so machte, ob wir uns treffen wollten usw. Auf meine Antwort, dass ich gerade an meinem Testament schreiben würde, erhielt ich Antworten wie „Oh mein Gott!“, „Wieso, bist Du unheilbar krank?“ oder „Entschuldige, das ist ja….“ Ja, was eigentlich? Was ist es? Das kommt doch nur auf die Betrachtung an. Ich fand es gar nicht furchtbar. Ich hatte ja nicht vor, zu sterben und bin erfreulicher Weise auch noch gesund und fit. Für mich war es nichts weiter, als das Aufschreiben meiner Wünsche im Falle meines Todes – und es beruhigt mich bis heute zutiefst, dass alles geregelt ist, sollte er eintreten. Für alle meinen Lieben wird gesorgt sein. Also auch so betrachtet ist es sinnvoll, sich dem Thema zu stellen, ohne gleich trübsinnig zu werden. Ich habe beim Schreiben immer schmunzelnd an eine Liedzeile von Reinhard Mey gedacht, in der es heißt „Dieses ist mein letzter Wille, doch ich hoffe sehr dabei, dass der Wille, den ich hier schreibe, doch noch nicht mein letzter sei…“

In anderen Kulturkreisen geht man viel selbstverständlicher und weniger problembelastet an das Thema des Sterbens, des Todes heran. Eine indianische Weisheit sagt:

Steh nicht weinend an meinem Grab.
Ich bin nicht dort unten. Ich schlafe nicht.

Ich bin tausend Winde, die wehen.
Ich bin das Glitzern der Sonne im Schnee.
Ich bin das Sonnenlicht auf reifem Korn.
Ich bin der sanfte Regen im Herbst.
Wenn Du erwachst in der Morgenfrühe,
bin ich das schnelle Aufsteigen der Vögel im kreisenden Flug.
Ich bin das sanfte Sternenlicht in der Nacht.

Stehe nicht weinend an meinem Grab.
Ich bin nicht dort unten. Ich schlafe nicht.

Für mich bedeutet die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Endlichkeit eines jeden von uns, intensiver zu leben. So viele Momente wie möglich auszukosten, im Hier und Jetzt. Nicht davon auszugehen, dass die Anwesenheit des anderen selbstverständlich ist, sondern sie als ein Geschenk des Lebens zu sehen. Und wenn es an der Zeit ist zu gehen, bleiben wir trotzdem miteinander verbunden – wenn unser Glaube das zulässt.

Weiterführendes:


ZIEHEN AM HALSBAND ERHÖHT DEN AUGENDRUCK SIGNIFIKANT

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Eine äußerst wichtige Untersuchung für alle Hunde, die stark am Halsband ziehen und die womöglich aufgrund ihrer Rasse oder Anatomie zum Glaukom neigen: Der intraokuläre Druck wird bei Zug am Halsband kurzfristig massiv erhöht, wie diese brandneue Untersuchung zeigt. Der dringende Rat: Brustgeschirr – so wird der IOP nicht verändert!

Bei 51 Augen von 26 Hunden wurde der intraokuläre Druck (IOP) von Hunden, die an Halsband oder Brustgeschirr zogen, gemessen. Der Druck, mit dem der jeweilige Hund gegen Halsband bzw. Brustgeschirr zog, wurde zunächst ermittelt. Der IOP wurde gemessen, während der individuell ermittelte Druck einwirkte.

Der IOP stieg signifikant, wenn der Hund massiv gegen das Halsband, nicht aber, wenn er gegen das Brustgeschirr zog. Basierend auf diesen Resultaten wird dringend empfohlen, Hunde mit schwacher oder dünner Cornea, Glaukom oder Erkrankungen, für die eine Erhöhug der IOP fatal wäre, nur noch am Brustgeschirr statt am Halsband zu führen. Das gilt besonders während der `Arbeit` oder beim Spaziergang.

 

 

Ein weiterer Grund, warum ein Brustgeschirr einem Halsband in jedem Fall vorzuziehen ist!

Quelle: Amy M. Pauli, Ellison Bentley, Kathryn A. Diehl, Paul E. Miller (2006): Effects of the Application of Neck Pressure by a Collar or Harness on Intraocular Pressure in Dogs. In: Journal of the American Animal Hospital Association 42:207-211 (2006)


Hilfe für den Hund am Silvestertag

Hilfe für den Hund am Silvestertag
oder:
Ist die Menschheit
verrückt geworden?

von Clarissa v. Reinhardt

Alle Jahre wieder…“ kommt leider nicht nur das Christkind, sondern pünktlich eine Woche später auch die große Knallerei. Weihnachten gilt als stilles und besinnliches Fest, an dem es gar nicht ruhig genug sein kann, selbst unser altes deutsches Liedgut preist die „Stille Nacht, heilige Nacht…“ , aber nur sieben Tage später scheint die Menschheit regelmäßig verrückt zu werden. Es kann gar nicht laut und grell genug werden – ganz gleich, einen wie hohen Preis wir dafür zahlen.

Ebenfalls fragt sich alle Jahre wieder der gesunde Menschenverstand, wie es sein kann, dass angesichts (ver)hungernder Menschen und Tiere, einer kriselnden Weltwirtschaft und scheinbar nicht lösbarer Umweltprobleme, die uns irgendwann alle miteinander mit einem ganz großen Knall ins Jenseits befördern könnten, überhaupt ein Mensch so verrückt sein kann, Geld für Raketen, Böller und Tischfeuerwerk auszugeben?! Ja wissen die Leut` denn wirklich nichts Besseres damit anzufangen? Für die ganz Ideenlosen wüsste ich da ein paar Umwelt- und Tierschutzorganisationen, die um jeden Cent dankbar wären. Auch das Frauenhaus, die Welt-hungerhilfe und Aktion Mensch hätten sicher einen besseren Verwendungszweck für die Milliarden, die da alljährlich in die Luft gepulvert werden.

Und nun möge mir bloß keiner mit der Tradition kommen! Ach, so vieles wird unter dem Deckmäntelchen der Tradition fortgeführt, so vieles, das man lieber bleiben lassen sollte: Der Stierkampf, die Treibjagd, Pferderennen oder auch die Unterdrückung der Frau, die nach wie vor in vielen Ländern dieser Erde zur guten (?) alten Tradition gehört. Na ja, manchmal ist die Tradition halt auch mehr alt als gut und gehört einfach abgeschafft. Es lohnt, darüber nachzudenken.

Als Tierhalterin habe ich mir die Knallerei schon als Jugendliche abgewöhnt. Zu sehr taten mir die Hunde (und Katzen!) leid, wenn sie sich zitternd unter der Eckbank verkrochen und tagelang nicht mehr aus dem Haus trauten. Ich dachte an die Wildtiere, die ebenfalls voller Angst und Schrecken flüchten und Schutz suchen vor einer nicht benennbaren und nicht verstehbaren Gefahr.

In meiner Hundeschule mehren sich jetzt wieder die Anrufe der Verzweifelten, die fragen, ob ich Tipps hätte, wie man mit dem geliebten Vierbeiner die Jahreswende halbwegs schadlos übersteht. Immer wieder stellt man mir die Frage, ob ich mich da auskenne. Oh ja, da kenne ich mich sogar sehr gut aus, denn drei meiner sieben Hunde haben schreckliche Angst und zwei fürchten sich zumindest etwas. Mit den folgenden, jahrelang im Ernstfall erprobten Tipps kommen wir ganz gut über die Runden:

Die einfachste Lösung zuerst: Hauen Sie mit Ihrem Hund einfach für ein paar Tage ab. Buchen Sie eine einsame Berghütte irgendwo im Nirgendwo. Das müssen Sie allerdings rechtzeitig tun, denn einsame Berghütten gibt`s bei weitem nicht so viele wie genervte Hundehalter, die diese zur Jahreswende händeringend suchen. Reisen Sie schon ein paar Tage vor Silvester ab und bleiben Sie auch etwas länger, denn wie wir alle wissen, beginnt die Knallerei schon Tage vor dem ganz großen Spektakel und zieht sich auch noch bis zum zweiten oder dritten Januar hin.

Wenn diese Lösung nicht möglich ist, wäre mein wichtigster Tipp, dass Sie Ihrem Hund so viel Ruhe wie möglich vermitteln und durch Idolfunktion vorleben, dass Ihnen der ganze Rummel gar nichts ausmacht. Für mich ist dies zugegeben der schwierigste Part, denn tatsächlich könnte ich jedem, der da draußen rumknallt, ebenfalls eine knallen – kleine Kinder, die noch nicht wissen, was sie tun, ausgenommen.

Durch die Stimmungsübertragung beeinflussen wir unsere Hunde ganz enorm, je gelassener Sie also sind, desto eher kann Ihr Hund sich zumindest etwas beruhigen. Aber erwarten Sie bitte nicht, dass Ihr Hund keine Angst mehr hat, nur weil Sie keine haben, denn ganz so einfach läuft es nicht. Es ist etwa wie bei einem bevorstehenden Besuch beim Zahnarzt, der Ihnen große Angst macht: Ein Partner, der Ihnen Mut zuspricht und Gelassenheit ausstrahlt, hilft zumindest etwas – einer der glaubt, man brauche doch keine Angst haben, weil er/ sie ja schließlich auch keine Angst hat, hilft überhaupt nicht, sondern nervt einfach nur.

Tipp Nummer zwei steht in direktem Zusammenhang mit Tipp Nummer eins: Haben Sie Zeit für Ihren Hund, stehen Sie ihm durch Anwesenheit zur Verfügung und ermöglichen Sie ihm das Kontaktliegen, wenn er es wünscht. Hierbei müssen Sie aber sehr präzise arbeiten, damit es nicht zu einer so genannten unbewussten Bestätigung kommt. Keinesfalls heißt dies nämlich, dass Sie Ihren Hund auf den Arm nehmen, herumtragen oder auf den Schoß setzen sollen, während Sie ihn streicheln und in endlosen Litaneien bedauern, denn dieses Verhalten würde die Angst Ihres Hundes nur verstärken. Allerdings sollten Sie andererseits auch keinesfalls – wie von manchen Trainern empfohlen – Ihren Hund ignorieren, wenn er Angst hat. Dieser Tipp, der die oben genannte „unbewusste Bestätigung“ verhindern soll, ist weit über das Ziel hinaus geschossen, denn wenn Sie Ihren Hund ignorieren, wenn er Angst hat, was vermitteln Sie ihm dann?! Dass Ihnen seine Angst vollständig egal ist und er sich an jemand anderen wenden muss, wenn er Unterstützung und Schutz braucht – und das ist für eine gute Bindung und ein angestrebtes Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Halter das reinste Gift! Deshalb haben wir seit Jahren ein Ritual eingeführt, das bestens funktioniert:

Unser Wohnzimmer wird zu einer Liegelandschaft umgebaut. Zugegeben, bei nur einem Hund oder zweien ist das nicht nötig, es reicht ein bequemes Sofa, aber wir haben ja sieben… Einer von uns hält sich die meiste Zeit über auf der „Liegewiese“ auf, meistens lesen wir oder telefonieren mit Freunden. Die Hunde kommen ganz von selbst und suchen den Körperkontakt, wenn die Knallerei losgeht. Sie legen sich mit hin, dürfen sich ankuscheln und unsere Nähe spüren. Einem von ihnen hilft es besonders, wenn wir ihn mit einer Decke so zudecken, dass nur noch sein Kopf rausschaut – er fühlt sich so eingehöhlt sicherer. Wenn die, die besonders große Angst haben, anfangen zu hecheln oder uns anzupföteln, reagieren wir darauf nur geringfügig und sagen einfach nur kurz „Ist schon o.k.“ oder Ähnliches und strahlen weiterhin heitere Gelassenheit aus. Um diese Stimmung zu erzeugen, helfen übrigens Bücher des Dalai Lama ausgesprochen gut!

Zusätzlich läuft bei uns der Fernseher in einer Lautstärke, die gut erträglich ist, aber doch den Lärm von draußen zumindest teilweise abmildert. Diese Geräuschkulisse kann die Knallerei natürlich nicht übertönen, dann würden uns – und besonders unseren Hunden, deren Gehör viel feiner ist – ja die Ohren weh tun. Aber sie verhindert eine allzu starke Fokussierung auf die Knallgeräusche. Der besondere Tipp: Auf 3 SAT laufen jedes Jahr ab 11.00 Uhr vormittags bis weit nach Mitternacht Mitschnitte von tollen Live-Konzerten der vergangenen Jahre. Echte Sahnestücke der Musikgeschichte, von Phil Collins über U2, Michael Jackson, Pink oder Tina Turner, es ist für so ziemlich jeden Musikgeschmack etwas dabei.

Sehr hilfreich ist auch eine CD, die es als Beigabe zu dem Buch „Mit den Ohren eines Hundes“ (sehr zu empfehlen!) gibt. Die auf ihr zu hörende Musik wurde nach jahrelangen Forschungen auf dem Gebiet der Psycho-Akustik arrangiert und ist speziell auf das akustische Wahrnehmungsvermögen von Hunden abgestimmt. Sie wirkt beruhigend und wird bereits erfolgreich in Tierheimen, Hundepensionen und Tierkliniken eingesetzt.

Sobald es am Nachmittag auch nur ansatzweise dämmrig wird, machen wir überall im Haus das Licht an, um die von draußen kommenden Lichtreflexe zu mildern. Sollten Sie Gardinen oder Rollos haben, sollten Sie diese schließen. Manchmal hört man den Tipp, mit dem Hund am besten in den Keller zu gehen, im Idealfall in einen Keller ohne Fenster. Dies ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn Sie das nicht ausschließlich zu Silvester tun – sonst kann es schnell passieren, dass der Hund bereits das Heruntergehen in den Keller fürchtet, weil es für ihn in direktem gedanklichen Zusammenhang mit der Knallerei steht. Sollten Sie aber eine Art eingerichteten Hobbyraum haben, den Sie regelmäßig nutzen, kann es tatsächlich hilfreich sein, Silvester dort unten zu verbringen, bis gegen 2.00 oder 3.00 Uhr nachts zumindest die schlimmste Knallerei vorbei ist.

Die Gassi-Runden reduzieren wir auf kurze Gänge in der Nähe des Hauses, damit die ängstlichen Hunde das Gefühl haben, jederzeit auf dem schnellsten Weg wieder nach Hause zu können. Ist „die Fluchtburg“ in kürzester Zeit erreichbar, fühlt sich so mancher Hund zumindest etwas besser. Wenn Sie einen Garten haben, können Sie das Rausgehen auch auf diesen beschränken. Wir gehen am 31. Dezember immer eine ganz lange Runde sehr früh am Morgen, so gegen 6.00 Uhr – da ist es noch weitgehend ruhig. Danach bleiben wir mit den ängstlichen Hunden auf unserem Grundstück.

Wenn Sie einen Hund haben, der in Panikattacken verfällt, wenn er es – selbst in größerer Entfernung – knallen hört, dann führen Sie ihn an den Tagen rund um Silvester mit doppelter Leinensicherung und bleiben Sie in der Nähe Ihres Hauses oder Ihres offen stehenden (!) Autos, denn für diese Hunde ist das Erreichen „der Fluchtburg“ eine Frage des Überlebens.

Von der häufig empfohlenen Gabe von Medikamenten möchte ich dringend abraten! Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, dass jedes Psychopharmaka eine so genannte Umschlagwirkung zeigen kann. Das bedeutet in diesem Fall, dass der Hund nicht beruhigt, sondern ganz im Gegenteil, jetzt erst richtig hoch gefahren wird. Der Kreislauf wird aktiviert, der Puls rast wie verrückt, der Hund kommt nicht mehr zur Ruhe und der so gestresste Organismus nimmt die Außenreize durch die Adrenalinausschüttung noch stärker wahr. Vor ein paar Jahren wurde ich am Silvesterabend von einer völlig verzweifelten Hundehalterin angerufen, bei deren Eurasier-Rüden genau das passiert war. Der Hund drehte völlig durch, speichelte, raste fieberhaft nach Unterschlupf suchend durch das Haus und war kaum noch ansprechbar. Die Tierärztin, die das Mittel verschrieben hatte, empfahl am Telefon, den Hund in die Praxis zu bringen, was vollkommen ausgeschlossen war für die Halterin, weil er sich nicht einmal mehr anfassen ließ, ohne deutlich drohend zu fletschen – was er übrigens sonst nie tat! Als ich nach halbstündiger Fahrt dort ankam, war der Hund bereits so durchgedreht, dass ich einen Kreislaufkollaps befürchtete. Uns blieb also nichts anderes übrig, als uns auf den Hund zu stürzen, ihn – halb im Würgegriff – ins Auto zu zerren und in die Klinik meines Vertrauens zu bringen. Dort wurde er in Narkose gelegt, um ihn erst einmal ruhig zu stellen. Dann wurde er an den Tropf gehängt, um die Wirkstoffe in seinem Körper möglichst schnell auszuschwemmen. Es dauerte mehr als 14 Tage, ehe dieser Hund sich halbwegs erholt hatte und sein Frauchen und mich wieder vertrauensvoll an sich heran ließ. Er war damals fünf Jahre alt und ich kannte ihn seit seiner Welpenzeit. Er hatte uneingeschränktes Vertrauen zu mir und seiner Halterin bis zu diesem Abend gehabt …

In einem anderen Jahr rief mich am 05. Januar eine Dame an, deren Hund sich seit Silvester völlig verändert hatte. Er zitterte, sobald er nur angesprochen wurde und reagierte extrem auf jegliche Außenreize, die mit Geräuschen oder Licht zu tun hatten. Er flüchtete zum Beispiel in Panik unter den Küchentisch, als vor dem Haus die Straßenlaterne anging. Beim Beratungsgespräch stellte sich dann heraus, dass auch dieser Hund auf Anraten eines befragten Tierarztes Medikamente verschrieben bekommen hatte. Er wählte ein Mittel aus, das hauptsächlich auf der Basis eines Muskelrelaxans wirkte, das Bewusstsein aber kaum beeinflusste. Im Klartext bedeutete dies, dass dieser arme Hund, der schon immer große Angst vor Silvester hatte, alles um sich herum mitbekam, aber unfähig war, sich zu bewegen. Gefangen im eigenen Körper konnte er weder hecheln, noch herumlaufen oder sich verkriechen, so wie er es sonst immer getan hatte. Die Folgen waren fatal – dieser Hund erlitt ein Trauma, von dem er sich nie mehr richtig erholte.  Er hatte für den Rest seines Lebens Probleme und die Halterin verfluchte den Tag, an dem er das „Beruhigungsmittel“ bekommen hatte.

Ich könnte noch einige solcher Beispiele nennen, die ich im Laufe der Jahre miterlebt habe. Es waren weit mehr als nur diese beiden und aus diesem Grund würde ich die Gabe von Medikamenten nicht empfehlen. Ich kenne keinen einzigen Hund, der sich nicht über kurz oder lang wieder erholt hätte nach der Knallerei – aber einige, die durch Medikamentengabe traumatisiert wurden. Selbstverständlich gibt es auch Hunde, die die Medikamentengabe gut vertragen – nur weiß man vorher nicht, ob es so sein wird und mir ist das Risiko für die mir anvertrauten Tiere definitiv zu groß, falls es nicht so sein sollte.

Hingegen macht eine Kollegin von mir recht gute Erfahrungen mit der Gabe von Bach-Blüten. Suchen Sie sich einen seriösen Therapeuten, der eine individuelle Mischung für Ihren Hund zusammenstellt. Die im Handel erhältlichen, fertigen Mischungen möchte ich Ihnen nicht empfehlen, da sie der eigentlichen Lehre Bach`s und seinem Verständnis über die Wirkung der Blütenmittel nicht entsprechen. Eine Umschlagwirkung ist hier nicht bekannt, es soll aber nicht verschwiegen werden, dass es in seltenen Fällen zu einer Erstverschlimmerung der Symptome kommen kann, ähnlich wie wir sie aus der Homöopathie kennen. Sollte diese gerade an Sylvester auftreten, wäre das natürlich fatal. Deshalb ist eine vorherige Gabe zum Ausprobieren empfohlen.

Einigen Hunden hilft auch der D.A.P.-Stecker recht gut, der im Fachhandel erhältlich ist. D.A.P. ist die Abkürzung für Dog Appeasing Pheromone. Diese Pheromone sind Duftstoffe, die eine Mutterhündin während der Laktationsphase zwischen der Milchleiste absondert und die beruhigend auf die Welpen wirken. Man fand heraus, dass diese Wirkung auch noch bei erwachsenen Hunden eintritt und schließlich gelang es, diese Pheromone zu synthetisieren. Steckt man nun diesen Stecker in die Steckdose, wird der Geruch der Pheromone ausgeströmt. Wichtig ist hierbei allerdings, dass Sie dem Hund die Gelegenheit geben, den Raum zu verlassen, wenn er das wünscht, denn nicht alle Hunde mögen diesen Geruch und nicht auf alle wirkt er beruhigend! Beobachten Sie Ihren Hund, ob er sich freiwillig in die Nähe des Steckers begibt und tatsächlich ruhiger wird oder ob ihm dieser Geruch völlig egal zu sein scheint oder er sogar den Raum verlässt. Auch hier ist es sinnvoll, nicht erst am Sylvesterabend auszuprobieren, welche Reaktionen Ihr Hund zeigt, fangen Sie ruhig schon ein bis zwei Wochen vorher damit an. Auf gar keinen Fall sollten Sie die ebenfalls erhältlichen D.A.P.-Halsbänder verwenden, denn einmal angelegt kann der Hund sich eben nicht mehr frei entscheiden, ob er den Geruch sucht oder meidet, sondern ist ihm ausgeliefert. Interessant ist, dass der Hersteller anfangs, als es nur die Stecker gab, selbst ausdrücklich darauf hinwies, wie wichtig es ist, dem Hund die Möglichkeit zum Ausweichen zu geben. Trotzdem hat er dann die Halsbänder und auch noch ein Spray auf den Markt gebracht. Man macht sich so seine Gedanken, was hinter diesem Sinneswandel steckt…

Für viele Menschen ist übrigens unklar, warum Hunde gerade vor Silvester so große Angst haben. Manchmal sogar solche, die zum Beispiel keine Probleme mit Schüssen oder Gewitter haben. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass durch die Knallerei gleich mehrere Sinne deutlich überstrapaziert werden: Der Gehörsinn durch den Lärm, der Gesichtssinn (die Augen) durch die ungewohnten und in großer Anzahl auftretenden Lichtreflexe und der Geruchssinn durch den Gestank, den die Böller verursachen und der ebenfalls ungewohnt ist für den Hund.

Abschließend wünsche ich Ihnen und Ihrem Hund (oder Ihren Hunden) eine möglichst ereignislose Silvesternacht und hoffe, dass die hier zusammengefassten Tipps helfen, mit möglichst viel Ruhe und Frieden ins neue Jahr zu kommen!

P.S. : Als Autorin erlaube ich ausdrücklich, diesen Text ungekürzt, unverändert und unter Nennung der o.g. Quelle weiträumig zu verbreiten. Wenn Sie ihn erhalten haben, freue ich mich, wenn Sie ihn an Freunde und Bekannte weiter schicken, ihn in Foren oder auch gern auf Ihre eigene Homepage stellen. Sie dürfen ihn auch ausdrucken, kopieren und verteilen. Desto mehr Menschen er erreicht, desto mehr Tieren kann hoffentlich geholfen werden.

Artikel als PDF

Weiterführendes:


Sprühhalsbänder (SP)

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

¡Déjame en paz!

El texto que puedes leer a continuación está enviado por la adiestradora de perros alemana Clarissa v. Reinhardt sobre aprendizaje animal, traducido del ingles por Elena Álvarez.

En la actualidad, muchos adiestradores recomiendan el uso de collares de citronela, un producto que se ha puesto de moda para educar a los perros. Dichos collares, que emiten una suave fragancia supuestamente inofensiva, han ganado prestigio desde que la popular cuidadora de perros Katja Geb-Mann empezara a promocionarlos en su programa semanal de la televisión alemana, demostrando que no hay problema que tenga el perro, que no pueda solucionarse mediante el simple accionamiento de un mando a distancia.

Sin embargo, el sentido común nos advierte que algo debe esconderse detrás de lo que los fabricantes y usuarios de este producto califican de inofensivo. Resulta un tanto extraño que algo que supuestamente no le importa nada al perro pueda cambiar comportamientos instintivos y genéticamente programados, como el de la caza. A la gente se le pide que pruebe a ponerse el collar mientras el adiestrador activa el dispositivo y… ¡no está nada mal! Apenas un soplo de humedad, de aire fresco. “Es verdad, no me dolió nada” confirma convencido el dueño del perro. Pero los productores y adiestradores no informan (bien porque no lo saben, bien porque temen perder beneficios) de que los sonidos repentinos que parecen venir de la nada asustan a los perros.

¿Ha observado usted que los perros dan vueltas y vueltas antes de echarse a dormir? Desde un punto de vista biológico, esta acción tiene sentido. Se trata de un comportamiento heredado de los canes primigenios, que vivían en el exterior. Previamente al acto de tumbarse en la hierba, se giraban para sentirse seguros. En caso de escuchar un sonido extraño (como el silbido de una serpiente), saltaban a otro lado. ¡Y ahora estamos empleando este ruido, que provoca tanto miedo en ellos y que se genera justo debajo de sus barbillas! Si pulsamos el botón un par de veces, sentirán, más que miedo, verdadero pánico –¡sin posibilidad de escapatoria!

Este hecho es, por sí solo, razón suficiente para no usar nunca este aparato en nuestros amados animales de compañía. Sin embargo, existen más problemas relacionados con su uso.

Los perros nunca saben cuándo y por qué les está pasando esto, por lo que están esperando de forma permanente a que ocurra. Si desea saber cómo puede llegar a sentirse, puede realizar un sencillo experimento sobre usted mismo: pida a un miembro de su familia o a un amigo que le dé sustos de los llamados de muerte -pueden chillarle con fuerza o encender repentinamente el radiocasete cuando menos se lo espere; por ejemplo, mientras usted se relaja en su sillón favorito o juega a las cartas con sus amigos- en horas aleatorias. El experimento ha de continuar al menos unas horas, o incluso días, y usted debe ser asustado varias veces sin saber en qué momento va a suceder. Pronto se dará cuenta de que el susto en sí no es tan malo como los interminables minutos en que está temiéndolo. Aunque no quiera que ocurra, casi espera a que no pase mucho tiempo antes de que ocurra para que pueda descansar un rato después –lo que ni tan siquiera es el caso, porque puede repetirse de forma inmediata- cuandoquiera que su amigo guste. No suena muy bonito, ¿verdad?

Otro gran problema asociado es el hecho de que el perro aprende por asociación de unas cosas con otras. Digamos que Fido lleva puesto el collar y recibe el shhhh porque no ha reaccionado a varias llamadas para que vaya. Usted hace esto porque quiere enseñarle que será castigado en caso de no obedecer. Sin embargo, hay muchas posibilidades de que, en ese preciso instante, vea un niño, un corredor u otro perro/a, que entonces conectará con el castigo. Entonces obtendrá un perro que sigue sin reaccionar a sus llamadas, pero se siente asustado o incluso agresivo hacia la persona o animal que vio. La gente no tiene ni idea de por qué a su perro ya no le gustan los niños y ladra a los corredores, cosa que no hacía antes.

Yo trabajo con muchos de estos casos en mi escuela para perros. Muy recientemente conocí a un Ridgeback de Rodesia macho, cuyo collar se activaba siempre que estaba a punto de irse a cazar. Sin embargo, su perro de compañía hembra estaba siempre presente también en esas salidas. Sus compañeros humanos no vinieron a verme con respecto al tema de la caza, sino porque el macho parecía evitar la compañía femenina. Siempre que ella entraba en la habitación o quería acurrucarse con él (como hacía a menudo), él abandonaba la habitación con síntomas de ansiedad y nadie sabía por qué. ¡Qué les han hecho a estos perros! ¿Qué clase de sentimientos les han provocado los humanos? El perro se empezaba a asustar de su amiga, a la que tanto quería. Ella, por otro lado, no podía entender la razón por la que él ahora la evitaba, cuando, en el pasado, solían jugar y divertirse juntos. Por su parte, el adiestrador que recomendó el collar piensa ahora que fue una buena idea que los perros se distanciaran porque han evolucionado de formas muy diferentes y, sencillamente, ya no se llevaban bien. Dijo que los miedos del macho debían ser atribuidos al carácter dominante de la hembra. Podría llorar cuando veo perros así, o tal vez enfadarme mucho.

El asunto empeora al considerar que, entre perros, ningún elemento se generaliza tan rápido como el miedo a los ruidos. Muchos de ellos desarrollan un miedo a los ruidos después de haber tenido que llevar un collar de citronela. Ahora se asustan de cosas que antes no les daban miedo, como la apertura de una lata de refresco, el ruido del aceite caliente en una sartén, sonidos de golpes y disparos. El Ridgeback de Rodesia del que hablaba más arriba corrió a esconderse debajo de la mesa cuando abrí mi botella de agua. No hice esto porque tuviera sed –lamentablemente, se ha convertido en uno de mis procedimientos habituales para conocer y analizar un perro nuevo, con el fin de comprobar si la gente ha usado un collar de citronela con él o ella. Su compañera humana estaba realmente sorprendida cuando afirmé, después del truco de la botella, que se había usado este instrumento con él. Ella no había previsto el contármelo, pues conocía que yo no apruebo su uso. Se sorprendió mucho cuando le conté la reacción de su perro a la botella. Y se enfadó cuando le expliqué la razón por la que su perro tenía ahora miedo de su compañera y de otros ruidos. Estaba enojada con el adiestrador que no le habló sobre los efectos secundarios del collar, sino que le reiteraba lo simple e inofensivo que era. Me tengo que preguntar a mí misma si mis colegas que usan este mecanismo no conocen los efectos secundarios o simplemente no se los cuentan a la gente, porque de otro modo nadie les permitiría usarlos. No sé qué es peor.

Por último, y no menos importante, existen también problemas técnicos con estos collares. Se ha informado de que los collares de citronela pueden ser activados por otras radiofrecuencias o incluso por un mando a distancia de otro collar cercano. Eso significa que un perro que está simplemente allí, jugando o haciendo cualquier otra cosa, puede sufrir el castigo. Por supuesto, esto provoca que el perro lo espere todavía más a menudo, lo cual multiplica las probabilidades de realizar una asociación errónea.

De modo adicional, estos collares no siempre funcionan adecuadamente y pueden fallar o retrasarse por causa de la humedad ambiental (niebla o lluvia). Además, no avisan con anticipación del momento en que se agotarán las pilas, por lo que se podría estar presionando el botón sin que nada ocurra -lo que tendría el efecto de elogiar a Rover por un comportamiento negativo (dando por hecho que alguna vez lo entendió como castigo). El perro, entonces, aprende que simplemente tiene que hacer algo una y otra vez para conseguir el éxito (por ejemplo, no ser castigado por el collar).

No hay duda: los collares de citroneta, lejos de resultar inofensivos, resultan ser peligrosos. Algunos perros están tan traumatizados por ellos que han desarrollado una “indefensión aprendida”, que les lleva a no hacer casi nada, debido al miedo constante de castigo que parece venir de la nada. Rehabilitar a estos animales -y ayudar a sus desesperados compañeros humanos- a menudo requiere un entrenamiento apropiado a largo plazo para sacarlos de su desamparo y liberarlos de sus miedos. Se supone que los collares de citronela constituyen una rápida solución a todos los problemas, reales o imaginarios. Pero no es así de sencillo. Los perros son seres sensibles e inteligentes, a los que no se puede manipular, y presentan formas de aprendizaje muy diferentes de las nuestras. Insto a la gente a que se informe e investigue acerca de todos los métodos recomendados por los adiestradores antes de probarlos en sus perros.

Cuando haya duda, la mejor forma de decidir es aplicando la Regla de Oro: no hagas a los demás lo que no te gustaría que te hicieran a ti.

© Clarissa v. Reinhardt
animal learn


Sprühhalsbänder (EN)

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Get Outta My Face!

The following is a guest post by German dog trainer Clarissa v. Reinhardt of animal learn, translated from the German by Nadja Kutscher.
Many dog trainers now recommend citronella collars, which have become popular in numerous different styles. The collars, which allegedly send out a totally harmless little spritz of fragrance, have become even more popular ever since our TV dog nanny, Katja Geb-Mann, started to present them on German television every week, showing that no matter what the problem with a dog is, the simple use of the remote can solve it.

However, common sense tells us that something must be wrong when producers and users of the product claim that it’s “nothing.” Really, it’s a bit strange that something the dog doesn’t care about at all is supposed to change instinctive, genetically programmed behaviors, like hunting. People are asked to try putting the collar on themselves while the trainer triggers the device … wow, it really isn’t bad at all! A little shhhh of damp, cold air—”Seriously,” confirms the convinced dog owner, “it didn’t hurt a bit.” But producers and trainers don’t tell people (either because they don’t know or because they fear losing profits) that sudden sounds that seem to come out of nowhere are scary to dogs.

Have you noticed how dogs turn around and around before finally lying down to go to sleep? This is an inherited behavior from earlier times when dogs always used to live outside. Before lying down in the grass, they turned around to see if it was safe, and if they heard a noise (like the shhhh of a snake), they could just jump aside to safety. Biologically, this makes sense—and we are now taking this noise that causes so much fear in them and producing it right under their chins! Plus, we even press the button a couple of times, which causes them not only fear but real panic—with no way to escape!

This fact alone is reason enough never to use this device on our beloved animal companions. However, there are even more problems with it.

Dogs never know when and why this is happening to them so they are always waiting for it to happen. If you want to know how that feels, just conduct the following experiment on yourself: Ask a member of your family or a friend to scare you to death—they could shout loudly or turn the stereo up suddenly when you’re not expecting it, like, for example, when you’re relaxing in your favorite armchair or playing cards with your friends—on a random schedule. The experiment should continue for at least a few hours or even days and you should get frightened several times without knowing when it’s going to be. You will soon realize that the actual fright is not as bad as the endless minutes that you’re dreading it. Even though you don’t want it to happen, you almost hope it won’t be too long before it does so that you can rest for a little while afterwards—which isn’t really the case because it could happen again a few minutes later, and then again—whatever your friend decides. Doesn’t sound too nice, does it?

Another big problem is the fact that dogs learn by associating things with other things. Let’s say that Fido wears the collar and gets the shhhh because he hasn’t reacted to several calls to come. You do this because you want to show him that he will be punished if he doesn’t obey. However, there’s a good chance that he might see a child, a runner, or another dog right at that very moment—whom he then connects to the punishment. Then you’ll have a dog who is still not reacting to your calls but is now afraid of or even aggressive toward the person or animal he saw. People have no clue why their dog doesn’t like kids anymore and barks at runners, which he didn’t do before.

I work with many of these cases in my dog school. Very recently, I met a male Rhodesian ridgeback whose collar was activated whenever he was about to go hunting. However, his female companion dog was always present on those outings too. His human companions didn’t come to see me because of the hunting but because the male dog seemed to avoid the female’s company. Whenever she entered the room or wanted to snuggle with him (as she frequently did), he anxiously left the room and nobody knew why. What had they done to these dogs! What kind of feelings had humans provoked in them? The dog had become afraid of his friend whom he used to love so much. She, on the other hand, just couldn’t understand why he avoided her now, when, in the past, they used to play and have fun together. And by the way, the trainer who recommended the collar now thought it was a good idea to give one of the dogs away because they had developed very differently and just didn’t get along anymore. She said that the male’s fears had to be attributed to the female’s very dominant character. I could cry when I meet dogs like these—or get very angry.

And it gets worse because, among dogs, nothing generalizes as quickly as the fear of noises. Many dogs develop a fear of noises after having had to wear a citronella collar. They are afraid of things they didn’t care about before, like the opening of a soda bottle, the noise of hot oil in a saucepan, banging sounds, and gunshots. The Rhodesian ridgeback I was talking about ran straight under my table when I opened my bottle of water. I didn’t do this because I was thirsty—sadly enough, this has become part of my standard procedures when getting to know and analyzing a new dog, to see if people have used a citronella collar on him or her before.
His human companion was really surprised when I told her straight away after the bottle trick that I knew a citronella collar had been used on him before. She hadn’t planned to tell me as she had heard that I don’t approve of those things. She was really shocked when I told her about her dog’s reaction to the bottle. And she was angry when I told her the reason why her dog was afraid of his companion and various noises now. She was mad at the trainer who didn’t tell her about the side effects of the collar but instead constantly told her how simple and harmless it was. I have to ask myself whether my colleagues using this device don’t know about the side effects or simply don’t tell people because nobody would allow them to be used otherwise. I don’t know which is worse.

Last, but not least, there are also technical problems with these collars. It has been reported that citronella collars can be triggered by other radio frequencies or even the remote control of another citronella collar close by. That means that a dog who is just standing there, playing or doing something else, can get the punishment. Of course, this causes the dog to expect it even more often and greatly increases the likelihood of a mistaken association.

Additionally, these collars don’t always work properly and can fail or be delayed by damp air (fog or rain). Plus, they don’t show you in advance when the batteries will run out, so you could be pressing the button without anything happening—which could have the effect of praising Rover for negative behavior (if he ever understood the punishment in the first place). The dog then learns that he just has to do something over and over again in order to succeed (i.e., not get punished by the collar).

So there’s really no doubt: Citronella collars are not harmless at all—they are, in fact, dangerous. Some dogs are so traumatized by them that they develop “learned helplessness,” which causes them to hardly do anything because of the constant fear of punishment that seems to come out of nowhere. Rehabilitating these animals—and helping their desperate human companions—often requires long-term appropriate training in order to lead them out of their helplessness and free them of their fears.
Citronella collars are supposed to be a quick solution for all real and imagined “problems.” But it’s just not that simple. Dogs are sensitive and intelligent beings who can’t be manipulated and whose ways of learning are very different from ours. I urge people to become informed and to research all methods recommended by trainers before trying them on their dogs. When in doubt, the best way to decide is by applying the Golden Rule: Do unto others as you would have them do unto you.

© Clarissa v. Reinhardt
animal learn

P.S.: Hiermit lade ich alle Hundefreunde ein, bei der Verbreitung dieses Textes zu helfen. Ich erlaube als Autorin ausdrücklich, ihn (vollständig und unverändert und unter Nennung der Quelle) auf anderen Homepages zu veröffentlichen, auszudrucken und zu verteilen oder auf ihn hinzuweisen. Je mehr Menschen um die Tücken und Gefahren des Sprühhalsbandes wissen, je mehr Hunden bleibt dessen Anwendung – hoffentlich – erspart. Ein herzliches DANKE an jeden, der diesen Text weiter gibt.


Sprühhalsbänder

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Köpfchen statt Knöpfchen…

…das gilt auch für die viel gepriesenen Sprühhalsbänder, die in verschiedenen Ausführungen den Markt erobert haben. Spätestens seit uns Hundenanny Katja Geb-Mann allwöchentlich im deutschen Fernsehen vorführt, wie jeder Hund, ganz gleich welches Problem er seinen Haltern vermeintlich oder tatsächlich bereitet, mit Einsatz einer Fernbedienung in das Verhalten gepresst werden kann, das Herrchen oder Frauchen beliebt, finden die Halsbänder, die einen angeblich völlig harmlosen Spraystoß von sich geben, steigenden Absatz.

Doch schon der gesunde Menschenverstand lässt einen aufhorchen, wenn Hersteller und Anwender behaupten, dass der jederzeit auszulösende Sprühstoß für den Hund „gar nicht schlimm“ sei. Da fragt man sich doch selbst nach nur kurzem Nachdenken, wie es denn möglich sein soll, instinktive, genetisch fixierte Verhaltensweisen wie zum Beispiel das Jagdverhalten durch etwas zu unterdrücken, das dem Hund gar nichts ausmacht?! Dem Hundehalter wird generös angeboten, das Gerät doch selbst mal in die Hand zu nehmen oder um den Hals zu legen, während der Trainer den Auslöser betätigt… und tatsächlich, so schlimm war das doch gar nicht. Ein kurzes „Zischhhh“ mit etwas feucht-kalter Luft. „Ja“, bestätigt der überzeugte Hundehalter, „das war gar nicht schlimm.“ Was Hersteller und Trainer jedoch geflissentlich verschweigen (aus Unwissenheit oder in betrügerischer Absicht?!), ist die Tatsache, dass plötzlich auftretende, nicht eindeutig zuzuordnende Zischlaute beim Hund als Angst auslösende, sogar lebensbedrohliche Laute abgespeichert sind, bei denen sofort die Flucht ergriffen werden muss. Jeder kennt den Anblick eines Hundes, der sich selbst im Körbchen `zig mal um die eigene Achse dreht, bevor er sich schließlich gemütlich niederlegt. Es handelt sich bei dieser Verhaltensweise um ein Erbe aus den Zeiten, in denen der Hund noch weitgehend draußen in Freiheit lebte. Bevor er sich hinlegte, drehte er sich mehrfach im Gras oder Laub, um die ausgesuchte Liegestelle als ungefährlich abzusichern. Sollte beim Drehen ein Zischlaut (zum Beispiel von einer Schlange) zu hören sein, würde er sich durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen. Biologisch sinnvoll… und diesen genetisch fixierten, Angst auslösenden Zischlaut bringen wir Menschen nun in den unmittelbaren Kopfbereich des Hundes! Und drücken vielleicht gleich mehrfach das Auslöseknöpfchen, worauf der Hund ganz leicht nicht nur in Angst, sondern sogar in Panik versetzt werden kann – ohne die Möglichkeit, sich durch die Flucht zur retten!

Eigentlich ist dieser Umstand allein schon Grund genug, niemals zu erlauben, dass einem uns anvertrauten Lebewesen ein solches Gerät angetan (im wahrsten Sinne des Wortes!) wird. Es gibt aber noch mehr Probleme:

Der Hund weiß nie, wann und vor allem warum der Sprühstop ausgelöst wird, befindet sich also in ständiger Erwartungsunsicherheit. Wer wissen möchte, wie sich das anfühlt, dem empfehle ich folgendes Eigenexperiment, das nicht in Anwesenheit eines Hundes durchgeführt werden sollte, damit dieser nicht unnötig verunsichert wird: Bitten Sie ein Familienmitglied oder einen Freund, Sie wirklich stark zu erschrecken, zum Beispiel durch einen lauten Schrei oder dadurch, dass er plötzlich die Stereoanlage zu voller Lautstärke aufdreht oder zwei Töpfe aufeinander schlägt, wenn Sie gerade überhaupt nicht damit rechnen, sich zum Beispiel entspannt im Sessel zurücklehnen oder gerade mit Freunden Karten spielen. Das Experiment sollte mindestens mehrere Stunden, am besten ein oder zwei Tage dauern und der Schreckreiz sollte in dieser Zeit mehrfach ausgelöst werden – ohne dass Sie wissen, wann dies sein wird. Sie werden merken, dass der eigentliche Reiz, wenn er dann endlich auftritt, bei weitem nicht so schlimm zu ertragen ist, wie die zermürbende Warterei auf ihn. Obwohl man ihn fürchtet, wünscht man ihn schon beinahe herbei in der Hoffnung, dann wieder eine Weile Ruhe zu haben, was aber nicht so ist, da er kurz nach dem Auftreten ein zweites oder drittes Mal ausgelöst wird und dann wieder stundenlang gar nicht, ganz wie es Ihrem Helfer beliebt. Keine angenehme Vorstellung, nicht wahr?!

Aber es gibt noch weitere Probleme. Gleich mehrere ergeben sich aus der Tatsache, dass Hunde über gedankliche Verknüpfung lernen. Trägt der Hund das Halsband und erhält den Sprühstoß, wenn er zum Beispiel auf mehrfachen Zuruf nicht kommt, so möchte der Mensch ihm damit zeigen, dass er dafür mit Schreckreiz bestraft wird, dass er ungehorsam ist. Es kann aber gut sein, dass er in genau diesem Moment zu einem kleinen Kind, einem Jogger oder einem anderen Hund schaut – und den Strafreiz damit verbindet. Das Ergebnis ist dann ein Hund, der noch immer nicht besser auf Abruf reagiert, dafür aber Ängste, evtl. sogar durch die Angst ausgelöste Aggressionen, gegen das entwickelt, was er gerade sah. Die Hundehalter sind dann ratlos, weil ihr Hund „plötzlich“ kleine Kinder meidet oder Jogger anknurrt, mit denen er doch bisher bestens auskam. Viele solcher Beispiele finden sich in meiner Hundeschule ein, erst kürzlich ein Rhodesian Ridgeback Rüde, dessen Sprühhalsband immer ausgelöst wurde, wenn er zum Wildern durchbrennen wollte. Bei diesen Spaziergängen war allerdings auch immer seine Gefährtin, der Zweithund der Familie, anwesend. Die Halter kamen nun nicht wegen des unerwünschten Jagdverhaltens zu mir in die Hundeschule, mit dem sie sich inzwischen abgefunden hatten, sondern weil der Rüde seit Wochen die Nähe der Hündin mied. Immer wenn diese den Raum betrat oder sich, so wie früher, zu ihm kuscheln wollte, verließ er mit ängstlichem Gesichtsausdruck das Zimmer und das konnte man sich nicht erklären… Was hatte man diesen beiden Hunden angetan! Welche Gefühle wurden in den Tieren ausgelöst?! Der Rüde hatte nun Angst vor seiner Gefährtin, die er früher heiß und innig liebte, während diese nicht verstehen konnte, weshalb er, der vorher immer leidenschaftlich mit ihr spielte und tobte, sie jetzt mied. Die gleiche Trainerin, die den Einsatz des Sprühhalsbandes empfohlen hatte, empfahl jetzt übrigens, einen der Hunde abzugeben, weil die Tiere sich unterschiedlich entwickelt hätten und einfach nicht mehr gut zueinander passen würden. Die Ängste des Rüden erklärte sie über die angeblich dominante Ausstrahlung der Hündin. Man könnte weinen, wenn man Hunden mit einem solchen Schicksal gegenüber steht – oder es packt einen einfach nur die Wut.

Die Probleme gehen noch weiter, denn nichts generalisiert sich bei Hunden so schnell, wie Geräuschangst. Nicht nur dieser Rüde, sondern auch zahlreiche andere Hunde entwickeln nach Einsatz des Sprühhalsbandes Ängste vor allen möglichen Geräuschen. Das Öffnen einer kohlesäurehaltigen Getränkeflasche, das Zischen von heißem Fett in der Pfanne, Knall- und Schussgeräusche, die dem Hund vorher egal waren, versetzen ihn jetzt in Angst und Schrecken. Der oben erwähnte Ridgeback Rüde zum Beispiel verzog sich mit eingezogener Rute unter den Tisch des Besprechungsraums, als ich eine Wasserflasche öffnete. Dies tat ich nicht, weil ich Durst hatte – trauriger Weise gehört es inzwischen schon fast zum Standardprogramm beim ersten Kennenlernen und Analysieren eines mir vorgestellten Hundes auszutesten, ob er schon mit Sprühhalsband gearbeitet wurde und welche Wunden dies an seiner Seele hinterlassen hat. Die Halterin war auch sehr erstaunt, als ich ihr nach dem „Flaschentest“ auf den Kopf zusagte, dass an ihrem Hund sicher schon mit Sprühhalsband gearbeitet worden war. Das wollte sie mir eigentlich gar nicht erzählen, weil sie schon gehört hatte, dass ich gegen den Einsatz dieser Geräte bin. Nachdem ich sie auf die Reaktion ihres Hundes hingewiesen hatte, war sie sehr betroffen. Und wütend, nachdem ich ihr erklärte, weshalb ihr Rüde jetzt Angst vor der Hündin und vor allen möglichen Geräuschen hatte. Wütend auf die Trainerin, die sie auf diese „unerwünschten Nebenwirkungen“ nicht aufmerksam gemacht, sondern immer erklärt hatte, wie harmlos der Einsatz des Gerätes sei. Für mich stellt sich die Frage, ob Kollegen, die es einsetzen, um diese Nebenwirkungen nicht wissen, oder ob sie diese bewusst verschweigen, weil kaum jemand bereit wäre, den Einsatz zu erlauben, wenn sie bekannt wären. Und ich stelle mir die Frage, was von beiden eigentlich schlimmer ist…

Last not least gibt es Probleme mit der Technik. Es soll schon vorgekommen sein, dass das Gerät durch andere Funkfrequenzen oder sogar die Fernbedienung eines in der Nähe befindlichen Halsbandes an einem anderen Hund ausgelöst wurde. Der Strafreiz wird dann also einem Hund verabreicht, der einfach nur herumsteht oder gerade spielt oder sonst etwas tut. Das steigert die Erwartungsunsicherheit natürlich noch mehr und erhöht die Trefferquote auf Fehlverknüpfungen immens. Zusätzlich löst es nicht immer zuverlässig aus, kann zum Beispiel durch Wetterlagen mit feuchter Luft (Nebel, Regen) verzögert oder gar nicht reagieren. Schließlich zeigt es auch nicht an, wann die Batterie leer ist, wodurch es passieren kann, dass der Auslöser gedrückt wird und nichts geschieht. Dann käme man durch das Ausbleiben des Strafreizes (wenn der Hund denn überhaupt verstanden hätte, wofür er eigentlich bestraft werden soll) in den Bereich der variablen Bestätigung, was das unerwünschte Verhalten sogar noch verstärkt. Der Hund würde nämlich lernen, dass er das Verhalten nur immer wieder zeigen muss, bis er schließlich wieder zum Erfolg (in diesem Fall das Ausbleiben des Strafreizes und die erfolgreiche Durchführung des Verhaltens) kommt.

Man kann es also drehen und wenden, wie man will: Sprühhalsbänder sind ganz und gar nicht harmlos, im Gegenteil sogar sehr gefährlich. Manche Hunde werden durch sie so verunsichert, dass sie in die so genannte erlernte Hilflosigkeit fallen, was zur Folge hat, dass sie kaum noch Aktionen zeigen oder Handlungen anbieten, weil sie in ständiger Angst vor dem für sie unkalkulierbaren Strafreiz leben. Um diesen Tieren – und ihren verzweifelten Haltern – zu helfen, braucht es ein meist lang angelegtes, gut durchdachtes Training, das den Hund aus dieser erlernten Hilflosigkeit und seinen vielfältigen Ängsten wieder herausholt.

Sprühhalsbänder gaukeln dem Hundehalter vor, mal eben schnell per Fernbedienung eine Lösung für vermeintliche oder tatsächlich entstandene Probleme zu haben. Aber so einfach ist das nicht. Hunde sind uns anvertraute, fühlende und denkende Lebewesen, die nicht beliebig manipulierbar sind und deren Lernverhalten sich von dem unseren ganz erheblich unterscheidet. Ich kann deshalb nur dringend empfehlen, jeden Ausrüstungsgegenstand und jede Methode, der/ die durch Hersteller oder Trainer empfohlen wird, vor Anwendung am Hund genau zu prüfen, sich gut zu informieren und im Zweifelsfall nach dem guten alten Motto zu entscheiden, das auch für unsere Hunde gelten sollte: Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

© Clarissa v. Reinhardt
animal learn

P.S.: Hiermit lade ich alle Hundefreunde ein, bei der Verbreitung dieses Textes zu helfen. Ich erlaube als Autorin ausdrücklich, ihn (vollständig und unverändert und unter Nennung der Quelle) auf anderen Homepages zu veröffentlichen, auszudrucken und zu verteilen oder auf ihn hinzuweisen. Je mehr Menschen um die Tücken und Gefahren des Sprühhalsbandes wissen, je mehr Hunden bleibt dessen Anwendung – hoffentlich – erspart. Ein herzliches DANKE an jeden, der diesen Text weiter gibt.


S T U B E N R E I N H E I T

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Stubenreinheit ist nicht angeboren. Bedenken Sie, dass Sie ein “Baby” ins Haus geholt haben, das noch nicht trocken ist.

Tragen Sie den Welpen nach dem Schlafen, Fressen, Spielen, längeren Autofahrten etc. nach draußen an einen ruhigen Ort, möglichst auf eine Wiese. Der Untergrund sollte weich sein. Bleiben Sie bei ihm und loben Sie ihn mit freundlicher Stimme, nachdem er sein “Geschäft” erledigt hat. Loben Sie ihn nicht während er sein “Geschäft” verrichtet, sonst kann es sein, dass er es unterbricht, weil er von Ihnen abgelenkt wird.

Unterlassen Sie Strafen jeder Art. Nackenschütteln, mit der Nase in den Urin oder Kot stupsen oder ähnliche drastische und obendrein falsche Sanktionen sind unsinnig und werden vom Welpen nicht verstanden! Dadurch lernt der Welpe nicht, stubenrein zu werden – sondern nur, Angst vor Ihnen zu haben.

Beobachten Sie Ihren Hund/ Welpen! Wenn er unruhig wird oder sich im Kreis dreht, führen Sie ihn nach draußen.

Ein Welpe muss anfangs auch nachts mal raus. Stellen Sie sein Körbchen direkt neben Ihr Bett, um erste Anzeichen von Unruhe bemerken zu können.

Nachts oder in Ihrer Abwesenheit sollten Sie den Welpen nicht in eine Hundebox sperren. Der Hund gerät darin in Not und Stress, weil er sich nicht in seinem “Nest” versäubern möchte.

Regeln von früher sind überholt. Strafen Sie den Hund auch dann nicht, wenn Sie ihn auf “frischer Tat” ertappen. Er könnte die Strafe mit Ihnen statt mit dem eigentlichen Ereignis verknüpfen. Dann wird er sich nur noch heimlich, nicht mehr in Ihrer Anwesenheit lösen.

Ein kurzes ruhiges “Nein” reicht, um die unerwünschte Handlung in dem Moment zu unterbrechen, in dem er sich gerade im Wohnungsbereich lösen will. Heben Sie ihn hoch und bringen Sie ihn an einen geeigneten Ort, an dem er sich in Ruhe versäubern kann. Achten Sie auch genau darauf, ob Ihr Hund Anzeichen dafür zeigt, dass er raus möchte. Steht er vor der Tür? Schaut er öfter zur Ausgangs- oder Terrassentür? Ist er unruhig? Fiept er? Dies alles können seine Versuche sein, sich Ihnen mitzuteilen, dass er mal “muss”.

Ignorieren Sie “kleine und große Missgeschicke”, die in Ihrer Abwesenheit passiert sind und beseitigen Sie sie kommentarlos! Nichts sagen, nicht genervt schauen, nicht strafen, nicht ärgern!

Nie Essigreiniger zum Putzen betroffener Stellen verwenden, der Essiggeruch regt den Hund zum Urinieren an.

Hundebücher empfehlen manchmal den Einsatz von Zeitungspapier, auf das der Hund im Haus pieseln oder koten soll. Dann soll er wieder Schritt für Schritt davon entwöhnt werden, indem die Zeitung immer kleiner gefaltet wird und schließlich ganz verschwindet. Warum so umständlich, wenn es auch einfach geht??? Ausserdem besteht die Gefahr einer Fehlverknüpfung – der Hund lernt, sich im Wohnungsbereich (!) auf Zeitungspapier zu lösen, nicht aber auf anderen Untergründen wie zum Beispiel einer Wiese und vor allem draussen, wo er sich ja eigentlich lösen sollte.

Ein Welpe braucht Zeit, um zu verstehen, was von ihm verlangt wird. Ausserdem muss er, wie ein kleines Menschenkind auch, seinen Schließmuskel erst trainieren, bevor er ihn kontrollieren kann. In der Regel dauert die Erziehung zur Stubenreinheit Tage bis Wochen, das ist von Hund zu Hund unterschiedlich.

In der Literatur empfohlene Kommandowörter zum Urinieren oder Koten sind unsinnig und gefährlich. Funktioniert die Methode und ist der Hund gehorsam, hält er so lange ein, bis Sie das erlösende Wort sprechen. Ein so kontrollierendes Verhalten gegenüber einem uns anvertrauten Lebewesen ist moralisch fragwürdig und kann, gerade beim Welpen oder älteren Hund, enormen Stress auslösen und gesundheitsgefährdend werden. Der Hund soll sein Geschäft nicht auf Kommando verrichten, sondern dann, wenn er das Bedürfnis hat!

Tage und Nächte mit Geduld und Lob zahlen sich aus. Wichtige Grundregel: Verhaltensweisen werden durch Belohnung verstärkt! Loben Sie Ihren kleinen Hund also, wenn er “es” an der richtigen Stelle gemacht hat. Sollte sich trotz allem nicht der gewünschte Erfolg einstellen, bedenken Sie, dass auch eine Erkrankung wie zum Beispiel eine Blasenentzündung vorliegen könnte. Fragen Sie sicherheitshalber Ihren Tierarzt!

Weiterführendes:


Wie erkennt man einen guten Hundetrainer?

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Diese Frage ist uns schon oft gestellt worden, denn das Angebot ist unüberschaubar groß geworden und staatlich geregelte Ausbildungskriterien gibt es – leider- nach wie vor nicht. Gern empfehlen wir Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet, die wir persönlich kennen und deren Arbeitsweise uns überzeugt hat. Einige sind unter der Rubrik “links” aufgeführt, andere können Sie direkt bei uns per email erfragen.

Wenn Sie sich selbst auf die Suche machen oder ein konkretes Angebot von einer Hundeschule in Ihrer Nähe bekommen haben, kann Ihnen diese kleine Checkliste bei der Auswahl eines geeigneten Trainers für Sie und Ihren Hund helfen.

Der Trainer/ die Trainerin….

… sollte über eine fundierte Ausbildung im Umgang mit Hunden und Menschen verfügen und jederzeit in der Lage sein, diese auch nachzuweisen. Schwammige Versicherungen wie “…ich hab’ da mal einen Kurs gemacht…” oder “…ich weiß schon Bescheid…” reichen nicht aus!

… sollte selbstverständlich ein breit gefächertes (!!!) Fachwissen über Hunde haben und in der Lage sein, mit den unterschiedlichsten Rassen, Charakteren und Problemstellungen umzugehen.

… sollte offen sagen, wenn er/ sie noch Berufsanfänger/ in ist und Ihnen einen versierten Kollegen empfehlen, wenn er/ sie sich mit einem Training überfordert fühlt. Im Gegenzug wäre es schön, wenn Sie diese Ehrlichkeit anerkennen und nicht als Schwäche auslegen… jeder hat mal in seinem Beruf angefangen!

… muß in der Lage sein zu erkennen, wann Hund und/ oder Mensch eine Pause brauchen. Sehr häufig werden beide hoffnungslos überfordert und gehen anschließend verunsichert und frustriert nach Hause.

… sollte eine stationäre Ausbildung ohne Hundebesitzer ablehnen. Die angeblich sorgfältige Einweisung von 1-5 Tagen nach dem Training kann dem Hundebesitzer niemals vermitteln, in welchen Einzelschritten der Hund die Trainingsziele erlernt hat und Sie als Hundebesitzer haben keinerlei Kontrolle darüber, WIE Ihr Hund erzogen wurde. Hinzu kommt als großer Nachteil für Sie: Ihr Hund lernt, die Übungen mit seinem Trainer auszuführen, statt mit Ihnen.

… sollte immer auskunftsfreudig sein und sich bemühen, seinem Kunden so viel Fachwissen wie nur möglich zu vermitteln. Übungen müssen im Aufbau genau erklärt, Ihre Fragen müssen beantwortet werden.

… sollte in der Lage sein, sich ganz individuell mit den einzelnen Hundebesitzern auseinandersetzen zu können und auch zu wollen! Leider vermissen viele Hundebesitzer im Training Geduld und Verständnis für ihre ganz persönlichen Probleme. Manchmal werden sie sogar unverschämter weise als “unfähig, einen Hund zu führen” oder sogar als “zu doof” bezeichnet.

… sollte selbstverständlich nach neuesten verhaltenskundlichen Erkenntnissen und ohne Einsatz von tierschutzrelevantem Zubehör wie Reizstromgeräten, Anti-Kläff-Halsbändern usw. arbeiten. Alle Methoden, die dem Hund erhebliche Angst oder Schmerzen zufügen, seine Persönlichkeit zerstören oder ihn in seiner Würde verletzen sind indiskutabel. Der auch heute noch viel geforderte “Kadavergehorsam” sagt viel über die Psyche des Trainers und nichts über die des Hundes aus.

… sollte frei von Profilneurosen sein und nicht ständig damit prahlen, wie gut er/ sie ist und wie schlecht all die anderen sind. Kollegialität und Fairness sagen viel über die Charaktereigenschaften eines Menschen aus!

Ständige Fortbildung und das regelmäßige Überprüfen der eigenen Trainingsmethoden sollten eine Selbstverständlichkeit sein.

Beobachten Sie Ihren Hund: Ihr Hund sollte nicht nur gern, sondern möglichst mit Begeisterung in “seine” Schule gehen! Eine Hundeschule, die der Hund auch nach einigen Trainingsstunden nur unsicher und/ oder widerstrebend besucht, sollten Sie verlassen. Die Hunde selbst sind oft das sicherste und auch verräterischste Barometer für die Qualifikation des Trainers und die Qualität der Schule!


Dominanz als Erklärung für Hundeverhalten ist ein „alter Hut"

Clarissa v. Reinhardt

verschiedene Autoren

Pressemitteilung vom 21. Mai 2009
Mit freundlicher Genehmigung:  Joanne Fryer
University of Bristol, Senate House, Tyndall Ave., Bristol BS8 1TH, UK

Übersetzung: Monika Gutmann, www.modern-dogs.de

Artikel im „Journal of Veterinary Behavior“: Clinical Applications and Behavior

Eine aktuelle Studie belegt, wie das Verhalten von Hunden über Generationen missverstanden wurde: tatsächlich ist der Gebrauch von falschen Ideen bei Hundeverhalten und –training eher dazu angetan, unangemessenes Verhalten hervorzurufen, statt es zu therapieren. Die Ergebnisse stellen viele der dominanzbezogenen Interpretationen von Verhalten und Trainingstechniken, die von Fernseh-Hundetrainern empfohlen werden, in Frage.

Entgegen dem verbreiteten Glauben, versuchen aggressive Hunde NICHT ihre Dominanz / Herrschaft  über ihre Artgenossen oder ihr menschliches „Rudel“ zu erlangen. Dies haben Forschungen der Abteilung „Clinical Veterinary Science“ der „University of Bristol“ ergeben.
Im „Dogs Trust“ Tierheim wurden sechs Monate lang Hunde in ihrem freien Umgang mit Artgenossen beobachtet. Zusätzlich wurden Daten von frei lebenden Hunde anaylisiert, bevor daraus geschlossen werden konnte, dass Beziehungen zwischen Hunden durch Erfahrung erlernt und nicht durch den Anspruch auf Dominanz motiviert wurden.

Die Veröffentlichung „Dominance in domestic dogs – useful construct or bad habit?“ (Dominanz bei Haushunden – nützliches Modell oder schlechte Angewohnheit?) deckt auf, dass Hunde nicht davon motiviert sind, ihren Platz in der Rangordnung ihres Rudels zu behaupten, wie viele bekannte Hundetrainer das predigen.

Trainingstechniken, die als „Rangreduktion“ bekannt sind, sind nicht hilfreich, so die Wissenschaftler, sie variieren von wirkungsloser Behandlung bis gefährlich und verschlimmern das Verhalten noch mehr.
Dem Hundehalter zu erklären, dass es wichtig ist, vor dem Hund zu essen oder durch Türen zu gehen, haben keinen Einfluss auf die allgemeine Empfindung der Hund-Halter Beziehung. Besser ist es, dem Hund in den speziellen Situationen das richtige Verhalten beizubringen. Schlimmer noch, solche Techniken, wie den Hund auf den Rücken zu werfen und festzuhalten, an den Lefzen zu ziehen oder Gegenstände nach dem Hund zu werfen, machen den Hund ängstlich – oft gegenüber dem Besitzer – und führt unter Umständen zu einer Eskalation der Aggression.

Dr. Rachel Casey, Leiterin der Abteilung  „Companion Animal Behaviour and Welfare“ der Bristol University, sagt: „ Die pauschale Annahme, dass jeder Hund durch ein inneres Verlangen zur Kontrolle von Menschen oder Hunden getrieben wird, ist, offen gesagt, lächerlich. Dies unterschätzt in großem Maße die komplexen kommunikativen Fähigkeiten und Lernbereitschaft von Hunden. Diese Annahme führt ebenso zu aversiven Trainingstechniken, was den tierschutzrelevant ist und aktuelle Verhaltensprobleme auslöst.“

„In unserer tierärztlichen Sprechstunde sehen wir häufig Hunde, die gelernt haben, Aggression zu zeigen, um so voraussichtliche Bestrafung zu vermeiden. Die Hundehalter sind oft schockiert, wenn wir ihnen erklären, dass sich ihre Hunde vor ihnen fürchten und sie aggressiv sind, wegen der aversiven Trainingstechniken. Das ist allerdings nicht ihr Fehler, sondern weil sie z. B. von unqualifizierten „Hundepsychologen“ beraten und angeleitet wurden, diese Techniken anzuwenden.“

Im größten Tierheimverbund „Dogs Trust“, sehen die Mitarbeiter die Ergebnisse dieser „fehlgeleiteten“ Trainingstechniken jeden Tag. Der tierärztliche Direktor, Chris Laurence MBE, erklärt: „Wir sehen sofort, wenn ein Hund zu uns kommt, ob er mit einem, vom geliebten Fernseh-Hundetrainer empfohlenen „Rangreduktionsprogramm“ trainiert wurde. Die Hunde können sehr ängstlich sein, was sich dann in Aggression gegenüber Menschen äußert.
Traurigerweise sind die Methoden im Training, um dem Hund zu zeigen, dass der Mensch der Rudelführer ist, sehr kontraproduktiv. Der Hundehalter wird deshalb keinen besser erzogenen Hund bekommen, aber dafür einen ängstlichen Hund, der sein natürliches Verhalten unterdrückt: Er macht entweder gar nichts mehr oder reagiert so aggressiv, dass es für seine Umwelt gefährlich ist.“

http://www.bristol.ac.uk/news/2009/6361.html

Quelle:
Veröffentlichung: Dominance in domestic dogs – useful construct or bad habit? Von John W. S. Bradshaw, Emily J. Blackwell, Rachel A. Casey. Journal of Veterinary Behavior: Clinical Applications and  Research, Volume 4, Issue 3, Seiten 109 – 144 (May-June 2009). Die Wissenschaftler bedanken sich bei Claire Cooke und Nicola Robertson für die Genehmigung, ihre Studie über  frei interagierenden Hunde zu beschreiben, Dogs Trust für den Zugang zu einer Hundegruppe. Dankg für die Unterstützung für wissenschaftliche Berichte von Waltham Centre for Pet Nutrition, RSPCA und Cats Protection.


David Mech - über Alphastatus und Dominanz

Clarissa v. Reinhardt

verschiedene Autoren

Liebe Hundefreunde,

diesen Artikel von David Mech möchten wir Ihnen/ Euch nicht vorenthalten. Unser besonderer Dank gilt Mag. Heidrun Krisa aus Österreich, die uns diese Übersetzung zur Verfügung gestellt hat.

Mech stellt hierin nochmals eindrücklich dar, weshalb die Beobachtungen an Gehegewölfen, welche in der Regel als Grundlage für Wolfsverhalten im Allgemeinen genommen werden, eben nicht übertragbar sind auf das Zusammenleben von frei lebenden Wölfen und somit auch nicht als Modell für das Zusammenleben unserer Haushunde verwendet werden können.

Vor allem die Frage der sozialen Dominanz bedarf seiner Meinung nach einer differenzierten Betrachtung, als es bisher der Fall war.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

L. David Mech [1] :

 Alpha-Status, Dominanz und Arbeitsteilung in Wolfsrudeln (Canis lupus), 1999

aus: Canadian Journal of Zoology 77: 1196-1203.

Quelle: Jamestown, ND: Northern Prairie Wildlife Research Center Homepage

http://www.npwrc.usgs.gov/resource/2000/alstat/alstat.htm (Version 15/05/2000)

Übersetzung: Mag. Heidrun Krisa, Zoologin

Zusammenfassung

Das vorherrschende Bild von einem Wolfsrudel (Canis lupus) ist das von einer Gruppe von Individuen, die ständig um Dominanz konkurrieren aber dabei vom sog. „Alpha“-Paar, dem Alpha-Männchen und dem Alpha-Weibchen , unter Kontrolle gehalten werden. Die meisten Untersuchungen über das soziale Kräftespiel bei Wolfsrudeln wurden jedoch an unnatürlichen Zusammenstellungen gefangener Wölfe durchgeführt. In diesem Artikel beschreibe ich die soziale Ordnung eines Wolfsrudels, wie sie in der Natur vorkommt. Ich diskutiere das Alpha-Konzept, soziale Dominanz und Unterwerfung und lege Daten über genaue Beziehungen zwischen Mitgliedern freilebender Rudel vor, die auf einer Literaturübersicht sowie 13 Beobachtungssommern an Wölfen auf Ellesmere Island, Northwest Territories, Kanada, basieren. Ich komme zu dem Schluss, dass das typische Wolfsrudel eine Familie ist, in der die erwachsenen Elterntiere die Aktivitäten der Gruppe über ein System der Arbeitsteilung anführen. Dabei überwiegen beim Weibchen hauptsächlich Tätigkeiten wie die Betreuung und die Verteidigung der Welpen, während sich das Männchen vorrangig dem Jagen, der Futterversorgung und den damit verbundenen Wanderungen widmet.

Einleitung

Wolfsrudel (Canis lupus) wurden immer wieder als beispielhaft bei der Beschreibung von Verhaltensbeziehungen unter Mitgliedern sozialer Gruppen hingestellt. Das Thema der sozialen Dominanz und des Alpha-Status gewann beachtliche Berühmtheit (Schenkel 1947; Rabb et al. 1967; Fox 1971b; Zimen 1975, 1982). Das vorherrschende Bild von einem Wolfsrudel ist das von einer Gruppe von Individuen, die ständig um Dominanz konkurrieren aber dabei vom sog. „Alpha“-Paar, dem Alpha-Männchen und dem Alpha-Weibchen, unter Kontrolle gehalten werden (Murie 1944; Mech 1966, 1970; Haber 1977; Peterson 1977).

Die meisten Untersuchungen über das soziale Kräftespiel bei Wolfsrudeln wurden jedoch an Wölfen in Gefangenschaft durchgeführt. Diese in Gefangenschaft lebenden Rudel wurden üblicherweise durch eine Zusammenstellung von Wölfen verschiedener Herkunft gebildet und konnten sich nach Lust und Laune vermehren (Schenkel 1947; Rabb et al. 1967; Zimen 1975, 1982). Diese Haltung spiegelte offenbar die Ansicht wieder, dass in freier Wildbahn „die Rudelbildung mit Winterbeginn stattfindet“ (Schenkel 1947), woraus geschlossen wurde, dass es sich dabei um jährliche Zusammenschlüsse unabhängiger Wölfe handelte. (Schenkel zog immerhin die Möglichkeit in Betracht, dass es sich bei einem Rudel um eine Familie handeln konnte, wie schon Murie (1944) berichtet hatte, allerdings nur in einer Fußnote.)

Bei den in Gefangenschaft gehaltenen Rudeln formierten die einander fremden Wölfe Dominanzhierarchien mit Alpha-, Beta- und Omegatieren etc. Bei derartigen Ansammlungen sind diese Dominanzbezeichnungen wahrscheinlich auch zutreffend; die meisten Arten würden sich ähnlich verhalten, wenn sie in dieser Form in Gefangenschaft zusammengewürfelt werden.

In der Natur ist das Wolfsrudel aber keine derartige Ansammlung. Vielmehr handelt es sich für gewöhnlich um eine Familie (Murie 1944; Young and Goldman 1944; Mech 1979, 1988; Clark 1971; Haber 1977), die sich aus einem Elternpaar und dessen Jungen der letzten ein bis drei Jahre zusammensetzt. Manchmal besteht ein Rudel auch aus zwei oder drei solcher Familien (Murie 1944; Haber 1977; Mech et al. 1998).

Gelegentlich wird ein nicht verwandter Wolf von einem Rudel adoptiert (Van Ballenberghe 1983; Lehman et al. 1992; Mech et al. 1998), es wird ein Verwandter von einem der Elterntiere aufgenommen (Mech and Nelson 1990), oder ein totes Elterntier wird von einem Wolf außerhalb des Rudels ersetzt (Rothman and Mech 1979; Fritts and Mech 1981), wobei dann unter Umständen ein Junges dieses Neulings sein Elterntier ersetzt und sich mit seinem/seiner „Stiefvater/Stiefmutter“ verpaart (Fritts and Mech 1981; Mech and Hertel 1983).

Allerdings sind diese Varianten Ausnahmen, und auch in diesen Situationen besteht das Rudel aus einem Elternpaar und dessen Jungen (Mech 1970; Rothman and Mech 1979; Fritts and Mech 1981; Mech and Hertel 1983; Peterson et al. 1984). Das Rudel fungiert als Einheit über das ganze Jahr (Mech 1970, 1988,1995b) hindurch.

Wenn die Jungen heranwachsen, entfernen sie sich eventuell schon mit 9 Monaten vom Rudel (Fritts and Mech 1981; Messier 1985; Mech 1987; Fuller 1989; Gese and Mech 1991). Die meisten verlassen das Rudel im Alter von 1-2 Jahren, und nur einige wenige verbleiben über das 3. Lebensjahr hinaus beim Rudel (Mech et al. 1998). Demgemäß bilden die jungen Mitglieder einen zeitlich begrenzten Teil der meisten Rudel, und die einzigen dauerhaften Mitglieder sind die Elterntiere. Im Gegensatz dazu schließen Gefangenschaftsrudel oft Mitglieder ein, die über viele Jahre hinweg gezwungen werden zusammenzubleiben (Rabb et al. 1967; Zimen 1982; Fentress et al. 1987).

Der Versuch, Information über das Verhalten künstlich zusammengesetzter und nicht verwandter Gefangenschaftswölfe auf die Familienstrukturen natürlicher Rudel zu übertragen, führte zu beträchtlicher Verwirrung. Eine derartige Vorgehensweise ist analog zum Versuch zu sehen, Rückschlüsse auf menschliche Familienstrukturen durch die Beobachtung von Menschen in Flüchtlingslagern zu ziehen. Das Konzept des Alpha-Wolfes als „Oberwolf“, der eine Gruppe gleichaltriger Artgenossen beherrscht (Schenkel 1947; Rabb et al. 1967; Fox 1971a; Zimen 1975, 1982; Lockwood 1979; van Hooff et al. 1987) ist besonders irreführend.

Da Wölfe sehr lange verfolgt wurden, (Young and Goldman 1944), war es schwierig, sie in freier Wildbahn zu beobachten (Mech 1974), weshalb Information über die sozialen Wechselwirkungen bei freilebenden Wolfsrudeln nur langsam anwuchs. Es ist wenig über die Wechselwirkungen zwischen verpaarten Männchen und Weibchen unter natürlichen Bedingungen, über die Rolle jedes einzelnen im Rudel und über die Auswirkung von Dominanz auf diese Beziehungsmuster bekannt.

Ein paar Leute beobachteten das Sozialverhalten wilder Wölfe in der Nähe von Wurfhöhlen, Murie (1944) schrieb einen anekdotenhaften  Bericht darüber. Clark (1971) präsentierte in einer unveröffentlichten Dissertation nur eine quantifizierende Zusammenfassung der hierarchischen Rudelbeziehungen, und Haber (1977) beschrieb seine Interpretation über die soziale Hierarchie eines Rudels lieferte aber keinerlei unterstützende Beweise. Somit hat noch niemand die hierarchischen Beziehungen eines wilden Wolfsrudels quantifiziert.

Ich versuche in diesem Artikel, die soziale Ordnung natürlicher Wolfsrudel aufzuklären und unser Wissen über das soziale Kräftespiel in Wolfsrudeln durch die Diskussion des Alpha-Konzepts und sozialer Dominanz und durch die Präsentation von Information über die Dominanzbeziehungen bei Mitgliedern freilebender Rudel voranzutreiben.

Methoden

Diese Studie wurde während der Sommer 1986 bis 1998 auf Ellesmere Island, Northwest Territories, Kanada (80° N, 86° W) durchgeführt. Die Wölfe jagen dort Arktische Hasen (Lepus arcticus), Moschusochsen (Ovibos moschatus) und Peary Karibu (Rangifer tarandus pearyi) und leben weit genug entfernt von Ausbeutung und Verfolgung durch den Menschen, sodass sie gegenüber Beobachtern relativ wenig Scheu zeigen (Mech 1988, 1995a). 1986 gewöhnte ich dort ein Wolfsrudel an meine Gegenwart und führte diese Gewöhnung jeden Sommer fort. Das Rudel suchte jeden Sommer das gleiche Gebiet auf und nützte in etwa die gleichen Wurfhöhlen. Die Gewöhnung erlaubte mir und einem Assistenten, jeden Tag mit den Wölfen zu verbringen, sie individuell zu erkennen und sie regelmäßig aus einer Entfernung von nur 1 m zu beobachten (Mech 1988, 1995a;National Geographic Society 1988).

Wir notierten jedes Mal, wenn sich ein Wolf einem anderen mittels Körpersprache unterwarf. Für gewöhnlich war diese Ehrerbietung durch ein an das dominante Tier gerichtete „Schnauzen-lecken“ in Form der „aktiven Unterwerfungspose“ gekennzeichnet (Fig. 5 in Schenkel 1967), ähnlich wie von Darwin (1877) für Haushunde beschrieben. Dieses Verhalten wurde oft gezeigt, wenn ein Tier nach der Jagd zur Wurfhöhle zurückkehrte, und manchmal würgte das zurückgekehrte Individuum dem bettelten Wolf Futter hervor (Mech 1988; Mech et al. 1999). Ebenfalls festgehalten wurden Verhaltensweisen wie das „Über-die-Schnauze-Beißen“ (engl. „pinning“) oder die passive Unterwerfung (Schenkel 1967), bei der der dominante Wolf den anderen bedrohte, woraufhin dieser am Boden kroch, das „Darüberstehen“ (engl. „standing over“), bei dem ein Wolf über einem anderen stand, der meist gleichgültig am Boden lag und in ein paar Fällen auch die Genitalien des anderen beschnüffelte. Ich betrachtete das „Darüberstehen“ nicht als Dominanzgeste (Mech 2001). Das folgende Kapitel ist eine Zusammenfassung von Allgemeinwissen, das in den vorher angesprochenen Literaturstellen dokumentiert ist, ergänzt mit neuen quantifizierten Erkenntnissen.

Ergebnisse und Diskussion

unterteilt in

  • Alpha-Status
  • Dominanz und Unterwerfung bei Rudelmitgliedern
  • Dominanz zwischen dem verpaarten Männchen und Weibchen
  • Schlussfolgerungen

Alpha-Status

Die Bezeichnung „Alpha“ bedeutet in einer Art Hierarchie hochrangig, das heißt, ein Alpha-Wolf ist per definitionem der Wolf an der höchsten Rangposition. Da bei Gefangenschaftswölfen eine männliche und eine weibliche Hierarchie existiert, gibt es auch ein Alpha-Männchen und ein Alpha-Weibchen (Schenkel 1947). Die Art und Weise wie der Alpha-Status historisch gesehen wurde, wird in Studien belegt, in denen versucht wurde, schon in den Würfen von in Gefangenschaft geborenen Wolfswelpen zukünftige Alphatiere zu erkennen. Zum Beispiel wurde die Hypothese aufgestellt, dass sich „die emotionale Reaktivität des dominanten Wolfswelpen, dem möglichen Alphatier des Rudels, messbar von jener untergeordneter Individuen unterscheiden könnte“ und dass „es daher möglich wäre, die Eigenschaften des Temperamentes oder der emotionalen Reaktivität von möglichen Alphatieren bzw. Rudelführern und Rangniederen zu erkennen“ (Fox 1971b, S.299). Überdies „scheint es unter normalen Bedingungen unwahrscheinlich, dass schüchterne, niederrangige Wölfe Nachkommen zeugen“ (Fox 1971a, S.307). Diese Ansicht lässt durchblicken, dass der Rang angeboren ist oder zumindest früh geformt wird und dass einige Wölfe dazu bestimmt sind, das Rudel zu führen, und andere nicht.

Im Gegensatz zu dieser Ansicht vertrete ich die Meinung, dass alle jungen Wölfe mögliche Zuchttiere sind und dass sie, wenn sie Junge bekommen, automatisch zu Alphatieren werden (Mech 1970). Sogar bei Gefangenschaftsrudeln gewinnen oder verlieren Individuen den Alpha-Status (Zimen 1976), was zeigt, dass individuelle Wölfe keinen angeborenen, bleibenden Sozialstatus haben, auch wenn in Gefangenschaft aufwachsende Wolfswelpen physiologische und verhaltensbezogene Unterschiede verbunden mit der aktuellen sozialen Rangposition zeigen (Fox 1971b; Fox and Andrews 1973). Zweitens vermehren sich Wölfe in Gefangenschaft bereitwillig, und ich weiß von keinen in Gefangenschaft befindlichen Individuen, die sich nicht verpaarten, wenn sie außerhalb einer Gruppe die Möglichkeit dazu hatten, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn es angeborenerweise niederrangige Nicht-Zuchttiere gäbe.

Drittens wandern in freier Wildbahn die meisten Wölfe von ihrem Geburtsrudel ab und versuchen sich mit anderen abgewanderten Wölfen zu verpaaren, Welpen aufzuziehen und ihr eigenes Rudel zu gründen (Rothman and Mech 1979; Fritts and Mech 1981; Messier 1985; Mech 1987; Gese and Mech 1991; Mech et al. 1998). Ich kenne keine ständigen Außenseiter, die es nicht zur Verpaarung gebracht hätten, vorausgesetzt sie lebten lange genug.

Wölfe zeigen eine beträchtliche Variation bezüglich des Alters, der Entfernung, der Richtung und anderer Verhaltensweisen, die die Abwanderung betreffen (siehe Literaturverweise oben), und es ist denkbar, dass diese Verhaltensweisen mit den oben erwähnten Unterschieden im Wurf in Zusammenhang stehen (Fox 1971b; Fox and Andrews 1973). Aber wenn ein heranwachsendes Rudelmitglied nicht eine Position innehat, die ihm ermöglicht, mit einem Stief-Elternteil im eigenen Rudel Junge großzuziehen (Fritts and Mech 1981; Mech and Hertel 1983), wird es früher oder später abwandern und versuchen, sich woanders zu verpaaren.

Einen hochrangigen Wolf mit Alpha zu bezeichnen, betont seinen Rang in einer Dominanz-Hierarchie. Jedoch sind in natürlichen Wolfsrudeln das Alpha-Männchen und das Alpha-Weibchen ganz einfach die Zuchttiere, die Eltern des Rudels, und Dominanzstreitigkeiten mit anderen Wölfen sind selten, wenn sie überhaupt vorkommen. Während meiner ganzen Beobachtungstätigkeit in den 13 Sommern beim Ellesmere Island-Rudel sah ich keine.

Daher ist die Angewohnheit, einen Wolf als Alpha zu bezeichnen, in der Regel nicht angemessener als Menscheneltern oder Damhirsche Alphas zu nennen. Alle Eltern sind ihren Jungen gegenüber dominant, daher liefert „Alpha“ keine zusätzliche Information. Warum nennen wir das Alpha-Weibchen nicht weibliches Elterntier, Zuchtweibchen, Matriarch oder ganz einfach Muttertier? Eine derartige Bezeichnung betont nicht den Dominanzstatus des Tieres, eigentlich eine unbedeutende Information, sondern seine Rolle als Rudelgründer, eine sehr viel wichtigere Information.

Die einzige Verwendung für „Alpha“, die nach wie vor sinnvoll erscheint, beschränkt sich auf die relativ seltenen, großen Wolfsrudel mit mehreren gleichzeitigen Würfen. Obwohl die genetischen Verwandtschaftsbeziehungen der Mütter in solchen Rudeln bisher unbekannt sind, gehören der Gruppe der Mütter wahrscheinlich das ursprüngliche Muttertier und ein oder mehrere Töchter an, und zu den Vätern zählen wahrscheinlich das ursprüngliche Vatertier und nicht verwandte Zuwanderer (Mech et al. 1998). In solchen Fällen verhalten sich die älteren Zuchttiere wahrscheinlich dominant gegenüber den jüngeren und können daher eher als Alphatiere bezeichnet werden. Der Beweis für diese Behauptung wäre, wenn ein älteres, verpaartes Tier stetig die Futterverteilung oder die Rudelwanderungen dominieren würde.

Der Punkt dabei ist nicht so sehr die Terminologie an sich, sondern das, was die Terminologie fälschlicherweise impliziert: eine starre, auf Zwang basierende Dominanzhierarchie.

Bis zu welchem Grad diese Argumente auf andere Arten übertragbar sind, variiert zweifellos beträchtlich und liegt nicht im Rahmen dieses Artikels. Allerdings ist es denkbar, dass ähnliche Argumente auch für den Afrikanischen Wildhund (Lycaon pictus) gelten, der ökologisch dem Wolf sehr ähnlich ist (Mech 1975). Während einige Beobachter kein Rangordnungsverhalten bei dieser Art feststellten (Kuhme 1965; Estes and Goddard 1967), schreiben andere großzügig von „Alpha“-Tieren (Creel and Creel 1996).

Dominanz und Unterwerfung bei Rudelmitgliedern

Das Konzept, das Wesen und die Bedeutung der Dominanzhierarchie oder Hackordnung selbst (Schjelderup-Ebbe 1922) ist bei vielen Arten umstritten (Zusammenfassung in Wilson 1975). In ähnlicher Weise ist Dominanzverhalten bei einem freilebenden Wolfsrudel nicht als Hackordnung zu verstehen und scheint eine viel geringere Bedeutung zu haben, als die Ergebnisse von Studien an in Gefangenschaft gehaltenen Wölfen andeuteten (Schenkel 1947, 1967; Rabb et al. 1967; Zimen 1975, 1982; Lockwood 1979). Bei einem freilebenden Wolfsrudel zeigen die Dominanzregeln keine Ähnlichkeit mit den Regeln einer Hackordnung in einer Gruppe von ähnlichen Individuen, die um den Rangstatus konkurrieren.

Die einzig logische Rangdemonstration bei freilebenden Rudeln sind die Gesten des Tieres während sozialer Interaktionen. Dominante Wölfe nehmen die klassische, canidentypische Stehposition mit erhobenem oder zumindest waagrecht gehaltenem Schwanz ein, und untergeordnete oder unterwürfige Individuen machen sich kleiner und „ducken sich“ (Darwin 1877). Tatsächlich dürfte Unterwerfungsverhalten mindestens genauso wichtig wie Dominanzverhalten sein, da dadurch freundliche Beziehungen gefördert werden oder der soziale Abstand verringert wird.

Schenkel (1967), der die Bedeutung des Unterwerfungsverhaltens betonte, erkannte zwei Haupttypen: die aktive und die passive Form. Er glaubte, dass die aktive Unterwerfung vom Verhalten des Futterbettelns abgeleitet werden kann, und ich bin der Meinung, dass aktive Unterwerfung und das Futterbetteln nicht voneinander unterschieden werden können. Der bettelnde oder unterwürfige Wolf nähert sich dem anderen Wolf aufgeregt, mit dem Schwanz wedelnd, mit gesenkten Ohren und zu ihm „hinaufleckend“ (engl. „licking up“). Daraufhin würgt der andere Wolf Futter hervor oder auch nicht, jeweils abhängig von den jeweiligen Umständen (Mech et al. 1999). Bei der passiven Unterwerfung rollt sich der unterwürfige Wolf auf die Seite oder den Rücken, und der dominante Wolf beriecht seine Leistengegend oder die Genitalien (Schenkel 1967). Beim Ellesmere Island-Rudel war aktive Unterwerfung häufiger zu beobachten.

In diesem Rudel unterwarfen sich alle Mitglieder einschließlich des weiblichen Elterntieres dem männlichen Elterntier sowohl aktiv als auch passiv (Schenkel 1967). Die Einjährigen und zwei Jahre alten Wölfe sowie ein Weibchen in der post-reproduktiven Phase unterwarfen sich beiden Elterntieren. Daran änderte auch die unterschiedliche Zusammensetzung des Rudels nichts: ein Paar oder Elternpaar mit Welpen (Tabelle 1); ein Elternpaar mit Einjährigen (Tabelle 2); ein Elternpaar mit Einjährigen und Welpen (Tabelle 3); ein Elternpaar mit Welpen und zwei Jahre alten Helfern (Tabelle 4); ein Elternpaar mit Welpen und ein Weibchen in der post-reproduktiven Phase (Tabelle 5).

Tabelle 1. Dominanz-Interaktionen (i.e. Anzahl jener Situationen, in denen individuelle Wölfe andere dominierten oder sich unterwarfen) zwischen den Elterntieren des Ellesmere Island-Wolfsrudels während der Jahre ohne Helfer.

männl. Elterntier                             weibl. Elterntier                      Welpen vorhanden

9                                                          0                                                  ja

21                                                        0                                                  ja

4                                                          0                                                  nein

Anmerkung: die Interaktionen waren bis auf 3 Fälle (passiv) jeweils aktive Unterwerfung; nicht enthalten ist das „Darüberstehen“ sowie Interaktionen mit Futter (ausgenommen das „Futter-Betteln“)

Tabelle 2. Dominanz-Interaktionen (i.e. Anzahl jener Situationen, in denen individuelle Wölfe andere dominierten oder sich unterwarfen) im Jahr 1993 zwischen den Elterntieren (gleich wie in Tab.1) und den Einjährigen des Ellesmere Island-Wolfsrudels (keine Welpen im Rudel).

männl.
Elterntier
weibl.
Elterntier
weibl.
Einjähr. 1
männl.
Einjähr.
weibl.
Einjähr. 2
Gesamt
männl. Elterntier 0 0 0 0 0
weibl. Elterntier 3 0 0 0 3
weibl. Einjährig. 1 3 2 0 4 9
männl. Einjähr. 4 3 0 0 7
weibl. Einjahr. 2 4 3 0 0 7
Einjähr. ? 3 2 0 0 0 5
Gesamt 17a 10a 0 0 4 31

Anmerkung: das “Darüberstehen” sowie Interaktionen mit Futter sind in der Liste nicht enthalten (ausgenommen das „Futter-Betteln“)

a männl. zu weibl. Elterntier: c2=0.94, P=0.33, df=1

Tabelle 3. Dominanz-Interaktionen (i.e. Anzahl jener Situationen, in denen individuelle Wölfe andere dominierten oder sich unterwarfen) im Jahr 1988 zwischen den Elterntieren (Männchen gleich wie in den Jahren 1990-1996) und den Einjährigen des Ellesmere Island-Wolfsrudels (Welpen im Rudel vorhanden).

männ.
Elterntier
weibl.
Elterntier
männl.
Einjähr.
weibl.
Einjähr.
Gesamt
männl. Elterntier 0 0 0 0
weibl. Elterntier 2 1 0 3
männl. Einjähr. 8a 4 1 13
weibl. Einjähr. 5b 9 0 14
Gesamt 15 13 1 1 30

Anmerkung: das “Darüberstehen” sowie Interaktionen mit Futter sind in der Liste nicht enthalten (ausgenommen das „Futter-Betteln“)

a enthält eine kurze Sequenz von 5 Unterwerfungsgesten

b enthält eine kurze Sequenz von 4 Unterwerfungsgesten

Tabelle 4. Dominanz-Interaktionen (i.e. Anzahl jener Situationen, in denen individuelle Wölfe andere dominierten oder sich unterwarfen) im Jahr 1994 zwischen den Elterntieren (gleich wie in Tab.1 und Tab.2) und den 2 Jahre alten Wölfena des Ellesmere Island-Wolfsrudels (Welpen im Rudel vorhanden).

männ.
Elterntier
weibl.
Elterntier
männl.
2-jähr.
weibl.
2-jähr.
Gesamt
männl. Elterntier 0 0 0 0
weibl. Elterntier 13 2b 2 17
männl. 2-jähr. 8 9 4 21
weibl. 2-jähr. 4 0 0 4
Gesamt 25c 9c 2 6 42c

Anmerkung: das “Darüberstehen” sowie Interaktionen mit Futter sind in der Liste nicht enthalten (ausgenommen das „Futter-Betteln“)

a Die 2 Jahre alten Wölfe sind die Einjährigen aus Tab.2.

b Das weibliche Elterntier dominierte den weiblichen 2 Jahre alten Wolf an einem dieser Beobachtungen 15 Minuten lang. Eine andere Beobachtung, aus der nicht klar hervorging, welches der beiden Tiere Dominanz anzeigte, ist nicht angegeben.

c männl. zu weibl. Elterntier: c2=3.99, P=0.05.

Tabelle 5. Dominanz-Interaktionen (i.e. Anzahl jener Situationen, in denen individuelle Wölfe andere dominierten oder sich unterwarfen) in den Jahren 1990 und 1991 zwischen den Elterntieren (Männchen gleich wie in allen Studienjahren ausgenommen 1998) und einem post-reproduktiven Weibchen des Ellesmere Island-Wolfsrudels (Welpen im Rudel vorhanden).

männ.
Elterntier
weibl.
Elterntiera
weibl.
post-repr.b
Gesamt
männl. Elterntier 1c 0 1
weibl. Elterntiera 35 1 36
weibl. post-repr.b 26 17 43
Gesamt 61 18 1 80d

Anmerkung: das “Darüberstehen” sowie Interaktionen mit Futter sind in der Liste nicht enthalten (ausgenommen das „Futter-Betteln“)

a Das weibl. Elterntier ist identisch mit dem einjährigen Weibchen von 1988 (Tab.1) und dem weibl. Elterntier von 1990-1996.

b Das post-reproduktive Weibchen ist identisch mit dem weibl. Elterntier von 1988 und 1989 (Tab.1).

c Das Männchen zeigte unterwürfiges Verhalten, als es sich dem Weibchen samt Welpen in der Wurfhöhle näherte.

d c2=12.64, P<0.001, df=1

Dass diese Unterwerfungs-Regeln den freundlichen Umgang fördern, wird besonders eindrucksvoll von einer Beobachtung unterstrichen, die ich am 22. Juni 1991 machte. Ein post-reproduktives Weibchen kehrte mit einem vertrockneten Hasenkadaver – eher eine interessante Ablenkung als echtes Futter – zum Platz um die Wurfhöhle zurück. Statt den vertrockneten Hasen direkt zu den Welpen zu bringen brachte ihn das alte Weibchen unterwürfig zum männlichen Elterntier. Das Männchen packte den Kadaver sofort. Anschließendes Bettelverhalten von Seiten des alten Weibchens und auch des weiblichen Elterntieres ignorierte es und kaute an dem Kadaver 20-30 Minuten lang.

Die einzigen weiteren allgemeinen Dominanzregeln, die ich feststellte, bezogen sich auf das Duft-Markieren sowie den Futterbesitz und die –weitergabe. Beide Elterntiere markieren gleichermaßen, untergeordnete Individuen tun es nicht, außer wenn sie um Dominanz konkurrieren (Packard 1989; Asa et al. 1990). Ausnahmen habe ich nicht beobachtet. Bezüglich Futterbesitz und –weitergabe verhielt sich das männliche Elterntier, das ich beobachtete, so, dass es das Futter in der Zeit, wenn das Rudel Welpen oder einjährige Tiere hatte, dem mit ihm verpaarten Weibchen entweder vorwürgte oder hinwarf und erlaubte zu nehmen, oder es brachte das Futter direkt zu den Jungen.

Abgesehen von diesen Futterlieferungen schien es eine Art Besitzzone (Mech 1970) rund um die Schnauze jedes einzelnen Wolfes zu geben, und ungeachtet des Ranges des Konkurrenten versuchte der jeweilige Eigentümer das Futter zu verteidigen, das er besaß, wie auch Lockwood (1979) bei Wölfen in Gefangenschaft beobachtete. Wölfe jeden Ranges versuchten Futter von Wölfen jeden Ranges zu stehlen, aber jeder Wolf verteidigte sein Futter (Tab.6). Im allgemeinen schienen dominante Wölfe beim Futterstehlen erfolgreicher, aber die Zahl der Beobachtungen war zu gering, um daraus Schlüsse zu ziehen.

Tabelle 6. Beobachtungen von Futterverteidigung gegenüber Rudelmitgliederna im Ellesmere Island-Wolfsrudel.

Datum Besitzer d. Futters Konkurrent Ergebnis
26.06.1988 Welpen/Weibl. Einjähr.b Weibl. Elterntier erfolgreich
01.07.1988 Weibl. Einjähr. Weibl. Elterntier erfolgreich
01.07.1988 Welpec Männl. Einjähr. misslungen
05.07.1988 Weibl. Einjähr. Weibl. Elterntier erfolgreich
27.07.1988 Weibl. Einjähr. Männl. Einjähr. misslungen
27.07.1988 Männl. Elterntier Weibl. Einjähr. misslungen
27.07.1988 Männl. Elterntier Männl. Einjähr. erfolgreich
05.08.1990 Männl. Elterntier Weibl. Post-repr. misslungen
22.06.1991 Weibl. Post-repr. Männl. Elterntier erfolgreich
11.07.1993 Weibl. Einjähr. Weibl. Einjähr. misslungen
16.07.1994 Welpen u. Männl. Einjähr. Weibl. Einjähr. misslungen
15.07.1996 Welpen/Weibl. Elterntier Männl. Elterntierd erfolgreich
07.07.1998 Weibl. Elterntier Männl. Elterntier misslunge

a Die Futterübergabe vom männl. Elterntier zum weibl. Elterntier ist nicht enthalten.

b Das einjährige Weibchen hatte den Welpen Futter gebracht und schnappte nach dem weiblichen Elterntier, als dieses das Futter stahl.

c Das einjährige Weibchen, das einen Hasen gebracht hatte, hielt neben den Welpen Wache.

d Das weibliche Elterntier konnte das männliche Elterntier nicht abwehren.

Zwei weitere Verhaltensweisen unter Rudelmitgliedern könnten dominanzanzeigend sein, obwohl die Daten nicht ausreichen, um das sicher sagen zu können. Das betrifft das „Darüberstehen“ (engl. „standing over“) und das „Umarmen/Andrücken“ (engl. „hugging“) (Mech 2001). Beim „Darüberstehen“ steht ein Wolf über einem liegenden (Schenkel 1947) und hält seine Leistengegend über dessen Nase. Manchmal schnüffelt der liegende Wolf an den Leisten oder Genitalien des über ihm stehenden.

Schenkel (1947) beobachtete das „Darüberstehen“ nur in „friedlichen“ Begegnungen und schien es nicht als dominanzanzeigend zu bewerten. Betreffend „Hugging“ ist meine Datenmenge (5) nicht ausreichend, um das festzustellen.

Die oben aufgelisteten Dominanz-Regeln, die auf einer natürlichen, altersbezogenen Ordnung mit den jeweiligen Elterntieren an der Spitze und den ihnen untergeordneten Jungen bzw. Nicht-Elterntieren beruhen, sind so selbstverständlich, dass es darüber selten Streit gibt. In dieser Hinsicht sind die sozialen Interaktionen zwischen Mitgliedern natürlicher Wolfsrudel viel ruhiger und friedlicher als Schenkel (1947) und Zimen (1982) für Wölfe in Gefangenschaft beschrieben. Auch Clark (1971) hatte das bereits angemerkt. Gleichermaßen zeigen die Welpen gegenüber den erwachsenen Tieren oder älteren Jungtieren mit großer Selbstverständlichkeit und sehr friedlich unterwürfiges Verhalten. Wann oder ob sich eine Rangordnung unter den Welpen entwickelt, ist umstritten (cf. Zimen 1975 und Fox and Andrews 1973; Haber 1977), und ich kann auf diese Streitfrage keine Antwort geben. Sogar unter den Einjährigen und 2 Jahre alten Tieren gab es nur wenige rangbezogene Interaktionen (siehe Tab. 2-5).

Es ist denkbar, dass soziale Spannungen während der Fortpflanzungsphase verstärkt auftreten (Schenkel 1947), aber die Tatsache, dass die meisten natürlichen Rudel nur ein Elternpaar enthalten, schließt derartige Spannungen aus. Das früheste bekannte Alter mit dem wildlebende Wölfe sich verpaaren liegt bei 22 Monaten (Seal et al. 1979), und einige Individuen werden sogar erst mit frühestens 4 Jahren geschlechtsreif (Haber 1977; Mech and Seal 1987). Da die meisten Wölfe vor dem 2. Lebensjahr und fast alle vor dem 3. Lebensjahr abwandern (Mech 1987; Gese and Mech 1991; Mech et al. 1998), gibt es in den meisten Rudeln keinen Grund für sexuelle Konkurrenz.

Daher besteht nur in den relativ seltenen Rudeln mit mehreren Elterntieren starke Rivalität wie sie von Haber (1977) in der Fortpflanzungszeit bei seinem ungewöhnlichen Rudel beschrieben wurde. Andererseits könnte zumindest ein geringer Unterschied von beschriebener „Feindseligkeit“ auch auf das Konto unterschiedlicher Sichtweisen der Beobachter gehen. Gelegentlich beobachtete ich im Sommer 1994 verstärktes „Über-die-Schnauze-Beißen“ (engl. „pinning“) bei einem 2 Jahre alten Weibchen durch seine Mutter, das mancher vielleicht als „feindselig“ eingeschätzt hätte. Auf mich wirkte diese Art der Interaktion aber nur wie jenes Verhalten, das eine Mutter gegenüber einem ungehörigen Welpen anwendet, den sie nicht anders stoppen kann. Jedenfalls waren diese Formen von Interaktionen während meiner Studienzeit äußerst selten.

Was die praktische Kontrolle hochrangiger Tiere über niederrangige angeht, ist die Art der Interaktion ganz situationsabhängig. Beispielsweise versammeln sich bei großen Beutetieren wie erwachsenen Elchen (Alces alces) die Rudelmitglieder aller Ränge (Altersstufen) um den Kadaver und fressen gleichzeitig ohne offensichtliche Rangprivilegien (Mech 1966; Haber 1977); wenn die Beute hingegen kleiner ist wie zum Beispiel ein Moschusochsenkalb, fressen die dominanten Tiere (Eltern) zuerst und kontrollieren den Beutezugang der niederrangigen Individuen (Mech 1988; National Geographic 1988).

Welpen sind zwar gleichermaßen den Eltern und den älteren Geschwistern untergeordnet, doch sie werden von den Eltern und sogar von ihren älteren (dominanten) Geschwistern bevorzugt gefüttert (Mech et al. 1999). Andererseits dominieren beide Elterntiere die älteren Jungen und beschränken deren Futterzugang, wenn Futter knapp ist; stattdessen füttern sie die Welpen. Das heißt, die hauptsächliche Auswirkung von sozialer Dominanz in der Praxis ist, dass das dominante Individuum die Wahl hat, wem es Futter zuteilt.

Das einzige weitere Rangprivileg, das ich in natürlichen Situationen erkennen konnte, ist jenes, dass sich hochrangige Welpen beim Füttern durch die Erwachsenen besser durchsetzen können und die Erwachsenen manchmal zu einem früheren Zeitpunkt auf Jagdausflüge begleiten dürfen als die rangniedrigen Wurfgeschwister (Haber 1977).

Dominanz zwischen dem verpaarten Männchen und Weibchen

Die Beziehung zwischen dem verpaarten Männchen und Weibchen ist komplex und bedarf weiterer Forschung. Bei Rudeln in Gefangenschaft gibt es widersprüchliche Behauptungen bezüglich der Dominanzrollen von „Alpha-Männchen“ und „Alpha-Weibchen“ zueinander und zu den Niederrangigen. Diese Streitfrage hängt eng mit dem Konzept von Leitung (Anführung) zusammen, ist aber nicht notwendigerweise das gleiche (Mech 2000).

Die Frage, ob jedes Geschlecht eine eigene Dominanzhierarchie besitzt, stößt auf Uneinigkeit. Wie auch van Hooff et al. (1987, p.248) erwähnte, behaupteten Schenkel (1947) und Zimen (1982), dass es bei den in Gefangenschaft gehaltenen Wölfen bei jedem Geschlecht eine eigene Hierarchie gäbe. Bei Studien an wilden Wölfen gehen die Ergebnisse jedoch in eine andere Richtung. Clarks (1971) Daten zeigen, dass das verpaarte Männchen alle anderen Wölfe dominierte, und das verpaarte Weibchen dominierte alle außer dem Partner. Haber (1977, p.203) behauptete, dass bei den wilden Wölfen, die er beobachtete, „mit nur wenigen Ausnahmen“ im allgemeinen Männchen dominierten. Meine Daten bestätigen, dass die verpaarten Männchen von der Körperhaltung her insofern dominieren als ich nur ein einziges Mal beobachtete, dass sich das verpaarte Männchen über die Körperhaltung gegenüber dem Weibchen unterwürfig verhielt (Tabellen 1-5).

Die Meinungsverschiedenheit über die Beziehung zwischen verpaarten Männchen und Weibchen resultiert wahrscheinlich aus den großen Unterschieden in der Rudelzusammensetzung und den Lebensumständen zwischen Gefangenschaftsrudeln und freilebenden Rudeln, die ich bereits angeschnitten habe. Daher ist es sinnvoll, die typischen Interaktionen zwischen dem verpaarten Männchen und Weibchen in natürlichen Rudeln zu beschreiben, da diese Interaktionen bisher noch nicht beschrieben worden sind. Wenn das Elternpaar getrennt gewesen ist, sich erkennt und dann zusammentrifft, nähert sich das Weibchen dem Männchen in einer typisch unterwürfigen Körperhaltung: Der Schwanz ist gesenkt oder zwischen den Beinen, der Körper geduckt oder am Boden, die Ohren sind zurückgelegt und die Nase nach oben gestreckt und leckt die Schnauze des Männchens (Schenkel 1947). Das Männchen steht gleichgültig, manchmal hebt es den Schwanz horizontal in die Höhe.

Während der Sommer, als das Rudel, das ich beobachtete, Welpen oder Einjährige führte, fanden derartige Zusammentreffen meistens in der Nähe des Nachwuchses statt, wenn das Männchen von der Jagd zurückkehrte. Seine Antwort auf das Begrüßungsverhalten des Weibchens war, dass es, welches Beutestück auch immer es im Maul trug, dieses fallen ließ und/oder Futter hervorwürgte (Mech et al. 1999). Daraufhin fraß das Weibchen das Futter oder brachte es den Jungen. Ich konnte derartige Begrüßungsszenen, die in Futterhervorwürgen resultierten, nicht von denen unterscheiden, die nicht zu diesem Verhalten führten.

Im Jahr 1998, als das Paar keine Jungen hatte, fanden alle vier Treffen, die ich beobachtete, statt, als das Weibchen gerade von einem separaten Jagdausflug zurückkehrte oder auf eigene Faust Futter von einem Riss versteckt hatte. Jedes Mal, wenn das Weibchen zu seinem Partner zurückkehrte, nahm es die Köperhaltung der aktiven Unterwerfung ein, wenn es auf das Männchen traf, und einmal unterwarf es sich überschwänglich etwa 90 Sekunden lang. Sogar als das verpaarte Weibchen einmal eifrig einen anderen Wolf jagte und dabei von seinem Partner überholt wurde (17. Juni 1991), unterwarf es sich flüchtig, als das Männchen an ihm vorbeilief. Aufgrund dieser Beobachtungen erscheint es durchaus berechtigt, zu schließen, dass das verpaarte Weibchen seinem Partner gegenüber untergeordnet war.

Die praktischen Folgen dieser körpersprachlichen Unterwürfigkeit sind jedoch nicht klar ersichtlich. Das Verhalten scheint nicht immer Futterbetteln zu bedeuten. Zum Beispiel verhielt sich das Weibchen bei einem Treffen im Jahr 1998 gegenüber dem Männchen in der oben beschriebenen Art und Weise als es einen langen Knochen besaß, von dem es gerade erst eine Menge gefressen hatte. Das Männchen, das schon seit mehreren Stunden nichts gefressen hatte, versuchte den Knochen zu erbeuten. Aber das Weibchen schnappte verteidigend nach ihm und konnte den Knochen trotz wiederholter Versuche des Männchens, ihn über den Verlauf einer Stunde immer wieder zu stehlen, erfolgreich halten.

Auch wenn das aktive Unterwerfungsverhalten des verpaarten Weibchens gegenüber seinem Partner tatsächlich Futterbetteln und nicht Unterwerfung signalisiert, muss man sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass sich das verpaarte Weibchen dem Männchen gelegentlich auch passiv unterwirft (Schenkel 1967). Ich beobachtete das dreimal auf Ellesmere (Tab.1), aber ich sah nie, dass sich das verpaarte Männchen dem Weibchen unterworfen hätte. Da die passive Unterwerfung nichts mit Futterbetteln zu tun zu haben scheint, dürften diese Beobachtungen ein klarer Beweis für Unterordnung sein.

Bei Angriffen auf Beutetiere, sowohl auf Kälber als auch auf erwachsene Moschusochsen, dürften Männchen und Weibchen gleichermaßen beteiligt sein. Sie fressen miteinander Seite an Seite, auch wenn sie von Zeit zu Zeit die Einjährigen verscheuchen. Beide Tiere jagen auch miteinander Hasen, wobei das Männchen auf Jagdausflügen mit den Einjährigen ausdauernder zu sein scheint als das Weibchen (Mech 1995b).

Beide Tiere setzen Geruchsmarkierungen, und jeder der beiden kann das Doppelmarkieren initiieren (Haber 1977; Rothman and Mech 1979) abhängig davon, welcher der beiden sich zum gegebenen Zeitpunkt auf der Wanderung gerade weiter vorne befindet. Zum Beispiel markierte das Ellesmere Island-Zuchtpaar am 16. Juli 1993 auf einer 4 km langen Wanderung dreimal übereinander; zweimal davon begann das Männchen. Sowohl Männchen als auch Weibchen heben beim Urin-Markieren ein Hinterbein, wobei das Männchen sein Bein höher hebt – möglicherweise aus anatomischen Gründen; beide Tiere scharren gelegentlich am Boden, wenn sie markieren.

Während der frühen Phase der Welpenaufzucht, zeigt das Paar eine klare Arbeitsteilung, bei der sich das Weibchen um das Gebiet um die Wurfhöhle kümmert und die Welpen versorgt (Packard et al. 1992) und das Männchen entfernt vom Wurflager jagt und dem Weibchen und den Welpen Futter bringt (Mech et al. 1999).

Das Männchen zeigt ein starkes Bedürfnis, dem Weibchen Futter zu überlassen. Zum Beispiel warf ich am 8. Juli 1992, als sich das Ellesmere-Männchen und Weibchen gleich weit in entgegengesetzten Richtungen von mir entfernt befanden, dem Männchen den Kadaver eines erwachsenen Hasen von etwa 5 kg hin. Das Männchen packte ihn, aber das Weibchen stürzte sofort zu ihm, riss ihn ihm aus dem Maul und nahm ihn mit ins Wurflager. Das Männchen machte keinen Versuch, den Hasen festzuhalten oder ihn sich wieder zu holen. Daraufhin gab ich dem Männchen einen zweiten Hasen der gleichen Größe. Es fraß den Kopf und brachte den Rest des Kadavers 0.5 km zum Weibchen und gab ihn ihm. Sie versteckte ihn. Ähnliche Tests mit kleineren Stücken erzielten ähnliche Ergebnisse.

Wenn es darum geht, andere Rudelmitglieder von den kleinen Welpen fernzuhalten, scheint das weibliche Elterntier uneingeschränkt das Sagen zu haben, vor allem wenn die Welpen unter 3 Wochen alt sind. Beim Ellesmere Island-Rudel war es für das weibliche Elterntier üblich, zu den kleinen Welpen zu stürzen, sobald sich das männliche Elterntier oder irgendein anderer Wolf ihnen zu nähern begann.

Außerdem verbeugt sich das Männchen in seiner Körperhaltung, wenn es sich dem Weibchen nähert, das sich gerade um die kleinen Welpen kümmert. Am 26. Juni 1990 beobachtete ich, wie das Männchen auf das Weibchen in der Wurfhöhle zuging und dabei „aufgeregt mit seinem Schwanz und dem Körper wedelte“. In ähnlicher Weise beobachtete ich am 18. Mai 1990 in Denali Park, Alaska, das mit einem Funk-Halsband versehene Männchen 251 vom Headquarters-Rudel (Mech et al. 1998), wie es sich dem Weibchen 307, das sich mit den Welpen in der Wurfhöhle befand, im „Wackelgang“ näherte, bei dem es mit seinem Hinterteil und dem Schwanz wackelte wie ein Rangniedriger, der sich einem dominanten Tier nähert. Das Weibchen kam aus der Höhle, und das Männchen würgte ihm Futter hervor. Es waren dies die einzigen Male, bei denen ich ein männliches Elterntier sich gegenüber einem anderen Wolf unterwürfig verhalten gesehen habe, und es scheint darauf hinzudeuten, dass das weibliche Elterntier zeitweise – bevor die Welpen die Höhle verlassen  – sogar gegenüber dem männlichen Elterntier dominant ist.

Das Weibchen betreut und beschützt die Welpen stärker als irgendein anderes Rudelmitglied. Beispielsweise waren die Mütter die einzigen Rudelmitglieder, die ich jemals dabei gesehen habe, dass sie Welpen aufnahmen und trugen. Überdies beobachtete ich bei einer Gelegenheit das Weibchen des Ellesmere Island-Rudels wie es sich höchst aggressiv gegenüber einem Moschusochsen verhielt, der mit einem Male vor dem Höhleneingang stand (Mech 2000). Diese Beobachtung stimmt mit jenen von Joslin (1966) und Clark (1971) überein. Andererseits berichtete Murie (1944), dass es sich um das Männchen gehandelt hätte, welches höchst aggressiv Grizzlybären (Ursus arctos) aus der Umgebung des Welpenlagers vertrieben hätte.

Schlussfolgerungen

Die oben angeführten Beobachtungen zeigen, dass sich zumindest im Sommer soziale Interaktionen zwischen Wolfsrudel-Mitgliedern in der Intensität oder Qualität nicht besonders von denen bei anderen Gruppen von verwandten Individuen unterscheiden. Sogar die vielgerühmte Wolfs-Dominanzhierarchie ist in erster Linie natürlicher Ausdruck von Alter, Geschlecht und reproduktiver Struktur der Gruppe, wobei das männliche Elterntier alle anderen körpersprachlich dominiert und das weibliche Elterntier sich vom Männchen Futter holt, während es sich selbst um die Welpen kümmert. Das typische Wolfsrudel sollte daher als Familie betrachtet werden, in der die erwachsenen Elterntiere die Aktivitäten der Gruppe anführen und die Gruppenleitung in einem System der Arbeitsteilung gemeinsam übernehmen. Dabei überwiegen beim Weibchen hauptsächlich solche Aktivitäten wie die Betreuung und die Verteidigung der Welpen, während sich das Männchen vorrangig dem Jagen, der Futterversorgung und den damit verbundenen Wanderungen widmet (Mech 2000).

Imponiergehabe ist außer bei Konkurrenz um Futter nicht üblich. Dann dürfen die Eltern das Futter monopolisieren und dem jüngsten Nachwuchs zuteilen. Aktive Unterwerfung scheint in erster Linie eine Geste des Futterbettelns zu sein oder als Motivation zum Beutemachen zu dienen (Mech 1970). Die Rolle von aktiver und passiver Unterwerfung bei Interaktionen zwischen verpaarten Tieren, wenn keine Welpen vorhanden sind, verlangt nach weiteren Untersuchungen.

Danksagung

Das Projekt wurde von der National Geographic Society, dem United States (U.S.) Fish and Wildlife Service, dem U.S. National Biological Service (jetzt Biological Resources Division of the U.S. Geological Survey) und dem U.S. Department of Agriculture North Central Forest Experiment Station unterstützt. Die logistische Hilfe der Polar Continental Shelf Project (PCSP), Natural Resources Canada; Atmospheric Environment Services, Environment Canada und High Arctic International wird ebenfalls hochgeschätzt. Bewilligungen wurden erteilt vom Department of Renewable Resources and der Grise Fiord Hunter and Trapper Association of the Northwest Territories. Die logistische Hilfe folgender Freiland-Helfer wird dankend hervorgehoben: L. Adams, L. Boitani, D. Boyd, N. Gedgaudes, C. Johnson, J. Hutchinson, N. Gibson, T. Lebovsky, M. Maule, M. Ortiz, J. Packard, R. Peterson, R. Ream, L. Shaffer, R. Sternal und U. Swain. Ich danke R.O. Peterson für die kritische Durchsicht und Verbesserungsvorschläge zu einer früheren Fassung des Manuskripts. Das ist das PCSP Paper 003298.

Literatur

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[1] Biological Resources Division, U. S. Geological Survey, Northern Prairie Wildlife Research Center, 8711 37th Street SE, Jamestown, ND 58401-7317, U.S.A.

Anschrift des Verfassers: U.S. Geological Survey Gabbert Raptor Center, 1920 Fitch Street, University of Minnesota,  St. Paul, MN 55108, U.S.A.

e-mail: Mechx002@tc.umn.edu


Symptomliste nach Anders Hallgren

Clarissa v. Reinhardt

von Anders Hallgren & Clarissa v. Reinhardt

Diese von Anders Hallgren zusammengestellte Liste soll helfen nach körperlichen Symptomen zu suchen, die auf ein Krankheitsbild hindeuten könnten. Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden können auch auf körperliche Erkrankungen zurück zu führen sein, deshalb sollte immer eine medizinische Abklärung durch einen versierten Tierarzt erfolgen, wenn ein Hund abnorme Verhaltensweisen wie gesteigerte Aggressivität, Passivität, Hyperaktivität o.ä. zeigt. Eine sorgfältig ausgefüllte Liste dieser Art hilft dem Tierarzt bei der Diagnosestellung. Man kann zusätzlich hinter die Symptome schreiben, ob sie selten, gelegentlich oder häufig auftreten und seit wann.

Haut und Fell

  • Juckreiz in den Ohren
  • Juckreiz in der Leistengegend
  • Schuppen
  • Haarausfall
  • Verfärbungen der Haare
  • Hautrötungen
  • Flohstiche
  • Übel riechendes Fell
  • glanzloses Fell
  • Juckreiz in der Halsregion
  • Juckreiz in der Schwanzregion
  • spärliches Fell
  • Eiterpusteln
  • Krusten
  • haarlose Partien
  • Schwellungen in der Haut oder im Gesäuge
  • Hautverdickungen
  • Nagen an den Pfoten
  • Belecken anderer Körperregionen
  • Meideverhalten oder Abwehr bei bestimmten Berührungen

Magen-Darm-Trakt

  • gelegentlicher Durchfall
  • blutiger Durchfall
  • schlechter Appetit
  • gelegentliches Erbrechen
  • Erbrechen nach einer Mahlzeit
  • Schlappsein
  • heller Kot
  • blutiger Kot
  • Blähungen
  • häufiger Durchfall
  • Abmagerung
  • ungewöhnlich großer Appetit
  • häufiges Erbrechen
  • Erbrechen am Morgen
  • ungleichmäßiger Kot
  • dunkler Kot
  • Kotabsatz mehr als 2x am Tag
  • gespannter Bauch
  • verändertes Verhalten bei Kotabsatz

Harntrakt und Fortpflanzungsorgane

  • gesteigerter Durst
  • Benommenheit
  • gesteigerter Durst nach der Läufigkeit
  • Flüssigkeitsabsonderungen aus den Geschlechtsorganen
  • verlieren von Urin (Rüde)
  • Verlieren von Urin (Hündin)
  • dunkler Urin
  • übel riechender Urin
  • vermehrter Urinabsatz
  • schlechte Kondition
  • geschwollener Bauch
  • blutiger Urin
  • Beschwerden beim Urinabsatz
  • trüber Urin
  • nur 1 Hoden
  • Veränderungen an der Scham
  • Veränderungen am Penis oder an den Hoden

Augen

  • verkleinertes oder vergrößertes Auge
  • verringerte Sehkraft
  • rote Augenschleimhäute
  • hängendes unteres Augenlid
  • Augenausfluss
  • verlangsamter oder verringerte Pupillenreflex

Ohren

  • häufiges Kopfschütteln
  • Kratzen an den Ohren
  • Schwerhörigkeit
  • schlechter Geruch in den Ohren
  • Rötungen in den Ohren
  • Sekret in den Ohren

Zähne

  • Spielen mit Steinen oder anderen Gegenständen
  • in die Luft beißen oder Kauen, ohne etwas in der Schnauze zu haben
  • kaputte Zähne, einzelne dunkle Zähne
  • häufiges Sabbern
  • der Hund leckt sich häufig um die Schnauze
  • einzelne oder mehrere abgenutzte Zähne
  • Zahnstein
  • Löcher in einzelnen Zähnen
  • Kratzen an der Schnauze
  • Verweigerung bestimmter Futtersorten (z.B. hartes Futter)
  • Unterbrechung des Fressens, wenn dies für diesen Hund ungewöhnlich ist

Rachenmandeln

  • schlechter Atem
  • geringer Appetit
  • frisst nur bestimmtes Futter
  • frisst viel Gras
  • Husten
  • Würgen
  • Lecken an Stoff
  • unregelmäßiger Appetit
  • Kratzen am Hals

Herz und Kreislauf

  • Der Hund ist schnell erschöpft
  • Der Hund lahmt manchmal auf dem linken Vorderbein
  • Der Hund zeigt plötzliche Ängste, Aggressivität oder Unterwürfigkeit ohne erkennbare Ursache
  • Der Hund kann ohne Ursache zusammenzucken und unruhig aussehen
  • Hecheln ohne Anlass

Muskeln und Gelenke

  • Lahmen
  • Schmerzen in Gelenken
  • Der Hund ist steif (und knurrig) gegen Abend und/ oder am Morgen
  • Schwierigkeiten beim Hinlegen
  • Der Hund ist unsicher auf den Beinen
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen
  • Schwierigkeiten beim Treppen gehen
  • Der Hund weigert sich, spazieren zu gehen
  • veränderte Geschwindigkeit beim Spazierengehen

Copyright: www.animal-learn.de


D I S T A N Z E N

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Grundsätzlich gibt es vier Distanzen, die von einem Hund je nach Rasse bzw. Mischung, Erziehung und Erfahrung mehr oder weniger stark eingefordert werden:

Die Territoriumsdistanz

Hierzu zählen Haus/ Wohnung, der Garten, häufig frequentierte Wege, die der Hund als sein Revier empfindet und das Auto. Das es Hunde gibt, die all das bereit sind zu verteidigen, ist bekannt, häufig gibt es beim Auto aber Missverständnisse darüber, ob der Hund wirklich das Auto verteidigt – oder sich selbst im Auto, was bedeutet, dass er sich in einem sehr begrenztem Raum befindet, in dem er kaum ausweichen kann. Nähert sich jetzt ein als Bedrohung empfundener Artgenosse oder Mensch, kann es zu distanzfordernden Verhaltensweisen kommen, die fälschlicher Weise als Verteidigung des Autos interpretiert werden.

Die Sozialverbandsdistanz (früher: Rudeldistanz)

Der Hund möchte einen gewissen Abstand zu Menschen und/ oder Tieren gewahrt wissen, die er zur Familie oder zum Freundeskreis zählt. Oftmals werden Kinder und alte bzw. behinderte Familienmitglieder besonders gut beschützt. Ebenso Halter, die einen schwächlichen, also beschützenswerten Eindruck auf den Hund machen. Der früher verwendete Begriff Rudeldistanz ist nicht wirklich treffend, da Hunde in der Regel nicht mehr in Rudeln leben und mit uns Menschen zwar eine enge soziale Beziehung eingehen, aber eben kein Rudel bilden (Rudel: Sozialverband miteinander Blutsverwandter Tiere).

Die Beutedistanz

Hierzu zählen jede Art von Futter, incl. Kauartikel, Leckerchen usw., oder bei einer stark ausgeprägten Beutedistanz sogar die Wasserschüssel(n). Ebenso Spielzeug, insbesondere, wenn der Hund durch viele Beute(wurf)spiele sehr auf dieses Spielzeug fixiert wurde und es somit für ihn eine große Wertigkeit gewonnen hat. Tückisch sind deshalb Trainingssysteme, die mit Hilfe von sog. MO`s (Motivationsobjekten) den Hund so stark auf diese vermeintliche Beute fixieren, dass er bereit ist, vieles/ alles dafür zu tun – und somit eben auch, sie vehement zu verteidigen. Es kann aber auch Distanz zu Gegenständen gefordert werden, die dem Hund gerade jetzt wichtig erscheinen. Hierzu zählt zum Beispiel Frauchen`s Socke, die der Hund sich während ihrer Abwesenheit nicht nehmen lässt, weil sie ihn in dieser Zeit durch den intensiven Geruch tröstet. Auch das antrainierte Bewachen der Beute/ des Rucksacks des Jagdgebrauchhundes, während sein Halter zum Beispiel das Auto holt, zählt dazu oder das Bewachen von Gegenständen im Rahmen anderer Trainingsformen.

Die Individualdistanz

Sie beschreibt die Distanz, die ein Hund zu einem Gegenüber gewahrt wissen möchte und ist die variabelste von allen. Sie kann sich innerhalb kurzer Zeit ändern und ist abhängig von vielen Faktoren, wie zum Beispiel:

Ist das Gegenüber vertraut oder fremd? Wie verhält es sich?

Bestehen Sympathien oder Antipathien?

Welche Erfahrungen wurden vom Hund mit diesem Gegenüber oder im Allgemeinen mit dieser Art von Gegenüber gemacht?

Hat der Hund Schmerzen oder ist er gesund?

Ist er gestresst oder entspannt? Übermüdet oder ausgeruht? Voller Angst oder nicht?

Wie verhält sich der Halter oder eine andere Bezugsperson oder ein Artgenosse beim Näherkommen dieses Gegenübers?

Und viele weitere…

Es ist ähnlich wie bei uns Menschen: Sind wir gestresst, werden wir lieber in Ruhe gelassen statt herzlich umarmt. Haben wir Schmerzen, wollen wir nicht geknuddelt und gedrückt werden – von Fremden schon gar nicht usw.

Die Ausprägung der Distanzforderung

Sie beschreibt die Distanz, die ein Hund zu einem Gegenüber gewahrt wissen möchte und ist die variabelste von allen. Sie kann sich innerhalb kurzer Zeit ändern und ist abhängig von vielen Faktoren, wie zum Beispiel:

Ist das Gegenüber vertraut oder fremd? Wie verhält es sich?

Bestehen Sympathien oder Antipathien?

Welche Erfahrungen wurden vom Hund mit diesem Gegenüber oder im Allgemeinen mit dieser Art von Gegenüber gemacht?

Hat der Hund Schmerzen oder ist er gesund?

Ist er gestresst oder entspannt? Übermüdet oder ausgeruht? Voller Angst oder nicht?

Wie verhält sich der Halter oder eine andere Bezugsperson oder ein Artgenosse beim Näherkommen dieses Gegenübers?

Und viele weitere…

Es ist ähnlich wie bei uns Menschen: Sind wir gestresst, werden wir lieber in Ruhe gelassen statt herzlich umarmt. Haben wir Schmerzen, wollen wir nicht geknuddelt und gedrückt werden – von Fremden schon gar nicht usw.

Wie wird Distanz gefordert?

Meist fällt dem Halter bzw. einer sich annähernden Person die Distanzforderung erst auf, wenn sie wirklich nachhaltig vom Hund gefordert wird. Das Drohverhalten in Form von Knurren, Zähnefletschen, nach vorne springen, Abschnappen in Richtung des Näherkommenden wird als gefährlich empfunden. Zeigt der Hund dies gegenüber Artgenossen, gilt er oft fälschlicherweise als unverträglich, zeigt er es gegenüber Menschen, gilt er als aggressiv, unberechenbar, bissig. Obwohl er eigentlich nur mitgeteilt hat, dass er jetzt wirklich Distanz zum Gegenüber haben möchte. Und meist ist es so, dass vorherige Signale wie Beschwichtigung oder versuchtes Ausweichverhalten nicht erkannt wurden und der Hund so, aus seiner Sicht völlig logisch, deutlicher werden muss, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Im schlimmsten Fall hat der Hund im Laufe seines Lebens gelernt, dass er wirklich nur durch starkes Abwehrverhalten wie beißen die Distanzforderung durchsetzen kann und dann kann es wirklich gefährlich werden. Fundiertes Fachwissen, ein gutes Einfühlungsvermögen und ein (manchmal lang) angelegtes Training können helfen. Im besten Falle lässt man es aber so weit gar nicht kommen, sondern beachtet die folgenden Regeln:

  • Kenntnis über die Rasse, bzw. Rassemischung des Hundes
  • Frage der Passung zwischen diesen Anlagen und den Lebensumständen des Halters
  • gute Beobachtungsgabe bei gleichzeitigem Wissen über das Ausdrucksverhalten des Hundes
  • gutes Einfühlungsvermögen in die Erlebniswelt des Hundes
  • Begegnung bzw. Training mit De-eskalationsstrategien


Tierversuche – grausam und unnötig

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Im Jahr 2013 litten und starben laut offizieller Statistiken rund drei Millionen Tiere in deutschen Labors: Mäuse, Ratten, Affen, Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und viele andere Tiere. Im Tierversuch werden Tiere als „Modellorganismen“ zu Messinstrumenten degradiert, die nach Gebrauch weggeworfen werden. Doch Tiere sind fühlende, leidensfähige Mitgeschöpfe. Tierversuche und eine ethisch vertretbare Medizin und Wissenschaft schließen sich aus.

Angeblich seien Tierversuche ein „notwendiges Übel“, um die Produkte, die wir benutzen, für uns sicher zu machen und um neue Behandlungsmethoden für kranke Menschen zu finden. Tatsächlich sind Tierversuche aber nicht nur aus ethischen Gründen abzulehnen, sondern auch, weil sie wissenschaftlich ungeeignet sind.

Tiere und Menschen unterscheiden sich hinsichtlich Anatomie, Physiologie und Stoffwechsel wesentlich voneinander. Selbst Tiere verschiedener Arten können auf Chemikalien und Medikamente ganz unterschiedlich reagieren. Nach der Durchführung eines Tierversuchs kann nicht vorausgesagt werden, ob Menschen genauso oder anders reagieren werden. Die vielen aufgrund von Tierexperimenten für sicher gehaltenen Medikamente, die beim Menschen schwerwiegende oder gar tödliche Nebenwirkungen hervorriefen, sind ein Beweis dafür, dass sich die Ergebnisse von Tierversuchen nicht mit der nötigen Zuverlässigkeit auf den Menschen übertragen lassen. Allein in Deutschland gehen 58.000 Todesfälle auf das Konto von Arzneimittelnebenwirkungen.

Im Tierversuch werden die Krankheiten des Menschen auf Symptome reduziert und bei Tieren künstlich hervorgerufen. Sofern sie überhaupt gelingt, wird schon diese künstliche Erzeugung eines Defektes beim Tier als großer Erfolg in den Medien gefeiert. Beispielhaft sei hier die „Krebsmaus“ genannt. Durch Manipulation des Erbguts entwickeln diese Tiere bösartige Tumore. In den letzten 20 Jahren wurden hunderte Behandlungsmethoden „erfolgreich“ an Krebsmäusen getestet – doch beim Menschen versagten sie alle.

Wichtige Aspekte der Krankheitsentstehung wie Ernährung, Lebensgewohnheiten, Verwendung von Suchtmitteln, schädliche Umwelteinflüsse, Stress, psychische und soziale Faktoren werden nämlich bei dieser Art der Forschung vollkommen außer Acht gelassen. Ergebnisse aus Studien mit Tieren sind daher irreführend und irrelevant.

Anstatt an Forschungsmethoden aus dem vorletzten Jahrhundert festzuhalten, müssen die Vorbeugung von Krankheiten sowie Studien am Menschen zum Beispiel im Bereich der Epidemiologie, klinischen Forschung, Arbeits- und Sozialmedizin ausgebaut werden, um in der Medizin zu wirklichen Fortschritten zu gelangen. Tierversuchsfreie Testmethoden mit menschlichen Zellen und Geweben kombiniert mit speziellen Computerprogrammen, liefern zudem im Gegensatz zum Tierversuch genaue und aussagekräftige Ergebnisse.

Dr. med. vet. Corina Gericke

Unter dem Motto „Medizinischer Fortschritt ist wichtig – Tierversuche sind der falsche Weg“ engagiert sich der Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. für die Abschaffung von Tierversuchen und für eine moderne, humane Forschung und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten im Vordergrund stehen.

Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Güldenstr. 44a, 38100 Braunschweig

Tel: 0531-60944791, Fax: 0531-60944792

info@aerzte-gegen-tierversuche.de

www.aerzte-gegen-tierversuche.de

Bankverbindung: Sparda-Bank
Kto 951 731 BLZ 500 905 00


Hundenase

Clarissa v. Reinhardt

von Clarissa v. Reinhardt

Stephen D., zweiundzwanzig Jahre alt, Medizinstudent, Drogenkonsument (Kokain, Psychostimulantien, hauptsächlich Amphetamine), hatte eines Nachts einen lebhaften Traum: Er war ein Hund in einer Welt voller unvorstellbar starker und bedeutsamer Gerüche. („Der glückliche Geruch von Wasser… der tapfere Geruch eines Steins.“) beim Aufwachen stellte er fest, dass sein Traum Wirklichkeit geworden war. „Als ob ich bis dahin total farbenblind gewesen wäre und mich plötzlich in einer Welt voller Farben wiederfinde.“ Tatsächlich war auch seine Farbwahrnehmung stärker ausgeprägt als zuvor. („Ich konnte Dutzende von Brauntönen unterscheiden, wo ich vorher nur Braun gesehen hatte. Meine ledergebundenen Bücher, die früher alle gleich ausgesehen hatten, hatten plötzlich ganz verschiedene Schattierungen.“) Auch sein eidetisches Wahrnehmungsvermögen und Gedächtnis hatten sich drastisch verbessert. („Ich konnte vorher nie zeichnen, ich konnte keine geistigen Bilder ‚sehen’, aber jetzt war es, als hätte ich ein Zeichenprisma im Kopf: Ich ‚sah’ alles, als sei es auf das Papier projiziert, und brauchte nur noch die Linien nachzuzeichnen, die ich ‚sah’. Plötzlich konnte ich exakte anatomische Zeichnungen anfertigen.“) Am tiefgreifendsten jedoch veränderte die Verstärkung des Geruchsempfindens seine Welt: „Ich hatte geträumt, ich sei ein Hund – es war ein olfaktorischer Traum -, und als ich erwachte, war ich in einer Welt unendlich vieler Gerüche, einer Welt, in der alle anderen Wahrnehmungen, auch wenn sie verstärkt waren, vor der Intensität der Gerüche verblassten.“ Und all dies ging einher mit einer bebenden, lebhaften Emotion und einer seltsamen Sehnsucht nach einer verlorengegangenen Welt, die halb vergessen, halb erhalten geblieben war.* (* In gewisser Hinsicht ähnliche Zustände – eine seltsame Emotionalität, die manchmal in Form nostalgischer Sehnsüchte, „Reminiszenzen“ und déjà vu-Erlebnissen auftritt und intensive olfaktorische Halluzinationen begleitet – sind charakteristisch für „Partialanfälle“, eine Art von Schläfenlappen-Epilepsie, die erstmals vor etwa hundert Jahren von Hughlings Jackson beschrieben wurde. Gewöhnlich ist das Erlebnis recht spezifisch, aber gelegentlich kommt es zu einer allgemeinen Intensivierung der Geruchswahrnehmung, einer Hyperosmie. Der Uncus, der phylogenetisch zum alten „Riechhirn“ (oder Rhinencephalon) gehört, ist funktional mit dem ganzen limbischen System verbunden, dessen Bedeutung für die Bestimmung und Steuerung der gesamten emotionalen Grundeinstellung in der heutigen Forschung immer deutlicher zu Tage tritt. Eine wie auch immer geartete Reizung des limbischen Systems führt zu gesteigerter Emotionalität und zu einer Intensivierung der Sinneswahrnehmungen. Dieses Thema, mit all seinen faszinierenden Implikationen, hat David Bear (1979) detailliert erforscht.)

„Ich ging in eine Parfümerie“, fuhr er fort. „Ich habe Gerüche noch nie gut auseinander halten können, aber jetzt erkannte ich sie alle sofort, und ich fand jeden einzigartig – jeder erinnerte mich an etwas, jeder war eine Welt für sich.“ Er stellte auch fest, dass er all seine Freunde und Patienten am Geruch identifizieren konnte: „Ich ging in die Klinik, schnupperte wie ein Hund und erkannte alle zwanzig Patienten, die dort waren, bevor ich sie sehen konnte. Jeder von ihnen hatte seine eigene olfaktorische Physiognomie, ein Duft-Gesicht, das weit plastischer und einprägsamer, weit assoziationsreicher war als sein wirkliches Gesicht.“ Er konnte ihre Gefühle – Angst, Zufriedenheit, sexuelle Erregung – wie ein Hund riechen. Er konnte jede Straße, jedes Geschäft am Geruch erkennen und sich unfehlbar in New York zurechtfinden, indem er sich an Gerüchen orientierte.

Ein impulsives Verlangen trieb ihn, alles zu beschnuppern und zu betasten („Nichts war wirklich vorhanden, bevor ich es nicht gerochen und befühlt hatte“), doch unterdrückte er dieses Verlangen in Gegenwart anderer, um nicht unangenehm aufzufallen. Sexuelle Gerüche waren erregend und intensiver – allerdings nicht mehr, so fand er, als andere, zum Beispiel Essensgerüche. Der Genuss von Düften war verstärkt – ebenso wie das Mussfallen über bestimmte Gerüche -, aber es hatte sich ihm weniger eine neue Welt von Genuss und Missfallen eröffnet als vielmehr eine neue Ästhetik, ein neues Urteilskriterium, eine neue Bedeutsamkeit, die ihn von allen Seiten umgab. „Es war eine Welt, die aus ungeheuer konkreten Einzelheiten bestand“, sagte er, „eine Welt, deren Unmittelbarkeit, deren unmittelbare Bedeutsamkeit überwältigend war.“. Vorher war er eher intellektuell orientiert gewesen und hatte zu Reflexion und Abstraktion geneigt. Jetzt dagegen stellte er fest, dass Nachdenken, Abstrahieren und Kategorisieren angesichts der übermächtigen Unmittelbarkeit einer jeden Erfahrung für ihn ziemlich unwirklich und schwierig geworden war.

Dieser Zustand fand nach drei Wochen ein recht plötzliches Ende – seine Geruchswahrnehmung, all seine Sinneswahrnehmungen wurden wieder normal. Mit einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung fand er sich wieder in seiner alten, blassen Welt der beschränkten Sinneserfahrung, der Nicht-Konkretheit und Abstraktion. „Ich bin froh, wieder zurück zu sein“, sagte er, „aber für mich ist es auch ein sehr großer Verlust. Ich sehe jetzt, was wir dadurch, dass wir zivilisierte Menschen sind, aufgegeben haben. Wir brauchen auch das andere, das ‚Primitive’.“

Seitdem sind sechzehn Jahre vergangen, und seine Studienzeit, die Zeit, in der er Aufputschmittel nahm, liegt lange zurück. Zustände, die auch nur entfernt mit denen von damals vergleichbar wären, sind nicht mehr aufgetreten. Mein Freund und Kollege Dr. D. ist ein überaus erfolgreicher Internist in New York. Er bedauert nichts, aber gelegentlich überkommt ihn eine Sehnsucht nach jener Zeit: „Diese Welt der Gerüche und Atmosphären“, seufzt er. „Sie war so lebendig, so real! Es war wie ein Besuch in einer anderen Welt, einer Welt der reinen Wahrnehmung – einer reichen, bunten, prallvollen Welt. Wenn ich doch nur ab und zu zurückgehen und wieder ein Hund sein könnte!“

Freud hat an mehren Stellen darauf hingewiesen, dass der Geruchssinn des Menschen im Verlauf seiner Entwicklung und Zivilisierung in Folge des aufrechten Ganges und der Unterdrückung einer primitiven, prägenitalen Sexualität geschwächt worden und auf der Strecke geblieben sei. Tatsächlich ist belegt, dass spezifische (und pathologische) Verstärkungen des Geruchsvermögens bei Paraphilie, Fetischismus und verwandten Perversionen und Regressionen auftreten.* (* Dies wird von A. A. Brill (1932) gut geschildert, der diesen Phänomenen die große Reichhaltigkeit der Geruchswelt von makrosmatischen Tieren (z. B. Hunden), „Primitiven“ und Kindern gegenüberstellt.) Aber die hier vorliegende Enthemmung scheint weit allgemeinerer Natur zu sein, und obwohl sie mit Erregung verbunden war – wahrscheinlich handelte es sich um eine durch Amphetamine hervorgerufene dopaminerge Erregung -, war sie weder spezifisch sexueller Art, noch ging sie mit sexueller Regression einher. Zu ähnlichen, zuweilen anfallsweise auftretenden Hyperosmien kann es bei hyper-dopaminergen Erregungszuständen kommen, so zum Beispiel bei manchen postenzephalitischen Patienten, die mit L-Dopa behandelt werden, und gelegentlich bei Patienten, die am Touretteschen Syndrom leiden.

Aus all dem ersehen wir zumindest das Allumfassende der Hemmung, die selbst auf der elementarsten Wahrnehmungsebene wirksam wird; wir sehen das Bedürfnis, das im Zaum zu halten, was für Head mit Ton-Gefühl erfüllt und ursprünglich war und was er als „protopathisch“ bezeichnete. Erst diese Unterdrückung ermöglichte den Auftritt des differenzierten, kategorisierenden, affektlosen „Epikkritikers“.

Weder kann das Bedürfnis nach einer solchen Hemmung auf das Freudianische reduziert werden, noch sollte der Abbau dieser Hemmung verklärt und romantisiert werden, wie Blake es getan hat. Vielleicht brauchen wir sie, wie Head andeutet, damit wir Menschen und nicht Hunde sind* (* Siehe Jonathan Millers Kritik von Heads Thesen: „The Dog Beneath the Skin“, in Listener (1970). Und doch erinnert uns Stephen D.s Erfahrung, wie G. K. Chestertons Gedicht „The Song of Quoodle“, daran, dass wir manchmal nicht Menschen, sondern Hunde sein müssen:

„Sie haben keine Nasen,
die gefallenen Söhne von Eva…
Ach, für den glücklichen Geruch von Wasser,
den tapferen Geruch eines Steins!“

Nachschrift

Ich bin kürzlich auf eine Art Pendant zu diesem Fall gestoßen: Ein Mann erlitt eine Kopfverletzung, die seine olfaktorischen Nervenstränge schwer in Mitleidenschaft zog (diese sind wegen ihrer Länge und ihrer Position in der vorderen Schädelgrube nicht sehr gut geschützt). Durch die Verletzung verlor dieser Mann jeglichen Geruchssinn.

Er war überrascht und unglücklich darüber. „Geruchssinn? Ich habe nie einen Gedanken daran verschwendet. Normalerweise denkt man ja auch nicht daran. Aber als ich nichts mehr riechen konnte, war es, als wäre ich plötzlich erblindet. Das Leben hat für mich viel von seinem Reiz verloren – man macht sich ja gar nicht bewusst, wie viel vom Geruch abhängt. Man riecht Menschen, man riecht Bücher, man riecht die Stadt, man riecht den Frühling – vielleicht nicht bewusst, aber der Geruch bildet einen breiten unbewussten Hintergrund für alles andere. Meine Welt war mit einem Schlag viel ärmer geworden…“

Er hatte ein starkes Gefühl des Verlustes, eine große Sehnsucht, eine regelrechte Osmalgie – das Verlangen, sich an eine Geruchswelt zu erinnern, der er vorher keine bewusste Aufmerksamkeit geschenkt hatte und von der er nun glaubte, sie habe gewissermaßen den Grundrhythmus seines Lebens gebildet. Und dann, einige Monate später, begann er zu seiner Freude und Verwunderung in seinem geliebten Morgenkaffee, der seit seiner Verletzung „fade“ geschmeckt hatte, wieder ein Aroma wahrzunehmen. Zögernd stopfte er seine Pfeife, die er monatelang nicht angerührt hatte, und auch hier entdeckte er eine Spur des vollen Aromas, das er so liebte.

Sehr erregt – die Neurologen hatten ihm gesagt, es gebe keine Hoffnung auf Besserung – suchte er seinen Arzt auf, der ihm jedoch nach eingehender Untersuchung mitteilte: „Tut mir Leid – es deutet nichts auf eine Wiederherstellung hin. Sie leiden immer noch an totaler Anosmie. Merkwürdig, dass Sie Ihre Pfeife und Ihren Kaffee ‚riechen’ können…“

Hier scheint sich (und es ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, dass nur das olfaktorische Nervensystem verletzt war, nicht aber die Hirnrinde) eine verstärkte olfaktorische Imagination ausgebildet zu haben – fast könnte man von einer kontrollierten Halluzinose sprechen. Dadurch ist dieser Mann, wenn er seinen Kaffee trinkt oder seine Pfeife raucht – in Situationen also, die normalerweise mit Geruchsassoziationen besetzt sind -, in der Lage, diese Assoziationen unbewusst zu erwecken oder wiederzuerwecken, und zwar mit solcher Intensität, dass er zunächst glaubte, er könne wirklich wieder riechen.

Diese zum Teil bewusste, zum Teil unbewusste Fähigkeit hat zugenommen und sich auf andere Bereiche ausgedehnt. Inzwischen kann er zum Beispiel den Frühling „riechen“. Jedenfalls vermag er eine so intensive Geruchserinnerung oder ein Geruchsbild heraufzubeschwören, dass er fast in der Lage ist, sich selbst und andere glauben zu machen, er könne tatsächlich Frühlingsdüfte wahrnehmen.

Es ist bekannt, dass solche Kompensationen bei Blinden oder Tauben häufig vorkommen – denken wir nur an Beethoven und seine Taubheit. Ich weiß allerdings nicht, wie oft solche Verlagerungen bei Anosmie auftreten.

Quellenangabe: “Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte” (Taschenbuch)
von Oliver Sacks (Autor), Dirk van Gunsteren (Übersetzer)


Giftpflanzen in Haus, Garten und Freiland

Giftpflanzen in Haus,
Garten und Freiland

von Clarissa v. Reinhardt

beschrieben von der Universität Zürich: http://www.vetpharm.unizh.ch/GIFTDB/Giftf.htm

Adonisröschen (Adonis vernalis):
Erste Anzeichen einer Vergiftung sind, wie bei den Pflanzen mit Herzgiften üblich, Erbrechen und Durchfall. Es folgen Herzrythmusstörungen, langsamer Pulsschlag und Atemnot. Hier kann schnell das Herz versagen, was unweigerlich zum Tode des Hundes führt.

Alpenveilchen (Cyclamen persicum):
Die Konzentration giftiger Substanzen ist in den unterirdischen Pflanzenteilen (Knolle) am höchsten, so dass durch die oberirdischen Anteile kaum Vergiftungen auftreten. Es kommt zu Reizungen der Schleimhäute, Erbrechen, Durchfall, Untertemperatur und Bewegungsstörungen.

Becherprimel (Primula obonica):
In den Drüsenhaaren dieser Pflanze inklusive ihrer Zuchtformen befindet sich ein starkes Kontaktallergen, das Primin. Nach Sensibilisierung sind allergische Reaktionen der Haut, der Bindehäute und des Atmungsapparates zu beobachten, die Stunden bis Tage andauern.

Quelle: http://www.pallensmith.com/features/garden/000102.htm

Birkenfeige (Ficus benjamina) und Gummibaum (Ficus elastica):
Hunde zeigen Speicheln, Erbrechen und Durchfall. Außerdem Fieber schwankenden
Gang und Krämpfe bis hin zu Koma. Bei Katzen kann ein tödliches Nierenversagen folgen.
Der der Milchsaft des Gummibaums ist nur schwach giftig.

Buchsbaum (Buxus sempervirens):
Die Äste des Buchsbaumes werden sehr häufig in der Floristik genutzt. Ca. 130 Alkaloide sind in der Pflanze nachgewiesen worden, von denen das Cyclobuxin die wichtigste Komponente darstellt. Besonders Rinde und Blätter enthalten wirksame Gifte. Es hat die Eigenschaft, zuerst erregend und dann lähmend auf das zentrale Nervensystem zu wirken. Die Giftigkeit geht auch nach Trocknung der Pflanze nicht verloren. Die tödliche Dosis beträgt beim Hund beispielsweise
5 g Blätter/kg Körpermasse.
An Symptomen sieht man durch Magen-Darmreizungen Erbrechen und Durchfall, in der Folge Krämpfe, Erregungszustände und schließlich Lähmungen. Der Tod tritt durch Atemlähmung oder das vollständige Versagen des Herz-/Kreislaufsystems ein. Gelegentlich werden auch Blutgerinnungsstörungen gesehen. Dank des sehr bitteren Geschmackes ist die Aufnahme von frischem Pflanzenmaterial selten, aber Welpen könnten durchaus gefährdet sein. Behandlung: Wäßrige Aufschlämmung von Tierkohle, Tierarzt.

Brunfelsie (Brunfelsia):
Die enthaltenen Giftstoffe beeinträchtigen das Nervensystem, wobei sie die Motorik erst aktiviert und dann hemmt. Entsprechend beobachtet man (neben Speicheln, Husten, Durst, Erbrechen und Durchfall) Störungen desselben: Krämpfe und Übererregbarkeit bzw. Muskelsteife, fehlende Reflexe, Atemnot und Koma. Die Symptome können unter Umständen wochenlang andauern, Todesfälle sind aber selten.

Quelle: http://www.museums.org.za/bio/plants/solanaceae/brunfelsia.htm

Christrose (Helleborus niger) bzw. schwarzer Nieswurz oder Schneerose:
Auch hier sind es wieder Herzglykoside, die bereits in geringsten Mengen Erbrechen, Durchfall, Kolik verursachen, die über Zentralnervenstörungen bis zu Lähmungen führen können.
Besonders giftig sind die Wurzeln: 0,3-1 Gramm sind tödlich.
Der verwandte grüne Nieswurz (Foto rechts) ist ebenso giftig.

Dieffenbachie (Dieffenbachia) und Calla lily (Calla aethipica):
Diese Pflanzen enthalten sogenannte Schießzellen (Idioblasten), in denen ein Viertel Millimeter lange Nadeln gebündelt sind. Die Calciumoxalatnadeln haben ähnlich wie der Giftzahn einer Schlange Rinnen, in denen sowohl lösliche Oxalate als auch andere Stoffe in die entstehende feine Wunde, vor allem in der Mund- und Rachenschleimhaut, eindringen können. Trocknung und Kochen inaktiviert die Idioblasten. Kaut ein Tier an den mit Schießzellen gefüllten Blättern, werden die Nadeln in die Schleimhäute von Mund und Rachen geschleudert. Die Blätter bleiben förmlich im Hals stecken.
Im 17. Jahrhundert hieß die Dieffenbachia deshalb auch “Schweigrohr”, da Sklaven auf den westindischen Inseln, die Lärm gemacht hatten, gezwungen worden waren, ihre Blätter zu kauen.
Nach Bisskontakt: Starke Schleimhautschwellung, Ödembildung, Blasen und Schmerzen.
Nach Verschlucken: Erbrechen, Schluckbeschwerden, Stimmverlust, Durchfall (evt. blutig)
Nach Resorption: Herzrhythmusstörungen, Krämpfen, Nierenschädigung, Inkoordinaton, Apathie, Körperschwäche, Kolik.
Augenläsionen (Blepharospasmus, Konjunktivitis, Korneaalterationen) durch Kontakt mit Milchsaft.
Die Symptome treten sofort nach Aufnahme auf und bewegen den Hund dazu von der Pflanze abzulassen, was Schädigungen im Margen-Darmtrakt verhindert. Sind die Schwellungen sehr stark, kann die Atmung und das Schlucken erschwert sein. Jedoch klingen die Beschwerden erst nach 3-7 Tagen wieder vollständig ab.
Von den Blättern sollen 3-4 g tödlich wirken, auch das abgeflossene Giesswasser soll stark giftig sein. Andere Calla-Arten sind schwach giftig.

Drachenbaum (Dracaena):
Die Pflanzensäfte beinhalten Gifte, die zu Schleimhautreizungen und Hämolyse (Zerstörung der roten Blutkörperchen) führen können. Die Tiere reagieren mit Zahnfleischentzündung, Speicheln, Erbrechen und Durchfall. Nachfolgend sind Untertemperatur, Bewegungsstörungen und Blutungen zu beobachten. Ein komatöser Zustand ist möglich.

Efeu (Hedera helix):
Beeren, Blätter und Stängel bei hoher Dosis tödlich.
Die Vergiftung mit den darin enthaltenen Substanzen löst Schleimhautreizungen, Speichelfluß, Teilnahmslosigkeit, Zittern, Nervosität und Fieber aus. Bei hoher Dosis Nerven- und Herzdepression. Auch diese Vergiftung kann mit dem Tode durch akutes Leber- und Nierenversagen enden.
Häufige Aufnahme kleiner Mengen kann einen über Monate andauernden (schleichenden) Krankheitsverlauf verursachen.

Eibe (Taxus baccata):
Dieser immergrüne Strauch oder Baum wird nicht nur gerne in Gärten angepflanzt, die Zweige werden auch in der Advents- und Weihnachtzeit verwendet, da sie nicht nadeln. Die gesamte Pflanze mit Ausnahme der roten Scheinbeere (das rote Fruchtfleisch des Samenmantels) ist als extrem giftig einzustufen. Während das rote Fruchtfleisch harmlos ist, wirken die schwarzen Kerne in zerkautem Zustand giftig. Werden sie komplett geschluckt, passieren sie den Darm ohne Wirkung. Hingegen erzeugen die bitteren Eibenblätter eine garantiert toxische Wirkung. Das Benagen der Zweige reicht schon aus um den Hund zu vergiften. Im Mittelalter war es Usus, Pfeilspitzen mit Eibensaft zu vergiften. Plötzliche Todesfälle ohne vorhergehende Krankheitszeichen sind dabei typisch.
Bei kleineren Mengen kommt es nach 30-90 Minuten zu durch die Entzündungen der Magen-, Darmschleimhaut zu Erbrechen und Durchfall sowie Entzündungen von Nieren und Blase. Bei größeren Mengen verursachen die Alkaloide einen dramatischen Anstieg von Puls und Atemfrequenz und Kreislaufschwäche bis hin zur Verflachung der Atmung und zum Tod, der durch eine Atemlähmung eintritt. Das Haupttoxin Taxin führt zu der Lähmung des Atemzentrums und zu einer Herzlähmung, was innerhalb weniger Minuten zum Tod führen kann.
Andere Symptome: Desorientiertheit, Kollaps, Fieber, fehlender Lichtreaktion der Pupille, Atemnot, Unterhautblutungen und Koma.
Als tödlich für einen Hund gelten 30 Gramm der Nadeln. Welpen sind ganz besonders gefährdet.
Gegenmaßnahme: Schwierig, Tierkohle, Magenspülung, künstliche Beatmung, sofort zum Tierarzt.

Blauer Eisenhut (Aconitum napellus):
Wild- und Zierpflanze. Besonders giftig ist der blaue Eisenhut.
Er enthält das starke Gift Akonitin. Rasche Resorption über Schleimhäute bzw. Magen-Darm-Trakt, aber auch durch intakte Haut. Das Gift fördert zunächst die Reflexe. Speicheln, Durchfall, Erbrechen, Kolik, Krämpfe und Lähmungen treten auf. Wenn es anschließend zum Herzkammerflimmern kommt, ist der Tod die Folge.
Sehr gefährlich für Hunde. Schon 2-5 g der besonders giftigen Wurzel können für Hunde
tödlich sein, was erst recht für Welpen gilt.
Gegenmaßnahme: Sofort Tierkohle verabreichen, sofort zum Tierarzt!

Fingerhut (Digitalis purpurea):
Wild- und Zierpflanze. Sehr starke Herzwirkung durch das hochwirksame Herzgift Digitalis, das schon in kleinsten Mengen hochgiftig wirkt.
Erstsymptome sind lokale Reizungen der Magen-, Darmschleimhaut, zu Erbrechen, Durchfall (bes. beim Hund) und Störungen des Herzrhythmus. Benommenheit und blasse Schleimhäute kommen hinzu. In schweren Fällen kommt es durch Herzstillstand zum Tod.

Goldregen (Laburnum anagyroides) und Glyzinie (Wisteria sinensis):
Alle Teile dieser baumähnlichen Garten- und Parkpflanze enthalten das starkes Gift Cytisin (ein Alkaloid), das in seiner Wirkungsweise dem Nicotin sehr ähnlich ist. Früher fanden Goldregenblätter als Tabakersatz Verwendung. Cytisin kommt außerdem in verschiedenen Ginsterarten vor. Besonders viel Gift steckt in den Samen. Schon 2 bis 7 g Samen/kg Körpermasse können einen Hund töten. Schon das Abschlucken von wenigen kann tödlich enden. Zunächst kommt es zu Reizung und Brennen im Maul- und Halsbereich danach hartnäckiges, blutiges Erbrechen und Lähmungen, die falls sie sich auch auf die Atmungsorgane ausbreiten, den Tod bedeuten. Tiere sind gefährdet, da Samen und Wurzel einen süßlichen Geschmack besitzen. Die in der Literatur beschriebenen Fälle wurden durch das Kauen von Goldregenästen verursacht (“Stöckchenwerfen”). Bei Welpen kann schon das Tragen eines Astes oder kürzeres Knabbern zu Vergiftungserscheinungen führen. Hunde erbrechen meistens aber sofort, so dass es nicht zur Toxinresorption kommt.
Nervengift. Die Vergiftung beginnt nach sehr kurzer Zeit: Nach 30-60 Minuten reagieren Hunde beispielsweise mit örtlichen Reizungen (Maul), Durst, Magen-Darmkrämpfen, heftigem Erbrechen, Durchfall, Erregungszustände, Muskelkrämpfe und Kollaps. Im Endstadium können epileptiforme Anfälle hinzukommen, mit Tod im Kollaps durch Atemlähmung.
Es ist kein spezifisches Gegenmittel bekannt. Gegenmaßnahmen: Tierkohle, Magenspülung, Sedativa (Beruhigungsmittel), Spasmolytika (Krampflösungsmittel), Kreislauf- und Atmungsstimulierung etc. Sofort zum Tierarzt.
Bei der Glyzinie (rechtes Foto) sind die Samen und Früchte schwach giftig und
führen lediglich zu Magen-Darm-Entzündung.

Hanf:
– Bogenhanf: Die Pflanzensäfte beinhalten Gifte, die zu Schleimhautreizungen und Hämolyse (Zerstörung der roten Blutkörperchen) führen können. Die Tiere reagieren mit Zahnfleischentzündung, Speicheln, Erbrechen und Durchfall. Nachfolgend sind Untertemperatur, Bewegungsstörungen und Blutungen zu beobachten. Ein komatöser Zustand ist möglich.
– Cannabis: Giftwirkung auf Nerven (ZNS-Depression, halluzinogene Wirkung, evt. Übererregbarkeit, Zittern, und zwar bis 36 Stunden lang).

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale):
Die ganze krautige Pflanze sehr giftig, oft tödlich durch das starke Gift Colchizin (ein Alkaloid).
Da das Gift langsam aufgenommen wird, treten die Vergiftungserscheinungen erst nach 2-6 Stunden auf. Sie beginnen mit Brennen im Maulbereich, Schlingbeschwerden, Durstgefühl und Erbrechen. Schwere blutige Durchfälle (hoher Blutverlust!) mit Darmkrämpfen kommen hinzu. Der Harn wird blutig. Atemnot, Benommenheit und Lähmungen sowie schwere Kreislaufschwäche folgen. Ohne Hilfe tritt nach 1-3 Tagen in einem hohen Prozentsatz der Tod ein.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Vergiftung durch diese sehr gefährliche Pflanze ist nicht sehr hoch, doch gerade bei Welpen durchaus möglich. Vergiftung meist im Frühling.
Gegenmaßnahme: Selbst wenn nur Verdacht besteht, Tierkohle, Abführmittel, Schleimstoffe geben. Auslösung von Erbrechen würde nur kurze Zeit nach Aufnahme von Blättern etc. helfen. Möglichst bald Tierarzt, der eine symptomatische Behandlung (Flüssigkeitszufuhr, Kreislaufstütze u. ä.) durchführen wird. Die Prognose ist trotzdem ernst. Die Genesung kann lange Zeit dauern.

Holunder:
Wer seinem Hund ein Stäbchen aus Holunderholz zuwirft, spielt russisches Roulette.
Denn das Holz enthält ein giftiges Blausäureglykosid.

Hortensie (Hydrangea):
Eine beliebte Garten- und Zimmerpflanze (häufig findet man ihre getrockneten Blüten in der Floristik). Die Pflanze enthält neben Saponinen auch blausäureabspaltende Stoffe (z.B. Hydrangin). Bei Hunden äußert sich die Symptomatik in einer schmerzhaften Magen-Darm- Entzündung mit einem Durchfall, der auch blutig sein kann. Des weiteren können sich Zittern
und Schwanken zeigen. Der Kreislauf wird angegriffen. Todesfälle bei Tieren sind bis jetzt nicht bekannt.

Quelle: http://www.cnr.vt.edu/dendro/dendrology/syllabus/harborescens.htm

Johanniskraut:
Eine Besonderheit stellen Pflanzen dar, die Stoffe enthalten, die zu einer gesteigerten Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht führen. Nach dem Kontakt mit diesen “lichtgiftigen” (phototoxischen ) Stoffen entsteht unter Sonneneinstrahlung rasch eine verbrennungsähnliche Rötung, Schwellung und Blasenbildung der Haut, die sehr unangenehm sein kann.
Auch die Aufnahme über das Verdauungssystem führt zu Überempfindlichkeit der Haut gegen Sonnenlicht, wobei noch Schwindel, Übelkeit und Erbrechen hinzukommen.
Gegenmaßnahme: Direkt nach dem Kontakt sollte die Haut gründlich gewaschen und vor Sonne geschützt werden. Bereits bestehende Schäden sind wie Verbrennungen zu behandeln.

Lebensbaum oder Thuje (Thuja) (Thuja occidentalis):
Ein Zierbaum, bei uns oft als Hecke gezogen. Giftig sind die Blätter, die entzündungsfördernde Stoffe enthalten. Bei der Aufnahme kommt es zu Magen-Darmentzündung und Krämpfen. In schweren Fällen treten Leber- und Nierenschäden auf. Tetanische Wirkung auf Uterus im letzten Drittel der Trächtigkeit. Welpen könnten durchaus gefährdet sein.
Gegenmaßnahme: Tierkohle, Tierarzt.

Lupinen:
Besonders die Samen dieser Zier- und Futterpflanze enthalten ein Gift, das eine gewisse lähmende Wirkung (Herz, Atmung) aufweist jedoch in sog. Süßlupinen nicht vorkommt. Am giftigsten ist die gelbe Bitterlupine. Der akute Krankheitsverlauf wird durch die Alkaloide ausgelöst, der chronische durch Mykotoxine (Phomopsine beeinträchtigen den Kupfer-, Zink- und Eisenhaushalt sowie die Metabolisierung von Selen und Vitamin E). Anagyrin ist teratogen (in den kultivierten Lupinen aber nicht enthalten). Trotzdem kommt eine spezielle Vergiftung vor, die wahrscheinlich auf Schimmelpilze zurückzuführen ist. Es entsteht eine Magen-Darmentzündung gefolgt von schweren Nieren- und Leberschäden. Mattigkeit, Benommenheit, Bewußtlosigkeit und Lähmungen folgen.
Gegenmaßnahmen: Rasche Zufuhr von Abführmitteln und Leberschutztherapie (Tierarzt).
Diese Vergiftung ist ein typisches Beispiel für bestimmte Schimmelpilze, die eine Reihe von teilweise völlig harmlosen Pflanzen in “Giftpflanzen” verwandeln kann.

Maiglöckchen (Convallaria majalis):
Wildtiere meiden diese Pflanze instinktiv. Domestizierten Tieren fehlt dieser Warnmechanismus oft, was zu Todesfällen führt. Maiglöckchen beinhalten gleich einen Toxincocktail von über 30 Glykosiden. Bei Auftreten von Symptomen sind die Glycoside wohl bereits vollständig resorbiert. Symptome mit lokalen Reizungen der Magen-, Darmschleimhaut, zu Erbrechen, Durchfall (bes. beim Hund) und Störungen des Herzrhythmus. Benommenheit und blasse Schleimhäute kommen hinzu. In schweren Fällen kommt es durch Herzstillstand zum Tod.

Mistel (Viscum album):
In der Advents- und Weihnachtszeit spielt die Mistel mit ihren hochgiftige Beeren als mögliche Vergiftungsursache eine Rolle. Als giftige Inhaltsstoffe sind die Viscotoxine (es handelt sich hier um cardio- und cytotoxische Eiweißverhindungen) und die cytotoxischen Mistellectine zu nennen. Da Mistelextrakte in der Veterinärmedizin als Zytostatika verwendet werden, können Vergiftungen auch durch unsachgemäße Dosierung dieser Medikamente hervorgerufen werden. Nach einigen Stunden können sich Erbrechen, Durchfall, starker Durst, Fieber, Herzrhythmus- störungen. Krämpfe, unkoordinierte Bewegungen, Lähmungen, Veränderungen der Sensibilität, Koma und Herzstillstand entwickeln. Todesfälle sind selten.

Narzisse, Osterglocke und Amaryllis:
Auch diese Frühlingsblume ist gefährlich. Eine Narzissenzwiebel von nur 15 Gramm kann einen Hund töten. Lycorin, ein Alkaloid der Amaryllis, führt in geringen Dosen zu Erbrechen und Durchfall, in höheren zu Krämpfen, Lähmung und Kreislaufversagen.

Oleander (Nerium oleander) oder Rosenlorbeer oder Hundsgiftgewächs:
Der Oleander, bei uns eine beliebte Kübelpflanze, enthält u.a. verschiedene Cardenosidglycoside. Es handelt sich hierbei um herzwirksame Stoffe, die ähnlich wie Digitalis wirken. Sensibel für die Oleandertoxine sind fast alle als Haustiere bekannten Fleisch- und Pflanzenfresser sowie der Mensch. Katzen kann sogar das Krallenschärfen am Oleander gefährlich werden.
Für Hunde ist bei dieser Vergiftung charakteristisch, daß Symptome des MagenDarm-Traktes im Vordergrund stehen (Speicheln, Erbrechen. Durchfall). Am Herzen kommt es zu einer Zunahme der Kontraktionskraft, einer Senkung (der Frequenz, einer Abnahme der Erregung, Leitungsgeschwindigkeit und zur Ausbildung von irregulären Reizzentren. In Folge hiervon treten Herzrhythmusstörungen der verschiedensten Art bis zum Herzstillstand auf. Weitere körperliche, Symptomatik besteht aus Pupillenerweiterung, Krämpfen, Unterkühlung, Atembeschwerden und Husten. Erholung nach vier Tagen.
Bei Aufnahme einer größeren Menge Pflanzenmaterials kann der Tod schon nach wenigen Minuten eintreten. Tödliche Vergiftungen sind jedoch relativ selten, da meist frühzeitig spontanes Erbrechen einsetzt.

Philodendron und Fensterblatt (Monstera deliciosa):
Blätter und Stängel sind giftig. Sie beinhalten sowohl Glykoside, Alkaloide als auch Saponine und werden im Dschungel zur Gewinnung von Giften verwendet. Selbst abfließendes Gießwasser enthält noch genug toxische Stoffe, um bei Katzen Erbrechen zu bewirken.
U.a. ist ihr hoher Gehalt an Oxalsäure (in erster Linie als kleine Oxalat-Nadeln vorliegend) schädlich. Wird die Pflanze verletzt, so dringen diese Nadeln in Haut und Schleimhäute der Tiere ein und verursachen dort sehr rasch starke, schmerzhafte Schwellungen. Durch diese schnelle Reaktion wird meist eine weitere Giftaufnahme automatisch verhindert. Lokale Symptome sind Rötung, Schwellung und Geschwürbildung in der Mundschleimhaut und auf der Zunge. Dies führt zu brennenden Schmerzen, Kopfschütteln, Speicheln, reiben mit den Pfoten am Maul, Versuche zu Trinken und Unfähigkeit, Nahrung aufzunehmen. Später kommt es an der Schleimhaut zu Blasenbildung. Nach Abschlucken der Giftstoffe kommt es zu Erbrechen und Durchfall, gefolgt von Mattigkeit, unsicherem Gang, Lähmung der Hinterbeine, Muskelzittern, Krämpfen bis hin zum Koma. Teilweise können Schwellungen des Kehlkopfes mit hochgradiger Atemnot auftreten. Gelangen Pflanzensäfte ins Auge, so entzündet sich dieses stark. Das Auge wird zugekniffen, tränt und schwillt deutlich an. Die Abheilung dieser Augenentzündung dauert durchaus 3 – 4 Wochen.
Auch diese Vergiftung kann mir dem Tode durch akutes Leber- und Nierenversagen enden.
Häufige Aufnahme kleiner Mengen kann einen über Monate andauernden (schleichenden) Krankheitsverlauf verursachen.

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) bzw. Herkulesstaude
und Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium):
Eine Besonderheit stellen Pflanzen dar, die Stoffe enthalten, die zu einer gesteigerten Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonnenlicht führen. Der Pflanzensaft enthält sogenannte Furocumarine. Das sind phototoxische Substanzen. die UV-Licht absorbieren und mit der so gewonnenen Energie chemische Reaktionen auslösen, die das Erbgut und die Zellen schädigen. Nach dem Kontakt mit diesen “lichtgiftigen” (phototoxischen ) Stoffen entsteht unter Sonneneinstrahlung rasch eine verbrennungsähnliche Rötung, Schwellung und Blasenbildung der Haut, die sehr unangenehm sein kann, und anschließendem Haarverlust (“Wiesendermatitis”).
Es sind besonders die wenig behaarten und unpigmentierten Körperpartien (Kopf und Bauch) gefährdet. Die Heilung ist langwierig und oft bleiben Narben und Pigmentveränderungen zurück.
Auch die Aufnahme über das Verdauungssystem führt zu Überempfindlichkeit der Haut gegen Sonnenlicht, wobei noch Schwindel, Übelkeit und Erbrechen hinzukommen.
Gegenmaßnahme: Direkt nach dem Kontakt sollte die Haut gründlich gewaschen und vor Sonne geschützt werden. Bereits bestehende Schäden sind wie Verbrennungen zu behandeln.

Rhododendron und Azalee:
Das Heidekrautgewächs hat giftige Blätter und Blüten, bei stark giftigen Arten enthält auch der Honig als giftigen Inhaltsstoff das Grayanotoxin (Acetvlandroinedol). Bei diesem Toxin handelt
es sich um ein Nervengift (Neurotoxin). Es bewirkt eine Lähmung der Skelettmuskulatur, eine Hemmung der Herzaktivität, eine Aktivierung des Brechzentrums und eine Depression des Zentralnervensystems. Als erste Symptome zeigen sich Speicheln, Reiben des Kopfes an Gegenständen, Nasen und Augenausfluss, Erbrechen und Durchfall. Darauf folgen eine Verlangsamung des Herzschlages, ein Abfall des Blutdruckes, Herzrhythmusstörungen, Muskellähmungen und Atemstörung. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein.
Die verwandte Azalee ist etwas weniger giftig, andere Rhododenronarten sind ungiftig.

Rosengewächse (Rosaceae):
Die Giftigkeit der Früchte der Gattung Prunus (Kirsche, Pflaume, Aprikose etc.) darf nicht unterschätzt werden. Mit Vergiftungen ist hier jedoch nur zu rechnen, wenn die Kerne geöffnet werden und einige auf einmal verzehrt werden. Gefährlich wird es also z.B., wenn Haustiere unkontrollierten Zugang zu Fallobst haben.
Die giftige Substanz ist das Amygdalin, aus dem im Organismus Blausäure freigesetzt wird. Nach Aufnahme einer ausreichend großen Menge zeigen sich Speicheln, Erbrechen, rote Schleimhäute, Atemnot, Fieber Krämpfe und allgemeine Schwache. Der Tod erfolgt durch „inneres Ersticken”, da der an die roten Blutkörperchen gebundene Sauerstoff nicht mehr an das Gewebe abgegeben werden kann (daher auch die Rosigfärbung der Haut und die rote Farbe des venösen Blutes). Da erst eine größere Menge zu ernsthaften Vergiftungen führt, sind meist nur Magen-Darm-Symptome zu beklagen.

Ebenfalls Blausäureabspaltende Substanzen enthalten u.a.
Kirschlorbeer ( Prunus laurocerasus)
Fächer-Zwergmispel ( Cotoneaster horizontalis)
Feuerdorn ( Pyracantha coccinea).

Sadebaum (Juniperus sabina) oder Stink-Wacholder:
Der ganze Baum (Zypressengewächs) ist, wie der volksmundliche Name Kindertod schon sagt, stark giftig. Resorption über intakte Haut möglich. Das Gift kann zum Abort im letzten Drittel der Schwangerschaft führen. Für den Hund sind 14-22 g Sadebaumspitzen tödlich.
Symptome: Erbrechen, Durchfall, Muskelkrämpfe, Paralyse, Tod.

Gefleckter Schierling (Conium maculatum):
Ganze Pflanze sehr giftig, oft tödlich, für den Hund sind schon 50 mg Coniin/kg KG tödlich.
Schnelle und leichte Aufnahme durch die Schleimhäute und auch durch die unverletzte Haut.
Auftreten der ersten Symptome nach 20-30 Minuten: Unruhe, Muskelschwäche, Inkoordination, Muskelzittern, Puls erst verlangsamt, dann beschleunigt, Krämpfe, fortschreitende Lähmung, Atem- und Herzdepression.

Gemeiner Seidelblast (Daphne mezereum):
trägt rote Früchte, alle Pflanzenteile enthalten starke entzündungsauslösende Reizgifte. Die Resorption erfolgt vor allem durch orale Aufnahme, kann aber auch durch intakte Haut erfolgen. Mezerein wirkt lokal stark reizend und führt auf Haut und Schleimhäuten zu Entzündung und Blasenbildung. Beim Anknabbern oder Kauen kommt es zu ausgeprägten Reizungen, Entzündungen und Geschwürbildungen an Schleimhäuten und Haut. Rachen-, Magen-, Darmentzündungen folgen. Nach Resorption kommt es zu Schädigung von Nieren, ZNS und Kreislauf. In schwersten Fällen kommen Nierenentzündungen, Erregung des Nervensystems und schließlich Tod durch Kreislaufkollaps hinzu. Meist bleibt es bei lokalen Schäden, da die Pflanze sehr scharf schmeckt. Daphnetoxin wirkt auch karzinogen.
Gegenmaßnahme: Flüssigkeitszufuhr, Tierkohle, Tierarzt.

Stechpalme (Ilex aquifolium):
Sie enthält gleich mehere Wirkstoffe: Purin-Alka-loide, Rutin, Ursolsäure, Baurenol, Uvaol, Triterpene, Tannin. Die Beeren sind nur bei hoher Dosis (etwa 20 Beeren) tödlich.
Symptome: Übelkeit, Erbrechen, starker Durchfall und Schläfrigkeit.

Trompetenbaum (Datura suaveolens) oder Engelstrompete::
Die ganze Pflanze ist stark giftig, besonders die Blätter udn die Rinde in der Blütezeit.
Die Einnahme des Suds der Pflanze kann zu einer tödlichen Vergiftung führen.
Symptome: Erbrechen, Durchfall, trockene Schleimhaut, Schluckbeschwerden, Sehstörungen, Herzrhytmusstörungen.

Yucca-Palme:
Katzen knabbern gerne an den Blättern dieser Pflanze, was aber tunlichst vermieden werden sollte, ist sie doch voll mit Saponinen, die eine schwere Reizung der Schleimhaut bewirken.
Die Pflanzensäfte beinhalten Gifte, die zu Schleimhautreizungen und Hämolyse (Zerstörung der roten Blutkörperchen) führen können. Die Tiere reagieren mit Zahnfleischentzündung, Speicheln, Erbrechen und Durchfall. Nachfolgend sind Untertemperatur, Bewegungsstörungen und Blutungen zu beobachten. Ein komatöser Zustand ist möglich.

Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima), Christusdorn und Wunderstrauch:
Die meisten Zuchtformen sind gering toxisch, jedoch können vereinzelt hochgiftige Formen auftreten. Von dem Wolfsmilchgewächs ist die Milch der Blätter und Blüten giftig und verursacht Entzündungen der Maulschleimhaut. Deren Aufnahme löst in hoher Dosis Magen-Darm- Entzündungen, Durchfall, Erbrechen bis hin zu Bewußtseinsstörungen und Kreislaufproblemen (schwankender Gang) aus. Ein tödlicher Ausgang durch Lungenödeme und Kreislaufversagen kann nicht ausgeschlossen werden! Ein 20 kg schwerer Hund zeigte nach Konsum von max. 3 Blättern 2 Tage lang Erbrechen und Inappetenz. Es ist nur ein letaler Fall eines älteren Hundes bekannt, der nach Aufnahme der Pflanze Erbrechen, Nierenversagen und Koma zeigte und schliesslich verstarb.
Auf der äußeren Haut kann der Milchsaft Reizungen mit Bläschenbildung und allergische Reaktionen auslösen. Gelangt Saft ins Auge, so entstehen starke Entzündungen.

Der Christdorn und der Wunderstrauch (Foto unten) wirken nur lokal reizend.

Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias):
ganze Pflanze giftig bis stark giftig. Der Milchsaft wirkt lokal stark reizend, nach Resorption werden ZNS-Störungen ausgelöst und die Leber geschädigt. Führt zu Magen-Darm-Entzündung, blutigem Durchfall, Erbrechen, Kolik, Taumeln, Krämpfe, Kreislaufkollaps, Herzrhythmus- störungen, blutigem Harn. In hoher Dosis tödlich.
Bei Augenkontakt: starke Konjunktivitis und Hornhautentzündung.
Phorbolester sind hochwirksame Tumorpromotoren.
Es gibt mehrere Wolfsmilcharten, die alle giftig sind.

Wunderbaum (Ricinus communis):
Der Wunderbaum ist eine beliebte, schnell wachsende Zierpflanze in Gärten und Parks. Das in den nußartig schmeckenden Samen enthaltene Zytotoxin Ricin ist so giftig, daß es bereits 1962 als biologischer Kampfstoff patentiert worden ist: Das Haupttoxin ist das sehr giftige Toxalbumin Ricin.
Die braun marmorierten Samen des Wunderbaums werden u.a. in Schmuckketten
verwandt. Gefährlich kann diese Pflanze, aus der das bekannte Rizinusöl aus der Apotheke
(durch Erhitzen ungiftig gemacht worden) gewonnen wird, werden, wenn z.B. wird der “Ölkuchen”, der auf Hunde sehr anziehend wirkt, als Düngemittel verwendet wird (siehe auch
unten “Pflanzendünger”)
Die tödliche Dosis beim Hund wird mit 1 bis 2 g Samen/kg Körpermasse angegeben. Nach einer Latenzzeit von bis zu drei Tagen kommt es aufgrund einer schweren Entzündung von Magen und Darm zu blutigem Durchfall, Fieber, Krämpfen, Taumeln, Multiorganversagen, Kreislaufkollaps und Zeichen einer Nierenentzündung mit Nierenversagen, Leberschädigung und Zerstörung der roten Blutkörperchen, Koma. Wenn viele Samen aufgenommen wurden, tritt der Tod nach 48-72 Stunden ein.

Gibt es Gegengifte ?
Gegengifte gibt es leider nur gegen Knollenblätterpilze, Rizinus oder Oleander. Und wenn Katzen vom süßlichen Frostschutzmittel genippt haben, ist Alkohol in größerer Menge das beste Gegenmittel. Hart, aber effektiv. In den meisten Fällen kann der Veterinär leider aber nicht viel mehr tun, als die Symptome wie Übelkeit, Durchfall oder Apathie zu behandeln. Viele physiologische Vorgänge bei Tieren sind noch wenig erforscht. Wunderarzneien gibt es nicht. Daher gilt wie so oft: Vorsorge und Vorsicht sind die beste Kur !

Auch Pflanzendünger sind generell mehr oder weniger giftig. Schlagzeilen machen vor allem rizinhaltige Bio-Dünger, da in ihnen keine Giftstoffe, schon gar keine tödlichen, vermutet werden.
Hornspäne-Dünger stehen im Verdacht, Vergiftungen mit teilweise tödlichem Ausgang bei Hunden auszulösen. Die zur Rasen- und Blumendüngung bestimmten Präparate enthalten neben Hornspänen Rizinusschrot (siehe oben unter der Giftpflanze “Wunderbaum”), das, wenn es nicht ausreichend erhitzt wird, starke Giftwirkung hat. Auch für den Menschen ist Rizin giftig. Wegen ihres Gehaltes an Hornspänen sind solche Düngepräparate für viele Hunde äußerst attraktiv.

Suchen Sie bitte sofort eine Tierarztpraxis auf, wenn Ihr Hund mit gedüngter Erde in Berührung gekommen ist und folgende Symptome zeigt:
Erbrechen
schwerer blutiger Durchfall
Zittern
Krämpfe
Schläfrigkeit

Die vorliegende Zusammenfassung habe ich aus den folgenden Linkquellen zusammen getragen:
http://www.giftpflanzen.com/
http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/pflanidx.html
http://www.giftnotruf.de/pflanz2.htm
http://www.giftnotruf.de/pfpigift.htm
http://www.botanikus.de/botanik3.html
http://www.purple-raven.de/download/Giftpflanzen.pdf
http://www.vnd-neufundlaender.de/web/giftpflanzen1.htm
http://www.hundeservice.de/medizien/giftpflanzen.htm
http://www.tierhilfswerk.at/giftpflanzen.htm
http://www.kuendig-baumschulen.ch/html/themen/giftbericht.html#haustiere
http://www.gobos-welt.de/giftige-Pflanzen_/body_giftige-pflanzen_.html

Links für “Positiv”-Listen von ungiftigen (bzw. gering giftigen) Pflanzen:
http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/upflanz.html
http://www.gobos-welt.de/giftige-Pflanzen_/body_giftige-pflanzen_.html


Weintrauben und Rosinen sind giftig für Hunde

Weintrauben und Rosinen
sind giftig für Hunde

von Clarissa v. Reinhardt

Weintrauben und Rosinen können für Hunde das pure Gift sein. So warnen unabhängig voneinander ein amerikanisches (ASPCA’s Animal Poison Control Center) und ein britisches (Veterinary Poisons Information Service) Zentrum für Vergiftungsanfälle bei Tieren. Beide Zentren sammeln alle Daten über Vergiftungen bei Tieren, die ihnen von Tierärzten übermittelt werden.

Merkwürdige Vergiftungen
Bei der Analyse dieser Daten stießen die Forscher auf merkwürdige Vergiftungen bei 19 Hunden (10 in den USA und 9 in Großbritannien). Alle Hunde hatten unterschiedlich große Mengen an Weintrauben oder Rosinen gefressen – Leckereien, die man eigentlich als harmlos einstufen würde.

Die Symptome der Hunde glichen sich: Einige Stunden nach dem Verzehr der Früchte erbrachen sich die Tiere und wurden appetitlos. Durchfall und Bauchschmerzen stellten sich bei einigen Hunden ein. Nach 24 Stunden zeigten die am schwersten betroffenen Hunde die Symptome eines Nierenversagens. Sie wurden sehr ruhig bis lethargisch und konnten kein oder nur noch wenig Wasser lassen.

Bei Blutuntersuchungen stellten die behandelnden Tierärzte neben dramatisch erhöhten Nierenwerten auch eine Hyperkalzämie (zu viel Kalzium im Blut) fest. Von den zehn amerikanischen Hunden überlebten nur fünf Tiere.

Bei Verdacht auf eine Weintraubenvergiftung sollten die Hunde zur Entgiftung rasch zum Erbrechen gebracht werden. Evtl. kann man mit Aktivkohle das Gift im Darm binden. Danach muss der Tierarzt vor allem dem drohenden Nierenversagen vorbeugen. Bei schweren Vergiftungen sollte der Hund vom Tierarzt stationär aufgenommen und mindestens 48 Stunden lang unter Kontrolle der Blutwerte mit Infusionen versorgt werden.

Rosinen sind eventuell gefährlicher
Noch weiß man sehr wenig über die Ursache dieser Vergiftungen. Denn außer dem Verzehr von Weintrauben wiesen sie keine Gemeinsamkeiten auf: Die Vergiftungsfälle ereigneten sich nicht in einer speziellen Region. Weintrauben und Rosinen gehörten unterschiedlichen Sorten an und waren weder mit Spritzmitteln noch anderen chemischen Mitteln oder Schwermetallen übermäßig belastet. Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass es tatsächlich die Früchte sind, die die Vergiftungen bei den Hunden ausgelöst haben. Sie vermuten, dass Rosinen sogar noch gefährlicher als frische Trauben sind, weil sie den giftigen Stoff in konzentrierter Form enthalten.

Bisher gibt es nur Schätzungen
Auch die Dosis, die den Weintraubengenuss zum Gift für den Hund macht, ist noch nicht bekannt. Die amerikanischen Forscher schätzen, dass umgerechnet 11,6 g Trauben pro kg Körpergewicht des Hundes zu Vergiftungserscheinungen führen können (also bei einem 20 kg schweren Hund rund 232 g Trauben). In Großbritannien ermittelten die Wissenschaftler, dass ca. 14 g Rosinen/kg Hund zu einem Todesfall bei einem Labrador Retriever geführt haben.

Wichtig ist, die Hunde nicht erst auf den Geschmack zu bringen, damit sie sich nicht selbst bedienen.

Weitere Informationen:

www.aspca.org/site/PageServer?pagename=grapes
www.vetinfo.com/doginfo.html

Quelle: http://www.hundshuus.de/medizin/weintrauben.html

barbara-welsch@mnet-online.de